Martin Kallen, als Ihr Boss Aleksandar Ceferin im März ankündigte, die Euro-Städte müssten Spiele mit Fans garantieren, langte man sich an den Kopf. Nun hat er recht bekommen.
Martin Kallen: Wir haben immer erwartet, dass das klappt, weil wir mit den Behörden stets in engem Kontakt waren. Aber es war nicht eine absolutistische Forderung, sondern ein Wunschszenario.
Zu den Problemen: Italien spielt seinen Achtelfinal im Wembley. Aber die Tifosi können nur mit Quarantäne nach England ein- und ausreisen. Das ist doch bitter!
Ja. Aber es hat genug Tifosi, die in England wohnen. Die werden Stimmung machen. Es ist nicht anders möglich.
Russland wirft den dänischen Behörden Russophobie vor, weil sie deren Impfstoff Sputnik nicht anerkennen.
Das hat nichts mit Dänemark zu tun. Die EU hat Sputnik noch nicht anerkannt – wie die Schweiz. Und dass russische Fans in Quarantäne müssen, hat auch nichts mit ihnen zu tun. Das müssen alle, die nicht aus dem Schengen-Raum sind.
Findet der Final im Wembley statt?
Gemäss Spielplan ja. Daran wollen wir nichts ändern.
Und wie schaut es mit der für die K.-o.-Spiele geplante Kapazitäts-Erhöhung auf 50 Prozent aus?
Da sind wir noch dran. Bis Ende Woche wissen wir mehr.
Aber die Fans können weder ein- noch ausreisen.
Das ist so. Wir sind aber in Kontakt mit englischen Behörden, was man da machen kann.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban wäre heiss auf einen Final in Budapest.
(Lacht) Er würde sich sicher freuen, wenn er den Final kriegte. Aber das ist zurzeit kein Thema.
Was sagen Sie zur Gaudi in der vollen Puskas-Arena in Budapest?
Alle im Stadion sind geimpft oder negativ getestet. Dann ist das Risiko auch mit 55'000 Fans gering.
Was läuft mit der deutschen Captainbinde in Regenbogen-Farben? Darf Manuel Neuer diese auch im behördlich homophoben Ungarn tragen?
Darf er. Wir haben das angeschaut und kein Verfahren eröffnet.
Stichwort Flaschengate. Es ist nicht so clever, dass Ronaldo und Pogba, diejenigen Firmen provozieren, die ihnen Privatjets und Luxusvillen ermöglichen.
Ich finde es wichtig, dass die Leute wissen, woher das Geld kommt, das sie verdienen. Dann muss man die Verträge auch so respektieren. Niemand zwingt die Spieler zum Konsum der Getränke. Positiv ist so ein Fall für die Sponsoren sicher nicht.
Aber eigentlich ist die EM schon gewonnen. Stellen Sie sich vor, der Fall Eriksen wäre anders ausgegangen.
Wir sind froh, hat er das überlebt. Einen Herzinfarkt eines Spielers gabs bei einem Grossevent noch nie. Und nun hat er das Spital sogar schon verlassen können.
Und kurz nach dem Drama gings weiter. Auf sanften Druck der Uefa?
Nein, kein bisschen. Die Trainer haben das alleine so entschieden.
Treibt Ihnen die Delta-Variante den Angstschweiss auf die Stirn?
Nein. Auch unserem Berater Daniel Koch nicht. Es werden täglich mehr und mehr Menschen geimpft.
In Moskau musste die Fanzone wegen steigender Zahlen geschlossen werden.
Ja. Aber das war keine offizielle Fanzone. Jene in St. Petersburg wurde von 6000 auf 3000 verkleinert. Aber das ist normal, weil viele Leute dort noch nicht geimpft sind.
Noch ein Wort zur Schweiz: Sind Coiffeur-Besuche eigentlich im Bubble-Protokoll der Uefa vorgesehen?
(Lacht) Eigentlich nicht. Doch wenn eine Person mit einem negativen Test kommt, wollen wir nicht päpstlicher sein als der Papst.
Und Familienbesuche?
Das ist etwas anderes. Das geht nicht. Es können nicht plötzlich 50 Personen in die Bubble eindringen. Dieses Risiko wäre zu gross.
