«Muri hätte vor seinem Haus einen schönen Flankenball spielen können, den ich in meinem Garten hätte fangen können», sagt Roger Federer (42) im Doppel-Interview des Magazins «Interview by Ringier» über die Kindheit in Basel und den damaligen Nachbarn Murat Yakin (49). Zwei Basler, die sich seit Kindestagen kennen und enorm schätzen, die am selben Ort aufgewachsen und bis heute noch gute Freunde sind.
Deshalb kann Federer seinem Kumpel vor dem EM-Auftakt der Schweizer Nati am Samstag gegen Ungarn (15 Uhr, im Liveticker) problemlos eine provokante Frage stellen. «Gell, du weisst, ich würde gerne mal zu einem Euro-Final kommen?». Damit schiebt der Tennis-Maestro vor der EM noch etwas Druck auf die Schweiz. Yakin nimmts mit Humor: «Jetzt machst du aber Druck! Ich schicke dir Karten (wenn es so weit ist, Anm. d. Red).»
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«... und schon geht alles schief»
Ob ernst gemeint oder nicht: Bis in den Final ist es ein weiter Weg. Und er ist steinig. Egal, ob für die Schweiz oder die Favoriten England und Frankreich. Es warten Nervenspiele. Die Historie zeigt: Mit mindestens einer Verlängerung oder einem Penaltyschiessen muss man an einer Endrunde rechnen.
Federer vergleicht eine solche Drucksituation mit einem Tiebreak im Tennis: «Eine kleine Unsicherheit im Kopf, eine kleine Ablenkung – und schon geht alles schief.» Yakin: «Als Einzelsportler lernst du, damit umzugehen, dass du auf dich alleine gestellt bist. Im Fussball trägst du den Druck als Team. Beim Penaltyschiessen geht das aber nicht mehr: Da heisst es eins-gegen-eins. Da flattern selbst bei Routiniers die Nerven.»
Yakin war schon mal bei Federer-Final
Ein Final-Ticket für Federer – das wäre auch eine Revanche von Muri. Im Jahr 2007 hatte Federer, der im US-Open-Endspiel gegen Novak Djokovic ran musste, Yakin für den Final im Big Apple eingeladen. Für Yakin ein unvergesslicher Moment, wie er erzählt. Nicht, weil Federer glatt in drei Sätzen gewann.
Yakin: «Ich erinnere mich noch an die Rückreise mit deinem Vater Robert. Robert hat sich um die Flüge gekümmert. Aber der Rückflug war so gelegt, dass wir während des US-Open-Finals abfliegen mussten. Darüber war ich sehr verärgert. Ich sagte zu ihm: ‹Robi, das chasch doch nid mache!›»
Federer locker: «Mein Vater ist legendär in solchen Situationen. Bei meinem ersten Sieg in Wimbledon war er auch nicht dabei – weil er noch etwas zu erledigen hatte. Vielleicht verstehe ich mich deshalb so gut mit meinen Eltern. Einerseits war ihnen meine Karriere wichtig, andererseits haben sie mir immer das Gefühl gegeben, dass sie auch noch andere Dinge im Leben haben.»
Es sei auch eine Art Coolness, die Vater Federer lebt. Eine, die die Nati in einem allfälligen Penaltyschiessen in einem K.-o-Spiel – oder einer Drucksituation – auch gebrauchen wird.