Rot-weiss-roter Jubel in Berlin. Österreich gewinnt erstmals seit 34 Jahren gegen Holland (3:2) und schliesst die Gruppe D auf Platz 1 ab. Die Euphorie ist riesengross. «Österreichs EM-Sommermärchen geht weiter», schreibt der «Kurier». Und bei der «Krone» heisst es: «Ein Tag für die Geschichtsbücher, ein Spiel, das man nie vergessen wird, auf einer Stufe mit Cordoba 1978 steht. Damals 3:2 gegen Deutschland, diesmal 3:2 gegen die Niederlande!» Die «Kleine Zeitung» beschreibt das Ganze mit einem Wort: «Wahnsinn!»
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Auch in Deutschland ist man von Österreichs Auftritt begeistert. Bei der «Bild» ist vom «besten Spiel der EM» die Rede. Ein Prädikat, welches das Duell mit Holland verdient. Und die Spieler dazu veranlasst, ausgelassen zu feiern.
«Etwas sehr Besonderes für uns»
Zunächst tun sie das im Stadion. Sie eilen vor die Fankurve, als der DJ «I am from Austria» anspielt. «Die Emotionen in unserem Land und von den Leuten im Stadion waren, sind riesengross», sagt Marko Arnautovic (35). «Unsere sind noch ein bisschen grösser, am Platz bekommt man noch mehr mit.» Auch von Marcel Sabitzer (30) klingt es ähnlich. Er fügt an: «Es ist etwas sehr Besonderes für uns, dass wir den Menschen diese Emotionen schenken dürfen.»
Emotionen, die auch diejenigen packen, die sonst weniger mit Fussball am Hut haben. «Hätte mir nicht gedacht, dass ich eines Tages mal so fussballverrückt sein werde», schreibt etwa Österreichs Ski-Ass Katharina Liensberger (27) auf Instagram. Sie erlebte das Spektakel im Stadion mit.
Ebenfalls im Stadion sind Bundeskanzler Karl Nehammer (51) und Vizekanzler Werner Kogler (62). Die beiden statten dem Team einen Besuch in der Kabine ab. «Sie haben kurz zur Mannschaft geredet und dann noch ein Lied angestimmt», verrät Philipp Lienhart (27) gegenüber österreichischen Medien.
Party geht im Bus weiter
Die Party ist mit dem Verlassen des Stadions noch nicht vorbei. Sie geht im Bus weiter – zu «Sweet Caroline» wird gesungen und getanzt. Trainer Ralf Rangnick (65) erlaubt, dass Familie, Frauen und Freundinnen bei den Spielern übernachten dürfen. «Unser non-playing Captain (David Alaba, Anm.d.Red.) hat gesagt, morgen ist kein Training. Dann brauche ich mir darüber keinen Kopf mehr zu machen», meint er schmunzelnd.
Für Österreich gehts am Dienstag (21 Uhr) mit dem Achtelfinal weiter. Der Gegner? Noch offen. Infrage kommen Türkei, Tschechien oder Georgien – dank des Gruppensieges ist ein Duell mit einer der Top-Nationen Spanien, Deutschland, Portugal oder erneut Frankreich erst im Final möglich.
So weit will Rangnick nicht vorausdenken. Im Gegenteil. Schon nach der Partie tritt er etwas auf die Euphoriebremse. «Ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich, dass wir Europameister werden», sagt er auf der Pressekonferenz. Vorderhand gehts für Österreich sowieso um etwas anderes: den nächsten historischen Sieg. Es winkt der erstmalige Vorstoss in den EM-Viertelfinal.