Wüste Schlägereien im Wembley – Erwachsener schlägt Jungen
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Vor dem EM-Final 2020:Wüste Schlägereien im Wembley – Erwachsener schlägt Jungen

Haben die beschämenden Fans eine britische Heim-WM 2030 verspielt?
«England hätte den Titel nicht verdient»

In England folgt das grosse Augenreiben nach den schlimmen Fan-Exzessen. Kommentatoren scheinen sich einig, dass die Engländer den EM-2020-Titel nicht verdient hätten. Doch das Land will die Fussball-WM 2030 austragen. Hat Englands WM-Kandidatur Dämpfer erlitten?
Publiziert: 13.07.2021 um 00:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.07.2021 um 08:11 Uhr
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Frust in England nach dem EM-Triumph Italiens.
Foto: Keystone

England will die Fussball-WM 2030 austragen. Die Bewerbung hat spätestens mit dem EM-Final am Sonntag im Wembley arge Rückschläge erlitten. Wenn schon nicht mit dem EM-Titel, kommt Fussball wenigstens 2030 «nach Hause zurück», fragt der bekannte britische Kolumnist Robert Hardman in der «Daily Mail» lakonisch. Hardman beantwortet seine Frage gleich selber: «Nicht, wenn die Tölpel, die dieses Turnier beschmutzt haben, etwas damit zu tun haben.»

Englands Fans, da ist man nach den Eskalationen am Sonntag inzwischen auch im Mutterland des Fussballs überzeugt, haben der Nation einen Bärendienst erwiesen. Selbst Englands Nachbar Schottland, der schon so nicht gut auf London zu sprechen ist, schlägt sich nicht auf die Seite seiner britischen Mitbürger. Schottlands grösste Zeitung «The National» titelte höhnisch: «It's coming Rome!», «Rom, es kommt!» - eine Verhunzung des Hashtags «itscominghome», Fussball «kommt nach Hause», der in Englands sozialen Medien dominierte.

Rassistische Tiraden gegen eigene dunkelhäutige Spieler, den dänischen Goalie Kasper Schmeichel (34) beim Penalty mit einem Laserpointer blenden, Buhrufe bei Nationalhymnen der Gäste und ein kleines, weinendes Mädchen auslachen und verhöhnen, das mit der deutschen Tricolore auf den Stadionmonitoren zu sehen war: So gut die englische Nationalmannschaft gespielt hat, «ihre Anhänger haben so gut wie alle Sympathien verspielt», meint das deutsche Magazin «Stern»: «Ein Foul nach dem anderem - diese englischen Fans hätten den Titel nicht verdient gehabt.» So attraktiv die englische Mannschaft gespielt habe, «so unappetitlich waren ihre Fans».

Aus Fehlern nichts gelernt

Prominente englische Stimmen beeilten sich zwar, sich für ihre Fans zu schämen. Der englische Fussballverband sprach von «widerlichem Verhalten». Prinz William (39) empörte sich auf Twitter: «Ich bin angewidert von den rassistischen Beschimpfungen gegen die englischen Spieler. Dieses abscheuliche Verhalten ist völlig inakzeptabel.» Premier Boris Johnson (57) doppelte nach: «Die Verantwortlichen für diese entsetzlichen Beschimpfungen sollten sich schämen.»

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Der Schaden ist angerichtet. «Der letzte Eindruck bleibt», kommentiert die österreichische «Kurier»: «Nicht zum ersten Mal erweisen sich englische Fans als schlechte Verlierer. Leider werden auch diese Bilder in Erinnerung bleiben von dieser EM. Und leider hat England offenbar nicht aus der Vergangenheit gelernt.»

Englands Chancen für die WM 2030

Die «Bild», Europas grösste Zeitung, kommentierte schon vor dem Final: «England hat den Titel nicht verdient!» Dies sei «nicht mehr das England, das den ehrlichen und vor allem fairen Fussball wirklich liebt».

Doch auf der Insel gibt man sich unbeeindruckt, dass die beschämenden Fans Grossbritanniens Chancen beeinträchtigen könnten, die Fussball-WM 2030 zusammen mit Irland abzuhalten. Baronin Kate Hoey (75), britische Sportministerin unter Premier Tony Blair (68) im Jahr 2000, wirft dem Ausland gar Hetzkampagnen vor, um Englands Chancen zu trüben.

«Ich muss leider sagen», so die Baronin, «dass die wichtigsten Faktoren Geld und Politik sind. Andere Länder werden versuchen, diese Szenen zu nutzen, um unsere Bewerbung zu verderben. Doch Fifa», ist Hoey überzeugt, «wird auf finanzielle Vorteile achten und darauf, wer sonst noch auf unserer Seite steht.» (kes)

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