Er räumt den Schweizern trotzdem Chancen ein
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Fussball-Legende Gilbert Gress:Er räumt den Schweizern trotzdem Chancen ein

Kult-Trainer Gilbert Gress über den Knüller gegen Frankreich
«Die Schweiz hat auf dem Papier keine Chance, aber...»

Der ehemalige französische Nati-Spieler und Schweizer Nati-Trainer Gilbert Gress (79) drückt der Nati die Daumen und analysiert die Franzosen.
Publiziert: 25.06.2021 um 01:28 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2021 um 06:58 Uhr
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Kult-Trainer Gilbert Gress (79), der ehemalige französische Nationalspieler und Schweizer Nati-Coach, meint: «Auf dem Papier ist die Schweiz chancenlos!»
Foto: Keystone
Michael Wegmann

Gilbert Gress, was wäre in Frankreich los, falls die Schweizer die Franzosen am Montag besiegen würden?
Gilbert Gress: Oh, là, là! Ich will mir nicht ausdenken, was dann in Frankreich los wäre. Denn im Selbstverständnis der Franzosen gibt es nur einen möglichen Europameister – das ist Weltmeister Frankreich.

Wie gross sind die Chancen, dass sich die Schweiz durchsetzt?
Auf dem Papier sind sie gleich null. Sehen Sie, bei Frankreich sitzt mit Olivier Giroud ein Champions-League-Sieger und Weltmeister nur auf der Bank. Wenn man die Spieler der Mannschaften vergleicht, ist die Schweiz absolut chancenlos.

Aber es ist doch keine Überraschung, dass Giroud auf der Bank sitzt, nachdem Karim Benzema zurückgekehrt ist, oder?
Seit Benzema wieder da ist, ist für die Franzosen Giroud einfach kein Thema mehr. Das stört mich: Man ist nicht fair mit Giroud. Klar ist Benzema bei Real seit Jahren ein Superstar und technisch stärker. Aber Giroud ist im Strafraum gefährlicher.

Tönt, als wären Sie im Giroud-Fan-Lager und gegen ein Benzema-Comeback gewesen?
Nein, ich bin nicht Fan. Ich finde nur, dass Giroud in Frankreich mehr Wertschätzung verdient hätte.

Die grosse Frage für uns Schweizer ist, wie man Superstar Mbappé aus dem Spiel nehmen kann. Ist das möglich?
Sehr schwierig, aber unmöglich ist es nicht. Zuletzt haben viele Teams gezeigt, dass man ihn auch abmelden kann. Man darf ihm null Raum lassen. Denn kommt er in Fahrt, ist er nicht zu bremsen.

Und der kleine Mittelfeld-Abräumer N'Golo Kanté?
Ein Fussballer, den sich jeder Trainer wünscht. Er ist einer der besten Balleroberer der Welt. Aber nicht nur. Auch mit Ball am Fuss ist er Weltklasse. Kanté gehört zu den wichtigsten Franzosen. Dann sind da ja auch noch Pogba, Griezmann, Hernandez. Hört man all diese Namen und sieht das Potenzial der Spieler, dann ist es eindeutig: Auf dem Papier ist die Schweiz chancenlos. Aber nicht auf dem Rasen. Ungarn hat es beim 1:1 vorgemacht. Und ich bin sicher: Die Schweiz ist mindestens so gut wie Ungarn.

Nur ist es diesmal ein K.-o.-Spiel. Die Franzosen spielen nicht mehr im Schongang, weil sie gewinnen müssen.
Da haben Sie recht. Trotzdem: Bisher hat mich die Equipe Tricolore nicht überzeugt. 1:1 gegen Polen. 2:2 gegen Portugal mit einem geschenkten Penalty. Und das 1:0 gegen Deutschland kann man auch relativieren. Deutschland ist im Moment alles andere als eine Übermannschaft, die Deutschen verloren kürzlich ja sogar gegen Nordmazedonien. Jetzt beginnt die EM wieder bei null. Für alle! Und die Schweiz hat Chancen.

Sie glauben wirklich an einen Sieg der Nati?
Klar. Würden wir nicht dran glauben, könnten wir jetzt sofort nach Hause fliegen. Für einen Sieg brauchts einen Yann Sommer in Weltklasse-Form, Verteidiger, die fehlerlos bleiben, Mittelfeldspieler, die rennen, und Stürmer, die auch verteidigen.

Sie reden von «wir». Drücken Sie als französisch-schweizerischer Doppelbürger der Nati die Daumen?
Ja. Mein Herz schlägt mehr für die Schweiz. Obwohl meine Frau und ich das Spiel in Strasbourg gucken werden.

Was wäre denn in der Schweiz los, würde die Nati gewinnen?
Die Schweizer wären euphorisch. Und es würde sicher kein einziger Schweizer mehr vom Coiffeurbesuch in Rom reden.

Sie haben immer sehr viel Wert auf Ihre Haarpracht gelegt. Hatten Sie damals auch schon einen Coiffeur im Camp?
Nein. (lacht) Ich habe mir nur alle drei Monate die Haare geschnitten. Aber Coiffeure gehören nun mal zum modernen Fussball dazu. Auch wenn ich das nicht notwendig finde.

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