Wer im Team der Georgier nach dem grössten Namen sucht, wird schnell fündig. Napoli-Star Khvicha Kvaratskhelia (23) bringt es auf einen geschätzten Marktwert von 80 Millionen Franken. Damit ist der Flügelspieler so viel wert wie seine 25 Teamkollegen zusammen.
Einer davon ist FCB-Juwel Gabriel Sigua (18). Der Mittelfeldspieler rutschte im letzten Moment noch ins EM-Aufgebot von Trainer Willy Sagnol (47). «Es ist eine enorme Verantwortung, aber auch die grösste Freude, die ein Spieler empfinden kann. Ich bin extrem glücklich, dass ich hier sein darf», sagt Sigua zu Blick.
EM-Premiere gegen die Türkei
Viel zugetraut wird den Georgiern bei ihrer EM-Premiere nicht. Schon alleine die Tatsache, dass sich die Weltnummer 74 überhaupt erstmals für eine Endrunde qualifiziert hat, ist eine kleine Sensation. Denn in der Quali blieb hinter Spanien, Schottland und Norwegen nur Platz vier. Dank einer starken Nations-League-Kampagne klappte es über die Playoffs mit Siegen gegen Luxemburg (2:0) und Griechenland (4:2 n.P.) aber doch mit dem EM-Ticket.
Nur als Sparringspartner will Georgien in der Gruppe F mit Portugal, Tschechien und der Türkei aber nicht herhalten. «Wir haben Bereitschaft und die Kraft, um den nächsten Schritt zu machen», glaubt Sigua vor dem Auftakt am Dienstag gegen die Türkei (18 Uhr). Die Stimmung im Team sei fantastisch. «Und auch das Umfeld, in dem wir uns hier vorbereiten, schafft alle Voraussetzungen, damit wir unser Bestes geben können.»
Celestini schwärmt von Sigua
Dass Sigua bislang erst zwei Kurzeinsätze für sein Land auf dem Konto hat, liegt vor allem an seiner Verletzungsanfälligkeit. Auch für den FCB kommt er in dieser Saison nur auf 530 Super-League-Minuten, wirkt nicht immer optimal austrainiert. Sein riesiges Potenzial hat Sigua dennoch angedeutet. «Gabriel bringt alles mit. Er hat eine sehr gute Physis, läuft viel und hilft auch in der Defensive mit», schwärmt FCB-Trainer Fabio Celestini (48). «Und er ist für einen Mittelfeldspieler sehr torgefährlich. Ich hoffe, ihn in der neuen Saison häufiger einsetzen zu können.»
In der Vorbereitung muss Celestini aber vorerst auf den einzigen Basler EM-Fahrer verzichten. Damit hält der junge Georgier eine beeindruckende Serie am Leben: Seit der WM 2014 war der FCB an jedem grossen Turnier mit mindestens einem Spieler vertreten. Sigua will sich darauf nichts einbilden. «Ich glaube nicht, dass ich deswegen etwas Besonderes bin», sagt er.
Das passt zum jungen Georgier. In Basel hat er sich mit seiner bodenständigen Art bereits zu einem Publikumsliebling entwickelt. Im vergangenen November fuhr Sigua nach seinem 2:1-Siegestreffer gegen Yverdon gemeinsam mit Fans in einem vollgestopften Linienbus nach Hause. Sollte er mit Georgien für eine EM-Sensation sorgen, wird das zumindest in seiner Heimat Tiflis in Zukunft kaum mehr möglich sein.