Herr Prohaska, für viele ist Österreich an der EM ein Geheimfavorit. Sind Sie so stark wie nie zuvor?
Herbert Prohaska: Letztlich wird es die Endrunde zeigen. Die Mannschaft ist gut, keine Frage. Sie hat eine Reihe an Siegen hingelegt. Unter Ralf Rangnick macht es viel Freude, zuzuschauen. Seit er da ist, gab es eine grosse fussballerische Weiterentwicklung. Allerdings fehlen uns zurzeit einige Schlüsselspieler. Das kann man an einem solchen Turnier merken.
Was trauen Sie der Nationalmannschaft zu?
Bei jeder Endrunde hat das erste Spiel eine enorme Bedeutung. Wir sind in einer der schwierigsten Gruppen. Normalerweise sage ich, wenn du das erste Spiel gewinnst, ist es wunderbar und man kann davon zehren. Weil wir als Erstes gegen Turnierfavorit Frankreich spielen, sage ich, dass schon ein Remis einen enormen Schub geben kann.
Wie nehmen Sie die Stimmung in Österreich wahr?
Es herrscht grosse Euphorie. Jeder träumt davon, das Griechenland von 2004 zu sein. Ähnlich wie in der Schweiz kann die Stimmung aber schnell umschlagen. Wenn wir schon in der Gruppenphase scheitern, dann sind viele am Boden zerstört. Wenns aber mehr als der Achtelfinal wird, dann herrscht Ausnahmezustand.
Kann Österreich mit diesem Druck umgehen?
Diese Gedanken werden nicht aufkommen. Davon bin ich überzeugt.
Herbert Prohaska kam am 8. August 1955 in Wien zur Welt. Als Spieler stand er zwischen 1970 und 1989 bei Ostbahn XI, Austria Wien, Inter und Roma unter Vertrag und feierte zahlreiche Erfolge. Ausserdem kam er auf 83 Spiele mit der Nationalmannschaft und schoss 10 Tore. Nach seinem Rücktritt startete er seine Trainerlaufbahn und führte Österreich 1998 an die WM. Einige Jahre später wurde er als Österreichs Fussballer des 20. Jahrhunderts gewählt. Heute arbeitet Prohaska als Experte bei ORF und als Kolumnist bei der «Kronen Zeitung».
Herbert Prohaska kam am 8. August 1955 in Wien zur Welt. Als Spieler stand er zwischen 1970 und 1989 bei Ostbahn XI, Austria Wien, Inter und Roma unter Vertrag und feierte zahlreiche Erfolge. Ausserdem kam er auf 83 Spiele mit der Nationalmannschaft und schoss 10 Tore. Nach seinem Rücktritt startete er seine Trainerlaufbahn und führte Österreich 1998 an die WM. Einige Jahre später wurde er als Österreichs Fussballer des 20. Jahrhunderts gewählt. Heute arbeitet Prohaska als Experte bei ORF und als Kolumnist bei der «Kronen Zeitung».
Bevor es mit der EM losgeht, steht noch das Testspiel gegen die Schweiz an. Gewinnt Österreich das siebte Spiel in Folge?
Die Serie kann schon weitergehen. Aber die Schweiz ist nicht schlechter und hat mit seiner grossen Erfahrung einen leichten Vorteil. Wäre ich abergläubisch, würde ich für Rangnick ohnehin hoffen, dass es ein Remis gibt.
Wieso das denn?
Als wir damals im März 1999 gegen die Schweiz in St. Gallen siegten, verloren wir kurz darauf in Spanien 0:9 und ich war meinen Job als Nationaltrainer los.
Ein Horrorszenario, würde sich das wiederholen.
Leider Gottes wird der Trainer nur an den Resultaten gemessen.
Bisher schwärmt aber ganz Österreich von Rangnick. Nicht zuletzt, weil er jüngst auch ein Angebot von Bayern München ausschlug. Was zeichnet ihn aus?
Er ist ein Visionär. Er sieht hier die Möglichkeit, anders als wahrscheinlich in München, allein viel zu bewirken. Hier sagt ihm niemand: «Du bist der Trainer und du entscheidest nur über bestimmte Themen.» Er ist überall involviert und er will das auch. Dabei spreche ich auch vom geplanten Trainingszentrum. Was er bis jetzt gemacht hat, ist alles auf der richtigen Schiene.
Nicht nur auf der Trainerposition ist Österreich gut aufgestellt. Auch die Qualität der Feldspieler ist riesig. Gibt es jemanden aus dem heutigen Kader, mit dem Sie gerne zusammengespielt hätten?
Einen Einzelnen herauszupicken, ist schwierig. Deshalb hätte ich gern mit der ganzen Mannschaft gespielt. Wobei wir auch zu meiner Zeit super Spieler hatten. Ich denke an die WM 1978 in Argentinien. Rückblickend war es uns damals nicht klar, wie gut wir wirklich waren. Da hätten wir mehr erreichen müssen.
Womit müsste man 2024 aus österreichischer Sicht zufrieden sein?
Erreichen wir den Achtelfinal, ist es ein schöner Erfolg.