FCB-Xhaka über Leidenszeit
«Ob ich Schiss hatte? Ja, extrem!»

Taulant Xhaka ist heiss darauf, endlich wieder mit dem FCB anzugreifen! Der 30-Jährige über ein Jahr Leidenszeit, seine Ungeduld, OP-Angst und Zukunftspläne.
Publiziert: 05.07.2021 um 14:12 Uhr
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Entschlossen zurück: FCB-Mittelfeldantreiber Taulant Xhaka.
Foto: Daniela Frutiger/Freshfocus
Marco Pescio

Eine herrliche Pirouette im Europa-League-Viertelfinal gegen Schachtar Donezk – sie ist Taulant Xhakas bislang letzte Ernstkampf-Aktion seit sage und schreibe 324 Tagen! Sekunden vor der Trick-Drehung an jenem 11. August zwickts ihn im rechten Knie. Ein eigentlich harmloser Zweikampf ist es, der ihm zum Verhängnis wird!

Diagnose: Teilriss im Innenband! Doch Xhaka ahnt auch nach dem ärztlichen Befund noch nicht, welch Geduldsprobe auf ihn warten würde. «Ich hatte diese Verletzung schon einmal – und wollte einfach so schnell wie möglich wieder zurück sein», sagt er heute.

Rückblickend weiss der 30-Jährige mittlerweile aber auch: «Man braucht sechs Wochen Pause in solch einem Fall, ich wollte es aber schon nach drei Wochen wieder mit gewissen Belastungen probieren. Ich habe zu früh angefangen – das war ein Fehler!»

Sein Ehrgeiz sei ihm im Weg gestanden, er habe sich unter dem neuen Trainer – Ciriaco Sforza hatte gerade übernommen – empfehlen wollen, und noch so gerne hätte er dem FCB in die Europa-League-Gruppenphase verholfen. Eine Aufgabe, an der die Basler bekanntlich krachend scheiterten (Out gegen ZSKA Sofia).

«Ob ich Schiss hatte? Ja, extrem!»

Total fünfmal sei er in den Folgemonaten wieder im Mannschaftstraining gewesen, in voller Hoffnung, gleich wieder in den Spielbetrieb eingreifen zu können. Immer wieder folgt der Hammer. Immer wieder kommen die Schmerzen zurück. «Irgendwann sagte ich dann: Okay, dann muss also doch eine Operation her.» Seine erste grosse überhaupt. Eine echte Prüfung für den Routinier, wie er zugibt: «Ob ich Schiss hatte? Ja, extrem. Frag mal bei meinen Teamkollegen, ich habe alle 100 Mal gefragt, wie eine OP so sei. Valentin Stocker zum Beispiel kann ein Liedchen davon singen.»

Der Eingriff erfolgt Anfang Februar. Die Saison, in der die Basler einen Antreiber wie ihn gut hätten gebrauchen können, ist für «Tauli» damit gelaufen. Die Muttenzerkurve baut ihn moralisch auf, versieht die Mauer vor seinem Haus mit einem riesigen Banner: «Rot isch d Liebi, Blau d Treui – Gueti Besserig Tauli».

Xhaka leidet in jener Zeit. In solch einer schwierigen Saison, in der Meistertitel, Cup und internationales Geschäft flöten gehen, nicht helfen zu können, habe ihn «frustriert und enttäuscht». Der Kontakt zur Mannschaft sei aber zu keinem Zeitpunkt abgebrochen: «Ob Training oder Spiele: Ich war immer in der Kabine und habe versucht, vor allem die jungen Spieler zu pushen und ihnen gut zuzureden.»

Taulant Xhaka als Coach? «Kein Thema!», wimmelt er sofort ab, «dafür bin ich viel zu emotional, das ist mir viel zu stressig!» Ideen für die Zeit nach der Karriere habe er aber durchaus: «Mein Bruder Granit und ich haben schon Pläne.» Welche, will er noch nicht verraten.

«Zeit, dass der Kübel nach Basel zurückkommt»

Bis es so weit ist, ist sowohl für Tauli als auch für Granit klar, dass sie noch einmal zusammenspielen wollen: «Das ist unser grosser Traum! Granit (aktuell Arsenal, d. Red.) hat den Wunsch, kurz vor Ende seiner Karriere wieder zum FCB zu wechseln.»

Vorerst ist Taulant aber nur schon froh, wieder schmerzfrei mittrainieren zu können. Der Belastungsprobe im Test gegen Thun hat sein Knie ebenfalls standgehalten: «Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber schon sehr gut dabei.»

Wie er seine Rolle im Team, gerade im zentralen Mittelfeld ist die Konkurrenz mit Jordi Quintillà, Fabian Frei, Pajtim Kasami, Yannick Marchand, Orges Bunjaku und Matias Palacios riesig, sieht? «Nicht anders als vorher, es hat sich für mich nichts geändert. Ich will wie immer das Maximum herausholen!»

Das heisst in seinem Fall auch: «Ich spüre nach dem Führungswechsel im Verein eine echte Aufbruchstimmung im Umfeld. Für mich ist klar: YB war jetzt vier Mal Meister. Nun ist es höchste Zeit, dass der Kübel zurück nach Basel kommt!»

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