Das Spiel
Die EM ist lanciert! Und sie beginnt für den Gastgeber aus Deutschland mit dem bestmöglichen Szenario: Einem Kantersieg gegen Schottland.
Schon nach wenigen Sekunden taucht Florian Wirtz vor dem gegnerischen Tor auf – wird aber aufgrund eines Abseits zurückgepfiffen. Da kommen die Bravehearts noch mit einem blauen Auge davon. Lange geht das aber nicht gut. Denn die Schotten sind hinten nicht dicht. Nach 45 Minuten stehts 3:0, es könnte auch 5:0 heissen.
Bereits nach dem Seitenwechsel nimmt DFB-Trainer Nagelsmann den ersten Wechsel vor. Es zeigt: Da brennt nichts mehr an, zu überlegen ist Deutschland. Auch, weil man aufgrund eines Brutalo-Fouls (45.) von Schottlands Porteous 45 Minuten mit einem Mann mehr auf dem Rasen ist. Für die Bravehearts hätte der EM-Start kaum schlimmer verlaufen können.
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Die Tore
10. Minute, 1:0, Florian Wirtz: Schöner und zugleich bitterer kann eine Endrunde kaum beginnen. Schön für Deutschland, weil Wirtz die frühe Führung macht – optimal für jede Mannschaft. Bitter für Schottland, nicht nur wegen des frühen Rückstandes. Vielmehr aufgrund der Art und Weise des Gegentores: Schottland-Goalie Gunn lässt einen haltbaren Wirtz-Schuss aus 16 Metern passieren.
19. Minute, 2:0, Jamal Musiala: Einem Top-Spieler wie Jamal Musiala so viele Freiheiten gewähren? Und dann noch im eigenen Sechzehner? Tödlich. Der Bayern-Star hämmert den Ball unbedrängt aus gut elf Metern in den Netzhimmel.
45.+1. Minute, 3:0 (Penalty), Kai Havertz: Nur Ryan Porteous weiss, was ihn da geritten hat. In Kung-Fu-Manier springt der Schotte im eigenen Strafraum in die Beine von Gündogan. Die Konsequenz: Elfer und 3:0 für Deutschland.
68. Minute, 4:0, Niclas Füllkrug: Füllkrug lässt ein absolut unhaltbares Pfund von seinem Fuss – der Ball fliegt Schottland-Goalie Gunn regelrecht um die Ohren. Musiala sucht mit seiner flachen Hereingabe in die Box eigentlich Gündogan, der das Leder auf Füllkrug abtropfen lässt. Der Dortmunder fackelt nicht lange und schweisst den Ball oben rechts in den Knick.
87. Minute, 4:1, Antonio Rüdiger (Eigentor): Ein Freistoss landet im Strafraum der Deutschen. Der Ball klatscht unglücklich an den Kopf von Rüdiger, der das Leder ins eigene Tor befördert.
90.+3. Minute, 5:1, Emre Can: Nach Füllkrug trifft mit Emre Can ein zweiter Dortmunder. Mit einem Distanzschuss versenkt er den Ball im Netz.
Stimmen zum Spiel
Toni Kroos: «Wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Wir wollten gut ins Spiel starten und das haben wir gemacht. Der Matchplan ist es immer, frühe Tore zu schiessen. Wir haben uns belohnt für eine gute Anfangsphase. Der Gegner war nicht in Topform, nach der Roten Karte war es entschieden. Wir haben es gut runtergespielt. Ob man nach einem Spiel im Flow ist, weiss ich nicht. Das nächste Spiel wird definitiv schwieriger, der Gegner wird dann eine Klasse besser sein. Wenn wir es da nochmals beweisen, können wir von Flow sprechen.»
Julian Nagelsmann: «So ein Resultat hätte ich definitiv unterschrieben. Die ersten 20 Minuten waren beeindruckend. Die Schotten waren sehr beeindruckt. Es war eine sehr konzentrierte Leistung. Wir haben uns im Trainerteam gefreut über dieses Spiel. Für Jamal freut es mich riesig. Er hat aussergewöhnlich gespielt, auch Ilkay Gündogan oder Kai Havertz waren stark. Es ist schön, wenn wir die Blumen auf viele verteilen können. Ich bin kein Mahner, aber die Jungs wissen, dass es zwar ein gutes erstes Spiel war, aber eben erst der erste Schritt. Das nächste Spiel wird schwieriger, der Gegner (Ungarn, d.Red.) wird unangenehm.»
Der Beste
Florian Wirtz und Jamal Musiala. Die 21-Jährigen sind neben dem Platz die besten Kumpel, unzertrennlich, wie Brüder. Auf dem Rasen sorgen sie mit brillanten Abschlüssen für die frühe Entscheidung.
Der Schlechteste
Ryan Porteous. Gemeingefährlich, wie der Haudegen vom FC Watford gegen Gündogan in den Zweikampf geht. Fliegt zurecht mit Rot vom Platz.
Das gab zu reden
Trotz Tor-Festival ist die Stimmung unter den deutschen Fans in München nicht berauschend. Sieht wohl auch Ersatzspieler Thomas Müller so. Der stachelt die Fans von der Seitenlinie aus an, nützen tuts nicht viel. Wies geht, zeigen die Schotten. Die bejubeln das Tor zum 4:1, als hätten sie gerade die EM gewonnen. «No scotland, no party», singen die Fans. Ob das irgendwann auch noch für den Gastgeber gelten wird?
So gehts weiter
Am Samstag stehen die nächsten EM-Spiele an. Die Schweiz trifft auf Ungarn (15.00 Uhr), Spanien auf Kroatien (18.00 Uhr) und Italien auf Albanien (21.00 Uhr). Für Deutschland gehts am 19. Juni gegen Ungarn weiter. Anpfiff ist um 18.00 Uhr in Stuttgart – der Stadt, wo unsere Nati ihr EM-Camp hat.