Doktortitel, Raubein, Familie
Das ist Italiens Capitano Giorgio Chiellini

Er ist 36 – und immer noch da. Giorgio Chiellini ist als Capitano der Azzurri unverzichtbar. Gegen ihn zu spielen ist immer eine schmerzhafte Angelegenheit.
Publiziert: 02.07.2021 um 17:53 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2021 um 18:25 Uhr
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Italien-Captain Giorgio Chiellini: Rustikal auf dem Platz, sonst durchaus feingeistig.
Foto: Getty Images
Alain Kunz

Da können die Acerbis und Bastonis dieser Welt noch lange gut spielen, so wie gegen Österreich. Aber wenn der Captain zurückkommt, müssen sie weichen: Giorgio Chiellini, der Mann, der als inbrünstiger Intonator der Nationalhymne «Fratelli d’Italia» der legitime Nachfolger von Gigi Buffon ist.

Im Achtelfinal gegen Österreich fehlt Grande Giorgio. Prompt lässt Italien übermässig viele Torchancen der Ösis zu, deren elf, und kassiert im 12. Match wieder mal einen Gegentreffer. Eben: Chiellini fehlte.

Gegen Chiellini zu spielen tut weh, immer!

Gegen die Schweiz war er dabei und von der ersten Sekunde auch mit Stalldrang nach vorne. Vor allem bei stehenden Bällen. Er trifft sogar. Doch der VAR annulliert das Tor, weil der Ball zuvor seine Hand streichelt. Chiello, wie sie ihn in Italien rufen, verletzt sich dabei: Der Oberschenkelmuskel zwickt. Viele denken im ersten Moment: lange Pause. EM-Ende. Addio Nazionale? Karrierenende?

Nicht bei Chiello. Der ist zurück. Bereit, dem besten Stürmer der Serie A, vielleicht der Welt, einen ungemütlichen Abend zu bescheren: Inter-Tank Romelu Lukaku! Denn gegen Chielini zu spielen ist nie gemütlich. Da gibts keine Gnade. Beinharte Duelle. Einen Knochen mal im Oberschenkel, mal in der Bauchgegend. Solch drahtige Typen tun immer weh. Auch «Maschine» Lukaku.

Familienmensch …

Der Job des eisenharten Innenverteidigers kontrastiert dabei so sehr mit dem Menschen Chiellini. Für den geht nämlich kein Scudetto, kein EM-Titel über alles. Sondern die Familie. «Dort, wo meine Frau und meine Tochter sind, hört der Fussballer auf und Giorgio kann sich an den schönen und realen Dingen des Lebens erfreuen», sagte er 2018 vor dem Champions-League-Spiel von Juventus Turin bei YB zu Blick. Das sind Dinge, die ankommen. Kein Wunder mögen die Italiener, denen die Familie heilig ist, ihren Giorgio nazionale so sehr.

Als der Mann aus Livorno 2014 seine Jugendliebe Carolina heiratet, so ist das eine stinknormale Hochzeit. Erst der kirchliche Teil in der Hafenstadt Livorno, dann die Party im Dörfchen Castagneto Carducci mitten im toskanischen Wein-Epizentrum der Supertuscans aus Bolgheri. 250 geladene Gäste. Italienisches Büffet. Pasta. Basta. Ein Feuerwerk als einziger Luxus.

… und Wirtschaftsstudent

Doch die Familie ist nur der eine ausserfussballerische Teil von Giorgio. Der andere ist seine Wissbegierde. Die stillt er, indem er Betriebswirtschaft studiert. 2017 schliesst er sein Studium an der Uni Turin 2017 mit einem Doktortitel zum Thema «Das Businessmodell von Juventus Turin im internationalen Leistungsvergleich» ab. Das deutsche Fussballmagazin «11 Freunde» nennt ihn fortan «Dr. blut. Grätsch. Chiellini». Herrlich!

Juve MUSS mit Chiello verlängern

Ganz wichtig zum Schluss: Eine Story über Chiellini, ohne Leonardo Bonucci (34) zu erwähnen, ist unmöglich. Die beiden Unzertrennlichen, die auf kumulierte 70 Lebensjahre kommen, sind auf Nationalmannschaftsstufe nach wie vor das Innenverteidigungs-Nonplusultra. Zwei Zahlen sind der nackte Wahnsinn: 104 Länderspiele Leo, 106 Chiello. Und, ja: Auf Druck des neuen (und alten) Juve-Coaches Massimiliano Allegri hat der Klub den Vertrag mit Chiellini um ein weiteres Jahr bis 2022 verlängert. Wie gesagt: unverändert unverzichtbar!

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