«Der Kluge reist im Zuge» – der SBB-Werbespruch aus den Fünfzigern hat bis heute Bestand. Nur: Gilt er auch in Deutschland? Seit Jahren schreibt die Deutsche Bahn mit Verspätungen und Zugausfällen Negativschlagzeilen. Trotzdem hat sich der Schweizer Fussballverband entschieden, von der EM-Homebase in Stuttgart aus im Zug an die Gruppenspielorte Köln und Frankfurt zu reisen.
Jedem Turnierteilnehmer steht die Reise-Weise zwar grundsätzlich frei, den Nachhaltigkeitsgedanken der Turnierausrichter aber wollte der Spielerrat um Xhaka, Shaqiri und Co. unterstützen. Auch weils punkto Beinfreiheit und Bewegungsmöglichkeiten bequemer ist als im Flugzeug oder Bus.
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So reist die Nati an die Spiele
Und so ist die Reise nach Köln für den EM-Auftakt gegen Ungarn geplant: In zwei Bussen fährt der gut 80 Personen grosse Nati-Tross am Freitagnachmittag vom Waldhotel zum Hauptbahnhof Stuttgart. Die Ankunft am Bahnhof wird live geplant, damit die Spieler ohne Wartezeit am Perron in die zwei reservierten Wagen steigen können. Auf den paar Hundert Metern zwischen Bus und Zug sorgen Bundes- und Landespolizei für die Sicherheit und ein reibungsloses Durchkommen durch die Menschenmassen.
Abfahrt ist um 16.37 Uhr, gut zwei Stunden später holen zwei Busse die Schweizer am Bahnhof Köln Messe ab und bringen sie ins Hotel. Ausser Trainer Murat Yakin und Captain Granit Xhaka, die noch zur Pressekonferenz im Stadion müssen.
Nach Spielschluss tags darauf um 17 Uhr muss es schnell gehen: Schon um 19.11 Uhr fährt der Zug nach Stuttgart, die Ankunft ist für 21.22 geplant.
Der Notfallplan, wenn der Zug streikt
Dass die Nati schon am Spieltag zurück nach Stuttgart reist, liegt daran, dass man zwei komplette Tage in der EM-Homebase verbringen will, ehe es am Dienstag erneut nach Köln geht fürs wohl entscheidende Gruppenspiel gegen Schottland. Weil dieses am Mittwoch erst um 21 Uhr angepfiffen wird und nach Spielschluss keine Züge mehr fahren, weicht die Nati für die Rückreise in der Nacht aufs Flugzeug aus. Es ist die einzige nicht im Zug geplante Reise während der EM.
Nati-Direktor Pierluigi Tami fordert: «Die Deutsche Bahn muss an der EM ihre beste Leistung abliefern!» Aber auch er weiss: Eine Garantie für problemlose Zugfahrten gibts nicht, weil die Infrastruktur der Deutschen Bahn vor sich hin serbelt und es immer wieder Streiks gibt. Was passiert also, wenn der Nati-Zug am Freitag irgendwo strandet? Dann stehen im Hintergrund Busse bereit, um Spieler, Trainer und Staff einzusammeln.