Nein, das letzte Spiel in der Schweiz war nicht das beste von Bendeguz Bolla (24). Im Cupfinal kommt er für Servette in der 86. Minute rein. Doch in der Verlängerung gelingt ihm rein gar nichts. Im Penaltyschiessen ist er der neunte Schütze – und der erste, der verschiesst. Er wirkt lustlos und fahrig. Der schwache Elfer ist die Folge davon. Ist er da mit dem Kopf schon in Wien, bei seinem neuen Klub? Oder an der Euro?
Drei Assists im letzten Ungarn-Test
Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen: Im letzten Test der Magyaren gegen Israel (3:0) liefert der Mann aus Szekesfehervar alle drei Assists. Er spielt im rechten Couloir durch. Bolla glänzt. Ungarn beeindruckt. «Wir sind auch stark», sagt Bolla. «Einerseits spielen viele in Topligen. Und wir haben 26 Spieler mit der nötigen Qualität.»
Mit Szoboszlai «gesändelet»
Und doch gibt es einen, der herausragt: Dominik Szoboszlai (23), der 75-Millionen-Mann von Liverpool. «Ich kenne ihn schon lange. Schon sehr lange», sagt Bolla. Wie lange? «Nun, quasi seit seiner Geburt … Ich bin mit ihm aufgewachsen. Es ist ein umso grösseres Vergnügen und ein tolles Gefühl, mit ihm in der Nationalmannschaft zu spielen, nachdem wir das schon auf der Strasse und bei den jüngsten Junioren gemacht hatten.» Das war beim damaligen Videoton FC (heute Fehervar FC) und beim Fönix Gold FC in Szekesfehervar, einer Stadt mit 100'000 Einwohnern nahe Budapest. Bolla zum Junior Dominik: «Seit er sieben war, wurde er bei den Turnieren zum besten Spieler gewählt oder war Topskorer. Man sah die Qualität schon damals.»
Drei Jahre bei den Wolverhampton Wanderers, null Spiele
Dann trennen sich die Wege der beiden. «Dominik ging als 17-Jähriger zu Red Bull Salzburg. Ich blieb bis 2021 in Ungarn, wechselte dann mit 21 zu den Wolverhampton Wanderers.» Gesehen hat er diesen Klub aber nie! «Das war eine einmalige Gelegenheit, dort unterschreiben zu können.» So landet er zuerst in Zürich, bei GC, dann macht er den nächsten Schritt und geht zu Servette, wo er sich international zeigen kann. Doch die Genfer wollten die Kaufoption auf Bolla nicht einlösen. Kurz darauf gaben ihn die Wolves frei, und er wechselt ablösefrei zu Rapid Wien.
Die 14-Spiele-Serie hat Europa beeindruckt
14 Spiele lang waren die Ungarn ungeschlagen geblieben, bis sie in der Vorbereitung auf die EM dort verloren, wo die Schweiz 1:0 gewann: in Dublin, gegen Irland. Zuvor hatte man letztmals am 26. September 2022 mit einer Niederlage Bekanntschaft machen müssen, bei einem 0:2 gegen Italien. Die Gründe? «Ich denke, Trainer Marco Rossi macht einen Top-Job. Er ist taktisch enorm stark. Und dank ihm haben wir auch ausserhalb des Spielfelds einen aussergewöhnlichen Zusammenhalt.» Und dann sind da noch die Stars, klar. Szoboszlai, aber auch Gulasci, Sallai, Orban, Szalai und Konsorten. «Und wegen dieser Serie sind die Erwartungen in Ungarn riesig. Man muss den Menschen immer vor Augen halten, dass wir gegen Deutschland und die Schweiz spielen. Grosse Mannschaften! Sie sind auch die Favoriten.»
Gute Chancen auf Startelf-Einsatz
Obwohl die Schweiz den Kosovo in drei Anläufen nicht bezwingen konnte, was den Ungarn beim 2:0 leicht und flockig gelang. «Okay. Aber das ist die EM. Das ist ein anderes Ding.» Die Serie habe aber einen Nachteil, so Bolla. Nun werde man nicht mehr unterschätzt.
Bolla selbst hat gute Chancen, in der Startelf zu stehen. Denn sein härtester Konkurrent, Loïc Nego von Le Havre, konnte bis Mittwoch nicht mit dem Team trainieren.