Ösis lassen nach EM-Quali die Korken knallen
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Rangnick der gefeierte Mann:Ösis lassen nach EM-Quali die Korken knallen

«Alles machbar beim Nachbarn»
Österreich träumt vom EM-Coup in Deutschland

Österreich qualifiziert sich souverän für die EM. Unter Trainer Ralph Rangnick begeistert die ÖFB-Elf endlich wieder das Publikum. Nun lautet das nächste Ziel: Sommermärchen 2024.
Publiziert: 18.10.2023 um 09:08 Uhr
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Aktualisiert: 18.10.2023 um 15:44 Uhr
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Ralph Rangnick hat Österreich wieder zu einer ernstzunehmenden Kraft geformt.
Foto: imago/Bildbyran
Emanuel Staub

Am Montagabend schaffte Österreich dank eines 1:0-Sieges in Aserbaidschan die direkte EM-Qualifikation. Zum dritten Mal in Folge nehmen die Ösis an einer Europameisterschaft teil – die Serie gestartet hat einst Marcel Koller 2015. Trainer ist mittlerweile aber nicht mehr der Schweizer, sondern ein Deutscher: Ralph Rangnick (65), der als Mastermind hinter der Red-Bull-Fussballphilosophie gilt.

Rangnick hat Österreich international wieder zu einer ernstzunehmenden Kraft geformt. Seit er das Amt im April 2022 angetreten hat, hat er die ÖFB-Elf zu mehreren Achtungserfolgen geführt. Etwa zu einem 3:0-Sieg gegen Kroatien, einem 1:1 gegen Frankreich und einem 2:0-Erfolg über Italien.

In der EM-Qualifikation hat Österreich zudem fünf Siege in sieben Spielen eingefahren, zwischenzeitlich die Tabellenführung übernommen. Eindrücklich: Schweden, auf Papier der ärgste Konkurrent im Kampf um Platz 2 hinter Belgien, wurde sowohl auswärts als auch zu Hause bezwungen. Und auch gegen die Belgier hat sich Österreich teuer verkauft. Nach einem Remis im Sommer unterlag man vergangene Woche denkbar knapp mit 2:3. 

RB-Fussball begeistert die Massen

Aber nicht nur die Resultate stimmen positiv. Auch der Fussball, den Rangnick spielen lässt, entzückt. Power, Pressing, Tempo – in bester RB-Manier. «Wir haben versucht, mit attraktivem Fussball die Fans wieder zu begeistern. Wir haben eine Euphorie entwickelt», so BVB-Legionär Marcel Sabitzer nach dem Sieg in Baku.

Auch die Medien in der Heimat honorieren Rangnicks Arbeit. Die «Kronenzeitung» etwa schreibt, der Nationaltrainer habe «die hohen Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt». In Kürze habe er «das Optimum» aus dem Team gekitzelt. Ein Team, das über Spieler des Kalibers Alaba (Real), Laimer (Bayern), Danso (Lens) oder nach wie vor Arnautovic (Inter) verfügt und nun endlich sein Potenzial ausschöpft. 

Weit weg scheinen mittlerweile die tristen Auftritte der ÖFB-Elf unter Ex-FCZ-Trainerflop Franco Foda. Nach der Ära Koller stand er von 2017 bis 2022 an der Seitenlinie – konnte im Gegensatz zu Rangnick aber trotz Qualifikation für die EM 2021 nie eine Aufbruchstimmung entfachen. Seine defensiv-orientierte Spielweise fand weder beim Publikum noch im Team selber jemals richtig Anklang.

Sommermärchen im Nachbarland?

Der Lohn für die erfolgreiche EM-Qualifikation erhielt Rangnick sogleich. Automatisch hat sich sein Vertrag bis zur WM 2026 verlängert. Bevor aber die erste Weltmeisterschaftsteilnahme seit 1998 in Angriff genommen wird, verfolgt Österreich ein anderes grosses Ziel: An der EM in Deutschland soll im nächsten Sommer ein Ausrufezeichen gesetzt werden.

Das machen die ÖFB-Spieler gleich selber deutlich. Bei den Feierlichkeiten in Baku streifen sie sich Shirts mit der Aufschrift «Alles machbar beim Nachbarn» über. «Wir wollen dort eine Rolle spielen, nicht nur dabei sein», lässt Leipzig-Angreifer Baumgartner verlauten. «Viele von uns arbeiten, wohnen und leben in Deutschland, es wird eine Heim-EM für uns. Wir werden alles daran setzen, so lange wie möglich dabei zu sein.»

In der Heimat teilt man diese Ambitionen. Die «Kronenzeitung» ruft bereits ein «Sommermärchen 2024» als grosses Ziel aus. Und die rund 400 mitgereisten Fans in Baku skandieren nach dem Schlusspfiff euphorietrunken: «Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!» Im Olympiastadion von Berlin findet am 14. Juli 2024 der EM-Final statt. Bei unserem Nachbarn ist dank Rangnick träumen wieder erlaubt.

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