Nicht mal anwesend, kein Preisträger – und dennoch das grosse Thema: Real-Superstar Vinicius Jr. (24) nimmt die Zeremonie rund um den Ballon d’Or in Paris in Beschlag. Ohne eigenes Zutun. Aber auch auf dem roten Teppich vor der Gala kommt man nicht am Brasilianer vorbei.
In einer Art Blitz-Protestaktion taucht sogar das Trikot von Vinicius auf. Wie gewohnt bei grossen Fussballveranstaltungen, ist auch eine ganze Reihe von Influencern vor Ort. Einer von ihnen, der sicher nicht ganz unparteiische Brasilianer Luva de Pedreiro, hält auf dem roten Teppich ein Vini-Dress in die Kameras. Ein anderer Influencer filmt vor der Veranstaltung, wie bei den beiden reservierten Sitzen von Vinicius und Real-Kollege Jude Bellingham (21) die Namensschilder entfernt wurden.
Real ist Klub des Jahres – niemand kommt auf die Bühne
Am sichtbarsten wird der Real-Boykott aber, als die Madrilenen zum Klub des Jahres geehrt werden – aber kein Mensch zu Moderator Didier Drogba auf die Bühne kommt, um den Preis abzuholen. Es ist der Peinlich-Moment des Abends.
Und Vinicius selbst? Der Brasilianer soll Medienberichten zufolge schon eine Party organisiert haben, um die offenbar schon sicher geglaubte Auszeichnung am späteren Abend noch zu feiern. Stattdessen muss der begnadete Dribbler auf X dann eine leicht angesäuerte Nachricht absetzen. An Ballon-d'Or-Gewinner Rodri schreibt er vielsagend: «Dann mache ich es bei Bedarf halt zehn Mal in Folge (eine überragende Saison hinlegen, d.Red.). Sie sind nicht bereit.»
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Sehr viel entspannter gehts zu und her, als Roma-Neuzugang Mats Hummels (35) aufmarschiert. Der deutsche Altstar zeigt sich zum ersten Mal mit seiner neuen Freundin Nicola Cavanis (25) an seiner Seite.
Nicht wegen Hummels, aber der deutsche Fussball ist Teil des vielleicht ergreifendsten Moments des Abends. Legende Franz Beckenbauer (†78) bekommt eine Sonderauszeichnung. Seine Frau Heidi, Sohn Joel sowie Weggefährte Karl-Heinz Rummenigge nehmen den Preis entgegen.
Harry Kane ganz englisch in München
Und dann ist da noch Harry Kane (31). Dass sich der Stürmer in München bestens eingelebt hat, steht ausser Frage. Kane schoss so viele Tore, dass er auf der Bühne den Gerd-Müller-Award für den besten Stürmer einheimsen darf. Diesen teilt er sich mit seinen 44 ligaübergreifenden Toren letzte Saison zwar mit Kylian Mbappé, doch der Franzose fehlt wegen des Real-Boykotts. Also wird Kane interviewt. «Harry, hast du eigentlich schon gut Deutsch gelernt in München?», wird der Engländer gefragt. Seine Knapp-Antwort auf Deutsch: «Nein!»
Auf Englisch schildert Kane dann noch, dass er zwar brav wöchentlich zwei Lektionen Deutschunterricht besuche. «Aber es ist schwierig. Aber ich hoffe, dass ich noch viele Jahre in München bleibe und eines Tages vielleicht ein bisschen Deutsch sprechen kann.»
Auf englischen Humor ist eben Verlass. In diesem Moment ist auch die bleierne Stimmung wegen des ganzen Real-Boykotts weit weg.