Den grossen Knall gibts schon am Montagnachmittag vor der eigentlichen Gala in Paris: Weil durchsickert, dass Real-Superstar Vinicius Jr. (24) bei der diesjährigen Ballon-d’Or-Vergabe leer ausgehen wird, boykottiert die madrilenische Delegation kurzerhand den Anlass. «Real Madrid geht nirgendwo hin, wo es nicht respektiert wird», so die schnippische Erklärung seitens des Klubs.
Ob aus mangelndem Respekt oder wegen anderer Kriterien: Den Ballon d’Or bekommt schliesslich tatsächlich nicht Vinicius Jr., sondern Rodri. Der 28-jährige Star von ManCity gilt als Prunkstück der spanischen EM-Gewinner in diesem Sommer. Den goldenen Ball muss Rodri allerdings an Krücken entgegennehmen, weil der Mittelfeldspieler sich noch immer von einer schweren Knieverletzung erholt.
Bevor Rodri als Sieger verkündet wird, kommts zu einem Eklat. George Weah will gerade seinen Namen vorlesen, als er unterbrochen wird. Aus dem Publikum hallen «Vini, Vini»-Rufe Richtung Bühne. Fans des der Gala ferngebliebenen Vinicius Jr. machen damit auf sich aufmerksam. Sie sehen im Real-Spieler den verdienten Sieger. Daran, dass er nicht ausgezeichnet wird, können sie mit dieser Aktion aber auch nichts mehr ändern.
Gleich mehrere Schweizer mit guten Platzierungen
Weniger kontrovers geht die Ballon-d’Or-Auszeichnung bei den Frauen über die Bühne. Wie im Vorjahr wird der Barça-Star Aitana Bonmatí (26) mit der begehrten Trophäe ausgezeichnet.
Aussergewöhnlich verläuft die Gala auch aus Schweizer Sicht: Noch vor der offiziellen Eröffnung des Anlasses verkünden die Verantwortlichen die diesjährige Platzierung von Granit Xhaka (32) im Ballon-d’Or-Ranking. Zum ersten Mal überhaupt seit Kubilay Türkyilmaz 1996 war wieder ein Schweizer für die Auszeichnung nominiert – und Xhaka kommt beim Ranking sogleich auf den hervorragenden 16. Rang. Dank der Fabel-Saison mit Leverkusen und einer starken EM mit der Schweiz lässt Xhaka Top-Stars wie Antonio Rüdiger, Federico Valverde, Cole Palmer oder auch Martin Ödegaard hinter sich.
Lohn für eine ausgezeichnete abgelaufene Saison bekommen auch Ex-Natigoalie Yann Sommer (35) sowie sein Nachfolger Gregor Kobel (26). Bei der Auszeichnung des besten Torhüters (die Yashin-Trophäe geht an den Argentinier Emiliano Martinez) landet das Schweizer Duo auf den Plätzen sechs (Sommer) und zehn (Kobel).
Die Verleihung im Ticker zum Nachlesen:
Verletzter Rodri gewinnt
Rodri darf nach dem EM-Titel mit der spanischen Nationalmannschaft auch seinen ersten Ballon d'Or in die Höhe stemmen. An Krücken läuft der ManCity-Star auf die Bühne.
Die Real-Stars Vinicius Junior (2.), Jude Bellingham (3.) und Dani Carvajal (4.) gehen tatsächlich leer aus.
Barça-Star holt erneut den Ballon d'Or
Aitana Bonmati vom FC Barcelona verteidigt den Ballon d'Or bei den Frauen. Die 26-jährige Spanierin holte im Juni die Champions League. In 58 Spielen schoss die offensive Mittelfeldspielerin in der letzten Saison 26 Tore und lieferte 20 Vorlagen.
Zwei weitere Barça-Stars komplettieren das Podest: Caroline Graham Hansen (Nor) und Salma Paralluelo (Spa). Sophia Smith (USA) wird Vierte.
Die Plätze fünf bis sieben
Frauen:
5. Lindsay Horan (Lyon)
6. Mallory Swanson (Chicago)
7. Marie-Antoinette Katoto (PSG)
Männer:
5. Erling Haaland (ManCity)
6. Kylian Mbappé (Real)
7. Lautaro Martínez (Inter)
Die Plätze acht bis zehn
Frauen:
8. Mariona Caldentey (Barça, Arsenal)
9. Trinity Rodman (Washington)
10. Alexia Putellas (Barça)
Männer:
8. Lamine Yamal (Barça)
9. Toni Kroos (Ex-Real)
10. Harry Kane (Bayern)
Plätze 11 bis 30 bekannt
Schon vor der Gala in Paris wurden die Plätze 11 bis 30 bekanntgegeben. Hier gibts die Übersicht:
29. Mats Hummels, 29. Artem Dovbyk, 28. Alejandro Grimaldo, 27. Vitinha, 26. Declan Rice, 25. Cole Palmer, 24. William Saliba, 23. Rúben Dias, 22. Antonio Rüdiger, 21. Bukayo Saka, 20. Hakan Calhanoglu, 19. Martin Ödegaard, 18. Emiliiano Martínez, 17. Federico Valverde, 16. Granit Xhaka, 15. Nico Williams, 14. Ademola Lookman, 13. Dani Olmo, 12. Florian Wirtz, 11. Phil Foden
Die Top10 machen folgende Stars unter sich aus:
Jude Bellingham, Dani Carvajal, Vinicius Junior, Erling Haaland, Toni Kroos, Lautaro Martínez, Kylian Mbappé, Rodri, Lamine Yamal und Harry Kane.
Johan-Cruyff-Trophäen
Die Johan-Cruyff-Trophäen für die beste Trainerin und den besten Trainer gehen an Emma Hayes (USA) und Carlo Ancelotti (Real).
Die Spanierin Jennifer Hermoso bekommt den Socrátes-Award für den Einsatz für den Frauenfussball und den Kampf gegen Sexismus im Fussball. Die Spielerin war nach dem WM-Titel 2023 mit Spanien vom Verbandspräsidenten ungewollt geküsst worden.
Goalie-Titel verteidigt
Emiliano Martínez von Aston Villa und der argentinischen Nationalmannschaft gewinnt als erster Torwart zum zweiten Mal in Folge die Jaschin-Trophäe für den besten Goalie. Im Sommer holte er mit Argentinien – nach der WM 2022 – die Copa America.
Die Plätze zwei bis fünf: Unai Simón, Andriy Lunin, Gianluigi Donnarumma, Mike Maignan.
Yann Sommer und Gregor Kobel schaffen es nicht unter die besten Fünf. Sommer wird Sechster, Kobel Zehnter.
Kane gewinnt Gerd-Müller-Trophäe
Karl-Heinz Rummenigge überreicht Harry Kane die Trophäe für den besten Torschützen in Klub und Nationalmannschaft. Der Bayern- und England-Stürmer traf in der Saison 2023/24 52 Mal – genau wie Kylian Mbappé. Der zweite Preisträger fehlt, weil Real Madrid die Gala boykottiert (siehe Eintrag von 17.10 Uhr).
Beckenbauer wird geehrt
Der im Januar verstorbene Franz Beckenbauer wird für sein Lebenswerk geehrt. Man sieht und hört den Kaiser «Gute Freunde kann niemand trennen» singen, Karl-Heinz Rummenigge widmet seinem langjährigen Freund eine Rede.
Barça und Real beste Teams
Champions-League-Sieger Barcelona wird zum besten Team bei den Frauen gewählt. Bei den Männern wird Real – ebenfalls der CL-Sieger – diese Ehre zuteil.
Kopa-Trophäe an Yamal
Der Youngster des FC Barcelona holt sich die Auszeichnung für den besten U21-Profi ab. Der 17-Jährige ist der jüngste, der die seit 2018 vergebene Trophäe gewinnt. Er löst den letztjährigen Gewinnen Jude Bellingham ab.
Ebenfalls zu den besten fünf gehören Arda Güler (Real Madrid), Kobbie Mainoo (ManUtd), Savinho (ManCity) und Pau Cubarsi (Barcelona).
Die Gala beginnt
Ex-Chelsea-Star Didier Drogba und die Journalistin Sandy Heribert begrüssen das Publikum zur Gala in Paris. Zu Beginn werden alle anwesenden Nominierten namentlich erwähnt und auf die Bühne gebeten.
Ex-Nati-Goalie Yann Sommer in Paris angekommen
Inter-Goalie Yann Sommer ist wie Gregor Kobel (BVB) für die Jaschin-Trophäe für den besten Torwart des Jahres nominiert. Die Auszeichnung wird seit 2019 parallel zum Ballon d'Or vergeben – ebenfalls von der Group Amaury, zu der die Zeitungen «France Football» und «L'Équipe» gehören. Seit diesem Jahr unterstützt auch die Uefa die Verleihung. Titelverteidiger und ebenfalls in der engeren Auswahl ist Emiliano Martīnez (Aston Villa).
Ebenfalls nominiert sind:
Diogo Costa (Porto), Gianluigi Donnaruma (PSG), Andriy Lunin (Real), Mike Maignan (Milan), Giorgi Mamardaschwili (Valencia), Unai Simón (Bilbao), Ronwen Williams (Mamelodi Sundowns).
Der Letztgenannte wurde als erster Torhüter, der noch nie in Europa gespielt hat, für den Preis nominiert. Er kassierte in der letzten Saison in 46 Spielen mit seinem südafrikanischen Klub nur 19 Gegentore und blieb 30-mal ohne Gegentor.
Xhaka mit Top-Platzierung bei Ballon d'Or geehrt
Allein in der engeren Auswahl zu stehen, ist für einen Schweizer bei der Ballon-d'Or-Vergabe ein absoluter Meilenstein. Nati-Captain Granit Xhaka (32) hat es in diesem Jahr geschafft: Der Leverkusen-Mittelfeldmotor hatte es auf die Liste der 30 finalen Kandidaten geschafft, die für die Auszeichnung überhaupt infrage kamen.
Nun ist klar, auf welchem Rang der Schweizer abgeschnitten hat. Am frühen Montagabend wird Granit Xhaka auf dem 16. Platz des diesjährigen Ballon d'Or verkündet. Damit ist er vor internationalen Top-Stars wie Federico Valverde (Real Madrid), Martin Ödegaard (Arsenal) oder Cole Palmer (Chelsea) gelistet.
Was für eine Würdigung für die sackstarke letzte Saison von Xhaka!
Real Madrid ätzt gegen Vergabe-Kriterien
Schon im Vorfeld der Gala sorgt eine Meldung für Brisanz, die am Montagnachmittag die Runde macht: Weil offenbar weder Top-Favorit Vinicius Junior noch ein anderer Profi von Real Madrid den Ballon d'Or erhalten sollen, hat der spanische Fussball-Rekordmeister seine Reise nach Paris kurzfristig abgesagt. In der französischen Hauptstadt wird am Abend der Nachfolger von Lionel Messi gekürt, der Brasilianer Vinicius Junior galt als heissester Anwärter. Offenbar wird aber der Spanier Rodri von Manchester City den Preis abräumen.
Die Organisatoren des Ballon d'Or stritten in einer ersten Reaktion jedoch ab, dass die Preisträger bereits informiert seien. «Weder Spieler noch Klubs wissen, wer den Ballon d'Or gewonnen hat», lautete es dort. Dennoch strich Real seinen für 15 Uhr angesetzten Sonderflug – 50 Personen sollten die Reise nach Paris antreten. Auch die für fünf Stunden angesetzte Sondersendung auf dem hauseigenen TV-Sender wurde kurzfristig abgesetzt.
«Es ist klar, dass beim Ballon d'Or Real Madrid nicht respektiert wird. Und Real Madrid wird nirgendwo hingehen, wo es nicht respektiert wird,» heisst es in einem Statement, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt: «Wenn die Vergabekriterien, Vinicius nicht als Sieger benennen, sollten dieselben Kriterien (Dani, d. Red) Carvajal als Sieger benennen.»
Bonmati bei den Frauen die Favoritin
Bei der Gala in Paris wird der Ballon d'Or in zahlreichen Kategorien vergeben. Als Favoriten bei den Männern galten Vinicius Junior und Jude Bellingham (beide Madrid), dazu wurde Spaniens Europameister Rodri genannt.
Bei den Frauen wird Vorjahressiegerin Aitana Bonmati (FC Barcelona) wieder als Favoritin gehandelt.