Der Zirkus Balotelli macht halt in Wil. Doch ohne seinen Hauptdarsteller: Mario Balotelli ist nach dem Stinkefinger-Eklat mit anschliessendem Mafia-Ausraster auf Instagram vorerst aus dem Verkehr gezogen. Was Wil-Captain Philipp Muntwiler (35) bedauert: «Gegen eine solche Persönlichkeit habe ich noch nie gespielt. Wenn er auf dem Platz etwas macht, hat es Hand und Fuss. Andererseits: Wir schauen auf uns und rechnen uns etwas aus.»
Aus Wiler Sicht hat Balotellis Absenz auch ihr Gutes: So rücken vor dem Cupduell gegen die Walliser sie selber in den Vordergrund. Denn was die Ostschweizer in dieser Saison in der Liga abliefern, verdient die Überschrift «Das Wunder von Wil». Mit dem kleinsten Budget und als einziges von 10 Teams ohne Aufstiegsambitionen gestartet, mischt Wil die Challenge League auf und steht nach 15 Runden auf einem Aufstiegsplatz.
Wiler Mentalität «sensationell»
«Die Mentalität ist sensationell, so etwas habe ich in meinen vielen Jahren als Profi noch selten erlebt», sagt der Ex-Spieler von Luzern, St. Gallen und Vaduz. Zusammen mit Sturmroutinier Silvio (37) übernimmt «Munti» die Vaterrolle in der Wiler Rasselbande (jüngstes Team der Liga), der aktuelle Erfolg überrascht ihn weniger als Aussenstehende: «In der Challenge League ist der Unterschied bei der Qualität der Einzelspieler nicht so gross, wie wenn in England Manchester City gegen Bournemoth spielt. Mit guter Arbeit und der richtigen Einstellung ist viel möglich.»
Inzwischen fällt das Wort Aufstieg auch in der Kabine der Wiler. Noch scherzhaft, aber die Lust auf mehr ist auch bei Muntwiler geweckt: «Wir schauen von Spiel zu Spiel. Aber wir müssen uns auch nicht schlechtreden. Unser Vorteil ist: Im Gegensatz zu Teams wie Aarau, Lausanne oder Thun haben wir keinen Druck.» Das gilt auch heute Abend: Der Druck liegt bei Sion. Eine Ausgangslage wie geschaffen für die Wiler Wunderknaben.