Dass Nati-Flügel Renato Steffen (31) noch immer jede gegnerische Fankurve zum Kochen bringen kann, zeigte er vergangenes Wochenende in Zürich mit seinem provokativen Torjubel in Richtung FCZ-Fans nach seinem 3:2-Siegtreffer tief in der Nachspielzeit.
Diese Saison in Lugano hat gezeigt: Steffen hat sich in den vier Jahren beim VfL Wolfsburg nicht gross verändert. Wie schon in seiner Zeit bei YB oder dem FCB eckt er an. «Ein ekliger Siech, das will ich sein», sagte er kürzlich in einem Interview im Fussballmagazin «Zwölf».
Ein ekliger Siech, das war Steffen auch intern. So ist der Bundesliga-Rückkehrer bei seiner Ankunft quasi mit der Tür in die Lugano-Kabine gefallen. Er kritisierte die Arbeitsmoral seiner Mitspieler, fand, diese würden ihre Komfortzone nicht verlassen. Klar sorgt er mit seiner Kritik für Ärger und Wirbel – vor allem bei den arrivierten Mitspielern. Hinzu kommt, dass man zuletzt grosse Erfolge wie den Cupsieg gefeiert hatte – ohne Steffen. Zudem braucht er Anlaufzeit, der Bundesligaspieler schlägt auf dem Platz nicht sofort ein.
Steffen sorgte mit Interview im Tessin für Wirbel
Auch ein Interview, das er im vergangenen Jahr dem «Corriere del Ticino» gibt, schlägt hohe Wellen. Bevölkerung und Tifosi legen ihm seine Worte als Arroganz aus. Er habe zu viel zu schnell zu ändern versucht, räumt Steffen mittlerweile Fehler ein.
Eigentlich habe er aber nur getan, wofür er geholt wurde, heisst es im Klub. Bissig sein, ehrgeizig, auch unangenehm – das war die Geheim-Mission, mit der ihn die Klubführung in die Kabine schickte. Mittlerweile sind die Differenzen im Team ausgeräumt und Steffen liefert auch auf dem Feld ab: 7 Skorer-Punkte in den vergangenen 7 Partien. Steffen liefert ab. Neben Aliseda (23) ist er der Unterschiedsspieler in der Lugano-Offensive. Zeit habe er gebraucht, um anzukommen, und die anderen hätten Zeit gebraucht, um seinen Charakter zu verstehen, sagt Steffen am Donnerstag. «Ich bin nicht hierhergekommen, um meine Karriere ausklingen zu lassen! Ich bin nicht der Böse, sondern ich will nur das beste für jeden im Verein.»
«YB hat Qualität, aber wir können sie schlagen»
Es ist in Lugano mittlerweile so wie damals in Bern oder in Basel: Einen «ekligen Siech» wie Steffen hat man lieber im eigenen Team. Am Sonntag trifft er im Cupfinal auf YB. Ausgerechnet auf dem Berner Kunstrasen, wo Lugano YB seit sechs (!) Jahren nicht mehr bezwingen konnte. «Solche Statistiken sind da, um geändert zu werden», sagt Steffen und gibt sich zuversichtlich. «YB hat sehr viel Qualität, aber wir können sie schlagen. Ich hoffe, dass wir diese Super-Saison vergolden können.»
Eines ist gewiss: Steffen wird am Sonntag für mächtig Wirbel sorgen. Nicht in der Lugano-Kabine, sondern in der Berner Defensive. (Mitarbeit: Maurizio Urech)