Die Schuldigen für die 1:3-Cup-Pleite gegen den FC Luzern sind bei gewissen St. Galler Fans schnell ausgemacht. Schiedsrichter Lionel Tschudi und VAR Alain Bieri sind schuld. Vor allem Bieri! Weil er sowohl bei Schürpfs Treffer zum 3:1, welcher nach Abseits riecht, aber vor allem bei der Aktion zwischen FCL-Keeper Marius Müller und St. Gallens Lukas Görtler nicht eingreift (Video oben). Görtler steigt zum Kopfball hoch und wird von Müller mit den Fäusten getroffen. Ein klarer Penalty! Tschudi und Bieri sehen das anders.
Schiri-Boss Dani Wermelinger nimmt einen Tag danach Stellung. «Für den Schiedsrichter war die Aktion – aufgrund seines Standortes – sehr schwierig zu beurteilen. In Volketswil sind wir bis jetzt sehr zurückhaltend gewesen, wenn es darum geht, einzugreifen, wenn der Spieler in einer solchen Aktion noch zum Abschluss kommt, respektive den Ball noch spielen kann.» Da Görtler den Ball in der erwähnten Aktion noch gespielt und diesen ungehindert in Richtung Tor bringen konnte, sei man in Volketswil zum Schluss gekommen, dass es sich nicht um einen klaren Fehlentscheid handle, so der Schiri-Boss weiter. Das war ein Fehler. Wermelinger: «Diese Beurteilung ist im Nachhinein leider falsch und wird uns dazu zwingen, die Zurückhaltung in solchen Situation in Zukunft zu überdenken.»
Die Fans gehen zu weit
Auch wenns ein Schiri- und VAR-Fehler ist, die Reaktionen einiger St. Galler Anhänger gehen zu weit. Viel zu weit. Im FCSG-Forum regiert blanker Hass. Zahlreiche User lassen anonym Dampf ab. Mehrere Forumseinträge sind derart geschmacklos, dass Blick davon absieht, das Geschriebene zu zitieren. Schiedsrichter Bieri wird gar der Tod gewünscht.
Was sagt man beim Schweizerischen Fussballverband zu den Hasstiraden? «Wir kennen dieses FCSG-Forum nicht und haben keine Kenntnis vom Inhalt», so Wermelinger. Sollte dem aber so sein, sei das in keiner Form zu akzeptieren. «Natürlich ist der Fehler eines Schiedsrichter-Teams für uns alle ärgerlich. Dass dies aber dazu führt, dass einem Menschen der Tod gewünscht wird, das geht gar nicht und ist inakzeptabel.»
«Das verurteilen wir aufs Schärfste»
So sieht es auch der FC St. Gallen. FCSG-Präsident Matthias Hüppi sagt auf Anfrage: «Wenn drei heikle Entscheidungen zu Ungunsten der gleichen Mannschaft ausfallen, dann führt das natürlich zu Diskussionen. Aber Bedrohungen haben keinen Platz, in welcher Diskussion auch immer. Das verurteilen wir aufs Schärfste.»
Bieri ist beim FC St. Gallen seit langem ein rotes Tuch. Immer wieder ist er in strittige Entscheidungen involviert, bei denen sich die FSCG-Fans benachteiligt fühlen. Zuletzt beim hochemotionalen Spitzenspiel vor dem Lockdown gegen YB, als Bieri auf Empfehlung des VAR einen Penalty wiederholen lässt.