Cup in der Provinz, das ist, wenn die Kinder in der Pause auf den Platz laufen und die Zuschauer einen Meter neben der Seitenlinie sitzen. Während der siebenköpfige GC-Trainerstaff kleine farbige Hütchen auf dem Kunstrasen verteilt, zwischen denen die Profis später das Aufwärmen absolvieren, verkaufen Rifka von Känel (23) und Céline Tanner (21) Schals ihres FC Goldstern. 1000 Stück hat man anfertigen lassen. Schon bevor das Spiel anfängt, sind sie ausverkauft.
Daneben steht Markus Zbinden am Wurststand: 2000 Würste, 1800 Liter Bier. Praktischerweise ist Philipp Burkhalter, der in der 2. Mannschaft von Goldstern spielt, Verkaufsleiter der örtlichen Felsenau-Brauerei. Nicole Marolf vom Sportgeschäft Trophy Sport verkauft Goldstern-Trikots und Pullis. Die sind nicht nur deutlich günstiger als die Shirts von Manchester City oder PSG, sondern auch «wesentlich origineller und einzigartig», wie sie findet.
Mario Stalder ist der Mastermind hinter diesem aussergewöhnlichen Fussballevent in Bremgarten BE. Der Mann war bis vor vier Jahren Herzchirurg. Ihn bringt nichts so leicht aus der Fassung. Kurz vor Spielbeginn ist er auf Ruhepuls: «Soeben habe ich einen Rundgang gemacht. Alles klappt, alles ist bereit.»
Auch Präsident Reto Büchli war am Morgen früh unterwegs, nachdem von einem YB-Ultra der Hinweis gekommen war, es könne wohl nicht schaden, in der Landi Metallkübel und Sand zu besorgen, falls GC-Fans Pyros zünden sollten.
«Möglichst lange mithalten», das war der Wunsch von Goldstern-Sportchef Michael Reinhard vor dem Spiel: «Es wäre schon ein Seich, wenn du nach 20 Minuten 0:4 hinten bist.» 0:0 stehts nach den ersten 45 Minuten! Klar hat GC mehr Ballbesitz, die klareren Chancen. Aber mal vergibt Guilherme Schettine ziemlich kläglich aus sechs Metern, dann hält Goldstern-Schlussmann Kocher gegen Carvalho. Der Kunstrasen und der schmale und kurze Platz spielen den Unterklassigen in die Hände.
GC nach Platzverweis besser
Erst nach einer knappen Stunde ist der Widerstand der Berner gebrochen, obwohl der Zürcher Seko in der 54. Minute Rot sieht und GC nur noch zu zehnt ist. Zwei Minuten nach dem Platzverweis trifft Pusic für den Favoriten. 3:0 stehts am Schluss. GC-Trainer Giorgio Contini sagt: «Der Platzverweis war fast schon ein Vorteil. So hatten wir mehr Platz.»
Für Goldsterns Mittelfeldspieler Janic Schwizgebel wird es vermutlich eine kurze Nacht. Wegen des Cupspiels hat er seine Ferien verschoben. Um 2 Uhr morgens gehts los Richtung Turin. «Drei Stunden vor dem Spiel war ich sehr nervös. Aber als ich dann auf dem Platz stand, war die Aufregung weg. Wir haben umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Viel laufen, Zentrum zumachen, gut verschieben.» Zufrieden mit seinen Jungs ist auch Coach Egzon Tishuku. «Wir haben unsere Haut teuer verkauft», sagt er nach dem Spiel. «Und jetzt kommt dann die dritte Halbzeit – da gehen wir sicher als Sieger vom Platz.»