Kevin Mbabu (27) hätte in die Kabine flüchten und seine Traurigkeit unter der Dusche ertränken können. Aber der Verteidiger begleitete seine Teamkollegen, um sich bei den Servette-Fans zu bedanken. Dies kurz nachdem er mit seinem verschossenen Penalty seine Albtraum-Saison verlängerte und Lugano den Vorstoss in den Cupfinal ermöglichte.
«Wie das ganze Team bin ich zu Kevin gegangen, um ihm unsere Unterstützung zu zeigen – aber es ist schwierig, die richtigen Worte zu finden», sagte Steve Rouiller (32) wenige Minuten nach dem bitteren Ausscheiden. «Wir können ihm nicht böse sein, wir können niemandem böse sein, der Verantwortung übernimmt.» Mbabu, der vierte Servette-Schütze, war der einzige Spieler, der nicht traf.
Vor seinem Fehlschuss hatte Mbabu mit einem herrlichen Pass auf Stevanovic (32) den Angriff ausgelöst, der zum 1:0 der Genfer führte.
Cleverer Schachzug von Croci-Torti
Ein offensiver Beitrag, der nicht ausreichte, um die Irrungen und Wirrungen des Aussenverteidigers bei den beiden Gegentreffern zu kaschieren. Er hob das Abseits auf und wurde von Ignacio Aliseda (23) ausgedribbelt.
«Mbabu ist ein aussergewöhnlicher Spieler», betonte Lugano-Trainer Mattia Croci-Torti (40). «Als ich sah, wie gut er gegen YB in Form war, entschied ich mich, Aliseda zu schonen. Ich wusste, dass er im Cup der Mann des Spiels sein kann, dass er die Räume, die Mbabu hinten lässt, nutzen kann.»
Von Yakin nicht aufgeboten
Mbabu ist vor zwei Monaten auf Leihbasis zu seinem Ausbildungsverein zurückgekehrt. Um «neue Kraft zu schöpfen», um sein «Niveau wiederzufinden» und um den missglückten Transfer nach Fulham zu vergessen. Er kam dort kaum zum Einsatz. Mit ein Grund, wieso ihn Nati-Trainer Murat Yakin (48) nicht mit zur WM nahm.
Vergangenen Monat gabs einen ersten Dämpfer. Gegen Luzern verursachte Mbabu einen Penalty und sah die Rote Karte. Im Stadion damals? Murat Yakin. Auch im Aufgebot für den Auftakt in die EM-Quali fehlte der Name Mbabu.
«Kevin kann uns nach Europa führen»
«Als Kevin zurückkehrte, hatte er den Wunsch, die Genfer Fans und uns nach Bern zu bringen», bedauerte sein Teamkollege Steve Rouiller. «Nach dem Spiel wird es ihm nicht gut gehen. Wir müssen ihn unterstützen und weitermachen. Wir haben zwei wichtige Spiele, die anstehen. Das erste ist das Derby gegen Sion am Samstag.»
Die Meisterschaft ist auch der Rettungsanker, den Alain Geiger (62) identifiziert hat. Der Servette-Trainer weigerte sich, mit dem Finger auf Mbabu zu zeigen. «Kevin hat noch zehn Spiele in der Super League, um seine Qualitäten weiterhin einzubringen. Mit seiner Energie und seiner Durchschlagskraft hilft er uns in seinem Korridor und kann uns nach Europa führen.»