Er trug 175 Mal das grün-weisse Trikot, war bis zu seinem gesundheitsbedingten Rücktritt Anfang 2015 Captain des FC St. Gallen, ist beruflich und privat in der Ostschweiz verwurzelt und schnürt in der Freizeit für die Senioren des Dorfklubs FC Zuzwil die Schuhe. Klarer Fall: Philipp Montandon (39) drückt im Cupfinal dem FC St. Gallen die Daumen – oder?
«Am Sonntag bin ich neutral. Für den Gewinner wird es mich freuen, aber auch mit dem Verlierer werde ich mitfühlen», sagt der frühere Innenverteidiger. Grund: Die zweitmeisten Spiele seiner Karriere (82) absolvierte Montandon von 2008 bis 2011 für St. Gallens Finalgegner Lugano. Und: Auch bei den Tessinern trug die Captainbinde. Er sagt: «Ich hatte bei beiden Klubs eine wunderbare Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere.»
Selber wird Montandon nicht ins Berner Wankdorf-Stadion reisen, sondern den Final zuhause vor dem TV verfolgen. Für ihn genau der richtige Ort zum Fussballschauen: «Seit dem Ende meiner Karriere bin ich, abgesehen von meinen Auftritten als TV-Experte bei Blue, nicht mehr oft in den Stadien.»
Montandon feierte einst selber den Cuptitel
Die seit der Finalqualifikation herrschende Vorfreude in der Ostschweiz bekommt Montandon, der in der Ostschweiz in der Immobilienbranche tätig ist, hautnah mit: «Das ist doch wunderbar – die Menschen können das Spiel kaum erwarten. Nachdem St. Gallen vor einem Jahr ohne Fans den Cupfinal bestreiten musste und gegen Luzern verlor, wäre der Sieg der verdiente Lohn für die Fans und die Klubleitung, die seit Jahren gute Arbeit leistet.»
Das gelte aber auch für die Tessiner, so Montandon: «Die Teilnahme am Final ist beste Werbung für das seriöse Projekt der neuen amerikanischen Eigentümer. Es ist zudem wichtig, dass wieder einmal Klub aus dem italienisch sprechenden Teil der Schweiz auf der ganz grossen Bühne auftaucht.»
Übrigens: Montandon weiss, wie es sich anfühlt, den Cupfinal zu gewinnen. Der grösste Erfolg seiner Karriere gelang ihm jedoch weder mit St. Gallen noch mit Lugano. 2004 war er Stammspieler beim FC Wil, als diesem mit dem 3:2-Finalsieg gegen GC die grösste Sensation der Cupgeschichte gelang.