Im Fall von Cédric Zesiger (24) weiss man es ja seit dem 3. Mai: Der Seeländer verlässt YB und wechselt in die Bundesliga zu Wolfsburg, wo er dummerweise eine Europacup-freie Saison vor sich hat. Und da sind wir schon beim Stichwort: Bundesliga!
Denn die Meisterschaft unseres nördlichen Nachbarn mit den Spieltag für Spieltag ausverkauften Stadien hat auch eine magische Anziehungskraft auf Fabian Rieder (21), das YB-Jahrzehnttalent. Er macht keinen Hehl daraus: «Die Bundesliga ist meine Lieblingsliga. Aber ich will mir den Weg in andere Ligen auch nicht verschliessen.» Zum Beispiel England. Da gabs im Winter konkretes Interesse aus der Premier League. Aber das war der falsche Zeitpunkt. Und, wie gesagt, Rieder zieht einen Wechsel nach Deutschland grundsätzlich vor.
Zwei Sätze über die Zukunft – und dann: «Wir werden sehen, was kommt. Jetzt will ich mich auf das Spiel vom Sonntag konzentrieren.»
Erwartete Ablösesumme: rund 13 Millionen Franken
Es kommt: der Cupfinal. Der letzte Auftritt des Jungen aus Koppigen BE, einem Dorf mit 2100 Einwohnern an der Grenze zum Kanton Solothurn. Es kommt jetzt nur noch darauf an, wer das beste Paket für alle bietet. Also für Spieler, Klub und Berater.
Da ist zum einen das Geld. Djibril Sow wechselte 2019 für 15 Millionen zu Eintracht Frankfurt. Rieder mag vielleicht eine Spur talentierter sein und ist jünger, als es Sow damals war. Und doch ist kaum zu erwarten, dass YB die 20 Millionen lösen kann, von denen man träumt. Realistischer erscheint eine Summe in der Grössenordnung von jener von Sow. Oder auch wenig darunter. «Aber bei zehn Millionen werden wir nicht schwach», hatte Christoph Spycher, der VR-Delegierte Sport, unlängst gesagt.
Nicht Bayern, nicht der BVB – die dahinter
Interessenten aus der Bundesliga sind da. Das bestätigt auch Rieders Agent Fabian von Matt: «Es gibt drei, vier Klubs aus der Bundesliga, die sich sehr für Fabian interessieren.» Konkret: Es sind nicht die ganz Grossen, nicht der FC Bayern und nicht der BVB. Das, so Von Matt, wäre zu früh, da würde man eine Stufe überspringen, was kontraproduktiv für die Karriereentwicklung sein könnte. Aber die zahlungsstarken Klubs gleich hinter den beiden Monstern. Also Eintracht Frankfurt, Borussia Mönchengladbach, Leverkusen oder Wolfsburg. Leipzig hingegen kommt von deren Philosophie her praktisch nicht infrage. Zuletzt gabs auch Gerüchte um Union Berlin. Es wäre der absolute Rekordtransfer der Eisernen und nur dank Champions-League-Millionen einigermassen im Bereich des Realistischen.
Für die grossen Ligen ist der Rieder-Transfer nicht einer, der den Bossen unmittelbar unter den Nägeln brennt. Der Mercato muss erst ins Rollen kommen, mit den Topshots. Ein Transfer dieser Dimension wird also in der zweiten Phase abgewickelt werden. «Noch im Juni, aber nicht in den nächsten Tagen», hofft Von Matt. Rieder selber wird nicht in die A-Nati einrücken, sondern in die U21, um die EM-Endrunde in Rumänien zu bestreiten. «Sofern die mich auch mitnehmen», hatte Rieder kurz vor der Kader-Bekanntgabe noch gescherzt …
In den Tagen vor dem ersten Spiel am 22. Juni ist also viel zeitlicher Raum für Diskussionen.
Das einmonatige Cupfinal-Trainingslager ist vorbei
Zurück zum Cupfinal. Es wird der erste sein für Fabian Rieder. Beim letzten, 2020, war er noch nicht dabei. «Da können wir Geschichte schreiben, wenn wir das dritte Mal in der Vereinsgeschichte das Double holen», ordnet der Mittelfeldspieler, der immer so cool wirkt, ein. Auch am Sonntag? «Ich denke, ein bisschen Nervosität wird da sein. Aber in Spielen, in denen es um alles geht, bin ich immer sehr heiss.» Und Luft nach oben hat Rieder auch, denn in den letzten Spielen war er nicht mehr derart dominant wie noch vor ein paar Monaten. «Nach dem Feststehen des Meistertitels war sicher ein gewisser Spannungsabfall bei uns festzustellen. Bei mir auch. Ich habe das Potenzial für bessere Leistungen. Dennoch haben wir es nicht schlecht gemacht.» Doch nun sei dieses durch einige Meisterschaftsspiele durchsetzte wochenlange Cupfinal-Traningscamp vorbei. Jetzt gilt es ernst.
Und Gegner Lugano hat einen Lauf. «Die sind seit zwei Monaten ungeschlagen, haben eine gute Struktur und immer einen klaren Plan», sagt Rieder voller Respekt über die Tessiner.
Wie immer sind Fabians Gedanken klar. Auch vor seiner Dernière im YB-Dress. Von der er natürlich niemals sagt, dass es eine ist.