Macht er es besser als Rahmen?
Aarau-Trainer Stephan Keller hebt den Mahnfinger

2019 gab der FC Aarau den sicher geglaubten Aufstieg in der Barrage gegen Xamax noch aus der Hand. Drei Jahre später ist die Fallhöhe für die Aarauer die gleiche. Grund für den Trainer, nach dem 1:0 in Schaffhausen auf die Euphoriebremse zu treten.
Publiziert: 15.05.2022 um 18:31 Uhr
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Stephan Keller hebt trotz Tabellenführung und idealer Ausgangslage für den FC Aarau im Aufstiegsrennen den Mahnfinger. Die Erinnerungen an das Barrage-Drama 2019 sind zu präsent
Foto: freshfocus
Sebastian Wendel

1999: Bayern München verliert den Champions-League-Final gegen Manchester United wegen zwei Toren in der Nachspielzeit. Es ist die Geburtsstunde der «Mutter aller Niederlagen». Zwei Jahre später rehabilitieren sich die Münchner für die Schmach, besiegen im Final Valencia und krönen sich zum besten Team Europas. Der damalige Goalie Oliver Kahn, heute Klubboss, sagte: «Wir haben uns nach dem Spiel gegen Manchester geschworen, erst Ruhe zu geben, wenn wir die Champions League gewinnen.»

2019: Der FC Aarau gewinnt das Barrage-Hinspiel auswärts gegen Xamax mit 4:0. Drei Tage später die Mega-Sensation: Während in der Stadt die Bierstände für die Aufstiegsparty aufgefüllt werden, liegen die Aarauer nach der Verlängerung mit 0:4 hinten und verlieren dann das Penaltyschiessen. Aufstieg futsch! Hätte die Challenge League kein Schattendasein, das Aarauer Barrage-Drama hätte das Bayern-Blackout gegen Manchester United als «Mutter aller Niederlagen» abgelöst. Die Xamax-Akteure gaben im Nachhinein an, bei der Anreise ins Brügglifeld gesehen zu haben, wie die Stadt Aarau sich für die Feierlichkeiten rüstet – das habe einen zusätzlichen Motivationsschub verliehen.

Keller bremst euphorische FCA-Fans

Stephan Keller war vor drei Jahren beim FCA Assistent von Patrick Rahmen. Im Sommer 2020 löste er den Basler als Chef an der Seitenlinie ab – und hat nun die Chance, es besser zu machen als sein Vorgänger. Sprich: Den Penalty zum Aufstieg zu verwerten. Dem FCA reicht am letzten Spieltag gegen Vaduz ein Punkt, um die Super-League-Rückkehr nach sieben Jahren Absenz perfekt zu machen. Und die Schmach gegen Xamax zu tilgen.

«Wir waren bereit, enorm viel Drecksarbeit zu machen»
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Aarau-Trainer nach dem Sieg:«Waren bereit, enorm viel Drecksarbeit zu machen»

Aber eben: In Aarau sind sie seit jenem 2. Juni 2019 gebrannte Kinder. Nachdem die rund 2000 mitgereisten FCA-Fans in Schaffhausen die Spieler für den 1:0-Sieg im Spitzenspiel und die Übernahme der Tabellenführung feierten und frenetisch in die Kabine verabschiedeten, geht Stephan Keller noch einmal vor die Kurve und gibt den euphorischen Anhängern gestenreich zu verstehen, dass noch nichts erreicht sei. Stimmt: Theoretisch könnte Aarau am letzten Spieltag gar noch auf Rang 3 fallen. Bei einer Heimniederlage gegen Vaduz und gleichzeitigen Siegen von Schaffhausen in Lausanne und Winterthur in Kriens.

Aarauer haben Lehren aus Barrage-Drama gezogen

Die Fallhöhe für den FCA ist die gleiche wie 2019: Alles oder nichts ist möglich. Was gegen ein erneutes Aufstiegsfiasko spricht: Das Team ist nicht wie vor drei Jahren, als Aarau als klarer Underdog in die Barrage ging, überrumpelt von der Ausgangslage – die Super League ist seit Anfang Saison das erklärte Ziel. Und viele Akteure von damals, neben Keller auch Sportchef Sandro Burki und die Kabinen-Wortführer Jäckle, Thaler und Giger, haben ihre Lehren aus der Barrage-Schmach gezogen: Damals war man sich der Sache einfach zu sicher.

Blick fragt den Trainer nach der Übernahme der Tabellenführung in Schaffhausen, ob er nun vom Aufstieg träume. Antwort Stephan Keller: «Ich bin kein Träumer, sondern ein Arbeiter. Wir haben eine Woche mit viel Arbeit vor uns, aber mit einem Sieg im Rücken, der Freude macht und Kraft gibt, auch die letzte Woche der Saison seriös anzugehen. Wenn uns das gelingt, werden wir aufsteigen.» Apropos Arbeit: Nach dem 1:0 in Schaffhausen beginnen in Aarau die Vorbereitungen für eine allfällige Aufstiegsfeier natürlich trotz den Geschehnissen vor drei Jahren...

Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
-3
22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
15
10
FC Stade Nyonnais
FC Stade Nyonnais
14
-18
10
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