FC Aarau stinksauer nach verpasster Barrage
Schaffhauser Schummel-Skandal um Topskorer

Das Challenge-League-Final 2022 mit den punktgleichen Winterthur, Schaffhausen und Aarau ist denkwürdig. Doch jetzt kommt heraus, dass FCS-Knipser Joaquin Ardaiz viele Tore für die Barrage-Quali ohne Arbeitsbewilligung schoss.
Publiziert: 16.09.2023 um 11:31 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2023 um 11:38 Uhr
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Ohne Arbeitsbewilligung am Ball: Der damalige Schaffhausen-Stürmer Joaquin Ardaiz (M., gegen Aaraus Kronig) spielte in der Saison 2021/22 die ganze Vorrunde ohne Arbeitsbewilligung.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus

Nur ein Punkt nach sechs Spielen, Tabellenschlusslicht in der Challenge League: Die Schaffhauser Fans erinnern sich wehmütig an 2022 zurück. Damals wurde der FCS dank eines furiosen Schlussspurts Zweiter und qualifizierte sich für die Barrage gegen Luzern.

Doch gut ein Jahr später legt sich ein Schatten über den damaligen Fast-Aufstieg: Wie letzte Woche bekannt wurde, hatte Schaffhausens Super-Knipser Joaquin Ardaiz (24) die ganze Vorrunde 2021/22 ohne Arbeitsbewilligung gespielt – und dabei sieben seiner letztlich 20 Ligatore erzielt, die ihn zum Torschützenkönig machten und ihm einen Vertrag beim FCL bescherten.

Die Behauptung, dass Schaffhausen ohne Ardaiz' Tore die Barrage verpasst hätte, ist alles andere als gewagt. Schon gegen Ende der betreffenden Saison, als der FCS im Herzschlag-Fernduell gegen Aufsteiger Winterthur und Aarau die Barrage-Quali schaffte, spukten Gerüchte herum, dass der Uruguayer lange ohne behördliche Erlaubnis skorte.

Sportchef und Präsident kassieren Bussen

Eineinhalb Jahre später gibts die offizielle Bestätigung für den Schummel-Skandal: Gemäss «Schaffhauser Nachrichten» wurden kürzlich gegen den damaligen FCS-Sportchef Bernt Haas (heute GC) und Präsident Roland Klein Bussen in Höhe von 2000 respektive 1500 Franken erteilt.

Gemäss den Strafbefehlen haben Klein und Haas «pflichtwidrig unvorsichtig» gehandelt. Zwar spielte Ardaiz bereits zuvor bei Lugano, die Arbeitsbewilligungen für Nicht-EU-Bürger gelten allerdings nur kantonal.

Neben dem Fall Ardaiz gibts auch noch den Fall Augustin Gonzalez (26), der bis heute für Schaffhausen kickt: Der im Sommer 2021 verpflichtete Uruguayer wurde für eine Partie eingesetzt, bevor die Arbeitsbewilligung eintraf.

Haas und Klein akzeptieren ihre Bussen – der FC Schaffhausen als Arbeitgeber wird strafrechtlich gar nicht belangt. Auch sportliche Folgen gibts keine, weil das Uru-Duo stets gültige Spielberechtigungen hatte.

Wie GC auf Anfrage mitteilt, kommentiert Haas den Fall nicht. Auch FCS-Präsident Klein äussert sich nicht persönlich. Der FCS als Klub weist hingegen gegenüber Blick darauf hin, «dass Ardaiz rückblickend seine Tore und spielentscheidenden Szenen vor allem in der Rückrunde erzielt und gehabt hat, als er längst eine Schaffhauser Arbeitserlaubnis besass».

Aarau verlor Duell gegen FCS hauchdünn

Nicht schweigen will Philipp Bonorand, Ex-Präsident des FC Aarau. Zur Erinnerung: Die Aarauer, damals noch mit Bonorand an der Klubspitze, verpassten 2022 nur wegen des schlechteren Torverhältnisses die Barrage.

16 Monate später erfahren zu müssen, dass der Toptorjäger des Aufstiegskonkurrenten die halbe Saison ohne Erlaubnis spielte, stösst Bonorand sauer auf: «Dass so etwas möglich ist, ärgert mich grausam. Und mehr als ein Jahr später kommt das Ganze raus, ohne Konsequenzen für den Klub FC Schaffhausen.»

Der FCS nimmt den Aarauer Vorwurf zur Kenntnis, verweist aber darauf, dass beim verrückten 4:3-Sieg gegen Aarau mit vier Ardaiz-Toren (!) der Stürmer die Bewilligung längst besass.

Dass man an der Schlusstabelle von damals heute nichts mehr ändern kann, ist Bonorand bewusst. Vielmehr fordert er als Liga-Komitee-Mitglied, dass ein solcher Bschiss nicht mehr vorkommt: «Das Thema muss bei der Swiss Football League auf den Tisch, es braucht Anpassungen im Reglement. Es kann nicht sein, dass heutzutage Spieler ohne gültige Arbeitserlaubnis auflaufen.» Die absolute Mehrheit der Klubs arbeite sauber, doch die Schlupflöcher müssten regeltechnisch gestopft werden.

Die Liga kontrolliert keine Arbeitsbewilligungen

Der Fall Ardaiz könnte bei der Liga nun tatsächlich ein Umdenken auslösen. «Die SFL wird prüfen, ob eine weiterführende Kontrolle (z.B. Aufenthaltsbewilligung oder Arbeitsbewilligung) zweckdienlich und umsetzbar ist», teilt die Liga mit.

Denn aktuell ist es so, dass die SFL vor der Erteilung der Spielberechtigung nicht kontrolliert, ob der Spieler überhaupt eine behördliche Arbeitsbewilligung besitzt. Entscheidend für die Freigabe sind einzig ein gültiger Arbeitsvertrag und grünes Licht im Transfersystem der Fifa.

Deshalb muss Schaffhausen keine Strafe von der Liga befürchten – die sportrechtlichen Voraussetzungen für den Einsatz von Ardaiz und Gonzalez waren stets vorhanden. Vor allem für Aarau ist das aber ein schwacher Trost.

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Challenge League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
14
14
28
2
FC Etoile Carouge
FC Etoile Carouge
14
6
26
3
Neuchatel Xamax FCS
Neuchatel Xamax FCS
14
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22
4
FC Aarau
FC Aarau
14
5
21
5
FC Vaduz
FC Vaduz
14
-2
20
6
FC Wil
FC Wil
14
4
18
7
FC Stade-Lausanne-Ouchy
FC Stade-Lausanne-Ouchy
14
6
16
8
AC Bellinzona
AC Bellinzona
14
-7
16
9
FC Schaffhausen
FC Schaffhausen
14
-5
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FC Stade Nyonnais
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