Als eine der grössten Sensationen in der Geschichte des Schweizer Cups perfekt ist, brüllt Wils Brasilianer Fabinho zwei Sätze für die Ewigkeit in den Basler Nachthimmel: «Wir sind Meister, wir sind Meister.» Sein Deutsch sei damals noch nicht so gut gewesen wie heute, sagt der mittlerweile 48-Jährige mit einem herzhaften Lachen. Auf Portugiesisch sage man «Campeões», wenn man einen Pokal gewinne. Egal, ob Meisterschaft oder Cup. «Und ich dachte, das heisse Meister.»
Am Freitag jährt sich der legendäre Cupfinal zwischen dem FC Wil und dem Star-Ensemble von GC zum 20. Mal. Die Ostschweizer bezwangen den Rekordmeister mit 3:2 nach 1:2-Rückstand und feierten den grössten Erfolg der Klubgeschichte.
Verlierer GC muss beim Alkohol aushelfen
Sein Deutsch hat Fabinho mittlerweile perfektioniert, nach seiner Aktivkarriere ist der Mann aus Rio de Janeiro der Ostschweiz erhalten geblieben. Von 2010 bis 2018 trainiert der ehemalige Mittelfeldspieler den FC Herisau, seit Juli 2018 ist er für die zweite Mannschaft des FC Wil verantwortlich. «Ich will den jungen Spielern etwas zurückgeben», sagt Fabinho. Noch heute, 20 Jahre später, wird er regelmässig auf den Cup-Triumph angesprochen.
Ähnliches erlebt Philippe Montandon. Der 41-Jährige führt in der Wiler Altstadt ein Immobilienbüro. Tagtäglich erinnert ihn sein Arbeitsweg an die Feierlichkeiten nach dem Cup-Sieg. «Die Bilder sind sehr präsent», so der Blue-Experte. «Weil wir aber alle sehr seriös waren, gab es natürlich keinen Alkohol. Spass bei Seite. Ein paar Bierchen haben wir uns gegönnt.»
Wobei das mit dem Bier nicht so einfach war, erinnert sich Michel Renggli (44). «Wir hatten kein Bier oder Champagner in der Garderobe! Letztlich hat uns GC seinen Alkohol zur Verfügung gestellt.»
Ein Abend wie in Trance
Wie unbekannt diese Wiler Mannschaft dazumal war, beweist eine Episode kurz nach Schlusspfiff. Davide Callà tauschte sein Trikot mit GC-Spieler Ricardo Cabanas. Als Callà mit dem Cabanas-Shirt beim Interview stand, wurde er gefragt, ob er nicht enttäuscht sei. «Wieso? Wir haben ja gewonnen», entgegnete Callà. Renggli erlebte die Szene hautnah mit und musste schmunzeln. «Der Reporter hat ihn mit Cabanas verwechselt. Wir waren noch nicht so bekannt.»
Nach dem Sieg war die ganze Stadt auf den Beinen. «Ich weiss nicht mehr viel von dieser Nacht. Es war wie in Trance.» Einige Stunden nach Mitternacht machten sich Renggli und Co. auf den Heimweg. «Die Ledigen gingen dann noch weiter», meint er lachend.
Robbie Williams heizt den Wil-Spielern ein
Um das Unmögliche möglich zu machen, griff Co-Trainer Stephan Lehmann (60) in die Trickkiste. Er zeigte den Spielern ein Motivationsvideo mit Grussbotschaften von ihren Liebsten. Darunter mischte er die Musik von Robbie Williams.
Die Klänge dürften eine heilende Wirkung gehabt haben. Denn: Bis kurz vor Anpfiff steht nicht fest, ob der Brasilianer Fabinho überhaupt spielen kann. «Den Halbfinal gegen St. Gallen habe ich wegen eines Muskelfaserrisses verpasst. Vor dem Final war ich zwar wieder so halb gesund, aber ich spürte die Verletzung noch immer. Der Trainer aber sagte, er brauche mich und ich müsse auf den Platz.» Der Rest ist Wiler Klub-Geschichte, Fabinho wird mit seinen beiden Penaltytoren zum Matchwinner. Kurz darauf steigt der Klub in die Challenge League ab.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 15 | 15 | 31 | |
2 | FC Etoile Carouge | 15 | 6 | 27 | |
3 | Neuchatel Xamax FCS | 15 | -4 | 22 | |
4 | FC Aarau | 14 | 5 | 21 | |
5 | FC Vaduz | 14 | -2 | 20 | |
6 | FC Wil | 14 | 4 | 18 | |
7 | AC Bellinzona | 15 | -7 | 17 | |
8 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 14 | 6 | 16 | |
9 | FC Schaffhausen | 14 | -5 | 15 | |
10 | FC Stade Nyonnais | 14 | -18 | 10 |