Alex Frei, sind Sie froh, vier Monate nach der Entlassung beim FCB wieder einen Job zu haben?
Alex Frei: Die Pause hat mir gutgetan, ich konnte ein wenig Abstand vom Fussball gewinnen. Zeit mit der Familie, viel Lesen – ich machte Dinge, die im Traineralltag zu kurz kommen. Aber als Mensch, der gerne arbeitet, fühlte ich mich schnell wieder bereit für eine neue Aufgabe. Ich war körperlich ja nicht ausgelaugt nach den acht Monaten beim FC Basel. Jetzt wird es Zeit, dass ich wieder was mache – das sieht übrigens auch meine Frau so (lacht).
Urs Fischer hat gesagt, die erste Entlassung als Trainer sei die Schlimmste, die werde ewig nagen. Gehts Ihnen auch so?
Es hilft mir sicher, dass ich schnell wieder einsteigen kann. Eine Freistellung ist nie einfach. Am Ende des Tages hat meine Frau mehr gelitten als ich. Direkt nach der Freistellung haben wir Familienferien im Oman gemacht. Es war der schönste Urlaub meines Lebens.
Auf Papier ist der FC Aarau nach dem FC Basel ein Rückschritt.
Das sehe ich komplett anders! Ich funktioniere nicht nach Prestige. Massgebend ist für mich die Frage: Was kann ich bewegen? Mit wem arbeite ich zusammen? Ist eine gewisse Demut im Klub spürbar? Bewegt der Klub sein Umfeld? Ob Super oder Challenge League ist völlig irrelevant, ich muss mich einfach wohlfühlen.
Haben Sie mit vier Monaten Abstand ein gewisses Verständnis für die Entlassung beim FCB?
Kann man als Trainer Verständnis haben für die eigene Entlassung oder Freistellung? Vielleicht gibts Trainer, die sagen, sie hätten sich selber auch entlassen. Das ist aber die absolute Ausnahme. Ich werde nie dazugehören, weil ich grundsätzlich überzeugt bin von meiner Arbeit.
Welche Fehler haben Sie beim FCB gemacht?
Selbstverständlich gab es die, aber das mache ich mit mir selber aus und nicht in der Öffentlichkeit.
Haben Sie sich beim Umgang mit den Routiniers Taulant Xhaka und Fabian Frei verzettelt? Mal spielte der, dann wieder der andere.
Nein.
Haben Sie seit Februar einen Freund weniger?
Wie meinen Sie das?
Sie waren lange befreundet mit Heiko Vogel. Bis er sie wenige Wochen nach dem Amtsantritt als Sportchef beim FCB entlassen hat.
Kürzlich hatte ich Kontakt mit Heiko. Rein beruflich, es ging um die Vertragsauflösung beim FCB. Er hat mir gesagt, dass er sich sehr für mich freue und der FC Aarau die ideale Aufgabe für mich sei. Und dass er mir immer zur Verfügung stehen werde, sollte ich etwas brauchen. Sobald ich mich in Aarau eingelebt haben, werde ich mit Heiko essen gehen. Und ihm meine Sicht der Dinge erklären.
Bis er achtjährig ist, lebt Alex Frei (geboren 1979) mit seiner Familie im Welschland, der Grund für seine Affinität zum Frankofonen. Nach den Junioren wird ihm beim FC Basel beschieden, dass es fürs Profiteam nicht reiche. Er geht nach Thun, nach Luzern und dann zu Servette, wo sein Stern unter Trainer Lucien Favre aufgeht.
Es folgen drei Saisons in Rennes, der Transfer zu Borussia Dortmund und schliesslich 2009 die Rückkehr zum FCB, wo er bis zum Rücktritt 2013 die erfolgreichste Ära der Klubgeschichte prägt. Nicht nur bei seinen Klubs, auch in der Nati erzielt Frei von 2001 bis 2011 Tore am Fliessband – bis heute ist er mit 42 Treffern in 84 Partien Rekordtorschütze.
Nach der Aktivkarriere geht ein Engagement als Sportchef in Luzern schief, danach schwenkt er im FCB-Nachwuchs auf eine Trainerkarriere um. 2020 übernimmt er mit dem FC Wil erstmals ein Profiteam, 2022 führt er den FC Winterthur nach 37 Jahre langer Absenz zurück in die Super League. Danach verabschiedet er sich zum FC Basel, wo er nach 34 Partien entlassen wurde. Von Juli 2023 bis Ende März 2024 war Frei beim FC Aarau als Trainer an der Seitenlinie tätig – seine vorerst letzte Trainerstation.
Bis er achtjährig ist, lebt Alex Frei (geboren 1979) mit seiner Familie im Welschland, der Grund für seine Affinität zum Frankofonen. Nach den Junioren wird ihm beim FC Basel beschieden, dass es fürs Profiteam nicht reiche. Er geht nach Thun, nach Luzern und dann zu Servette, wo sein Stern unter Trainer Lucien Favre aufgeht.
Es folgen drei Saisons in Rennes, der Transfer zu Borussia Dortmund und schliesslich 2009 die Rückkehr zum FCB, wo er bis zum Rücktritt 2013 die erfolgreichste Ära der Klubgeschichte prägt. Nicht nur bei seinen Klubs, auch in der Nati erzielt Frei von 2001 bis 2011 Tore am Fliessband – bis heute ist er mit 42 Treffern in 84 Partien Rekordtorschütze.
Nach der Aktivkarriere geht ein Engagement als Sportchef in Luzern schief, danach schwenkt er im FCB-Nachwuchs auf eine Trainerkarriere um. 2020 übernimmt er mit dem FC Wil erstmals ein Profiteam, 2022 führt er den FC Winterthur nach 37 Jahre langer Absenz zurück in die Super League. Danach verabschiedet er sich zum FC Basel, wo er nach 34 Partien entlassen wurde. Von Juli 2023 bis Ende März 2024 war Frei beim FC Aarau als Trainer an der Seitenlinie tätig – seine vorerst letzte Trainerstation.
Das tönt nach Versöhnung …
Irgendwann ist es wichtig, die Haltung des Gegenübers anzuhören und mit der eigenen zu vergleichen. Und dann kann man entscheiden, ob eine Versöhnung möglich ist. Aber ich bin jetzt Trainer vom FC Aarau, über den FCB möchte ich eigentlich nicht mehr reden.
Noch eine Frage: Seit über zwei Wochen ist klar, dass Sie Aarau-Trainer werden, aber erst diese Woche haben Sie bis 2025 unterschrieben. Warum hats so lange gedauert mit der Vertragsauflösung beim FCB?
Weil es gewisse Dinge zu klären gab. Von allen involvierten Parteien.
Ist der FC Aarau ihre zweite Wahl? Es gibt Stimmen, die sagen, Sie wären jetzt GC-Trainer, hätten die Chinesen nicht ihr Veto eingelegt.
Als ich das gelesen habe, überlegte ich tatsächlich einen Moment lang, mir ein Instagram- oder Twitter-Profil anzulegen. Weil man auf diesen Kanälen sofort und aus eigener Sicht Dinge klarstellen kann.
Warum haben Sie es nicht getan?
Weil ich sonst jetzt permanent am Twittern wäre (lacht). Im Ernst: Wer mich kennt, der weiss, dass mir solche Vorwürfe nicht gerecht werden. Und auch dem FC Aarau nicht.
Haben Sie mit GC-Sportchef Bernt Haas verhandelt?
Dazu gibts nichts zu sagen, weil es nicht relevant ist.
Man hört, dass Winti-Sportchef Oliver Kaiser versucht hat, Sie von einem Comeback auf der Schützenwiese zu überzeugen.
Wenn ich bei einem Klub im Wort stehe, ziehe ich das durch. Vielleicht bin ich da die Ausnahme. Aber die Werte, die ich von meinen Spielern und Mitmenschen verlange, versuche ich täglich selber vorzuleben. Bevor ich mit Sandro Burki (CEO FC Aarau; d. Red.) über Vertragsdauer und Lohn verhandelt habe, sagte ich ihm: Wenn du mich willst, dann komme ich auch!
Sie sind der Inbegriff von Ehrgeiz und Ambitionen. Sie kommen nicht zum FC Aarau, um Dritter zu werden. Sie wollen aufsteigen, oder?
Wenn Ende Saison Rang 3 für die Entwicklung des Klubs das richtige ist, freue ich mich genauso darüber wie über einen Aufstieg. Wir werden keinen Rang zum Ziel ausrufen. Werden gegen innen und gegen aussen aber vermitteln, so lange wie möglich in der vorderen Tabellenregion mitzumischen. Genauso ist es mein Ziel, hier jeden Spieler besser zu machen. Gemeinsam mit dem Trainerstab eine noch engere Bindung zwischen Mannschaft und Publikum zu schaffen. Und so noch mehr Fans ins Brügglifeld zu locken. Als Spieler kam ich nie gerne nach Aarau, weil man hier als Gegner immer das Gefühl hatte, man spielt gegen 30 statt elf Gegenspieler. Weil die Fans gefühlt mit einem Bein auf dem Platz stehen. Diesen Respekt müssen die Gegner künftig wieder haben, wenn sie ins Brügglifeld einlaufen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Thun | 14 | 14 | 28 | |
2 | FC Etoile Carouge | 14 | 6 | 26 | |
3 | Neuchatel Xamax FCS | 14 | -3 | 22 | |
4 | FC Aarau | 14 | 5 | 21 | |
5 | FC Vaduz | 14 | -2 | 20 | |
6 | FC Wil | 14 | 4 | 18 | |
7 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 14 | 6 | 16 | |
8 | AC Bellinzona | 14 | -7 | 16 | |
9 | FC Schaffhausen | 14 | -5 | 15 | |
10 | FC Stade Nyonnais | 14 | -18 | 10 |