Brillenträger, Brummi-Fahrer, Zitter-Hüter
Zigis schrille Vorgänger beim FC St. Gallen

Die Cornrows (afrikanische Flecht-Frisur) sind in der Corona-Pause bei Espen-Goalie Zigi gewachsen. Zwei Zöpfchen fallen dem Ghanaer auf die Schultern. Zigi ist nicht der erste schrille Vogel im St. Galler Tor. Brillenträger Schüepp? Brummi-Fahrer Merten? Ein Rückblick.
Publiziert: 28.06.2020 um 12:23 Uhr
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Ati Zigi hütet aktuell das Tor vom FC St. Gallen.
Foto: Keystone
Max Kern

Der Prototyp des schrillen St. Galler Goalies hechtete in den 70er-Jahren durch die Espenmoos-Strafräume: Markus Schüepp. Besondere Kennzeichen. Hornbrille, Rund-um-den-Mund-Bart und das Logo von «Ernst-Teigwaren» als Trikot-Sponsor auf der Brust. Erst 1974 wurden die weichen Kontaktlinsen patentiert.

Schüepp, der nach seiner Fussballer-Karriere in St. Gallen die Kneipen «Metzgertor» und «Walfisch» führte, sagt 2013 im «St. Galler Tagblatt»: «Ich war und bin wohl bis heute der einzige, der auf diese Weise Bälle abwehrte.» Kontaktlinsen vertrug er schlecht. Im Tornetz hing ein Tüchlein, um während Spiel-Unterbrüchen die Brillengläser zu putzen. «Nicht der Regen war das Problem, sondern das Flutlicht, das sich spiegelte.»

Brummi-Fahrer Gregor Merten

Am 12. November 1988 titelt BLICK: «Heizöl-Fahrer im Espen-Kasten: Wirds GC heiss?» Bereits 34 Jahre alt ist Gregor Merten, als er im Cup gegen Titelverteidiger GC erstmals im Tor des FCSG steht. Arbeitsbeginn ist für den Ex-Hüter von Brühl St. Gallen, Flawil, Uzwil oder Schaffhausen unter der Woche um 06:30 Uhr. Merten, Träger eines imposanten Oberlippen-Bartes, lenkt einen 28-Tonnen-Lastwagen, fährt Heizöl zu den Kunden. Der Sechzehntel-Final im Hardturm ist für Brummi-Fahrer Merten aber bereits Endstation.

In der Winterpause darauf gibt Bruno Huwyler vom Urner Dorfklub FC Schattdorf sein Comeback im Espenmoos. Seine Kennzeichen: Künstliche Locken, Schnauz. Drei Jahre zuvor erhielt er von BLICK den unrühmlichen Kosenamen «Zitterhüter». Schuld an Huwylers damaliger Formkrise ist neben der laufenden Scheidung der deutsche Peitschenknaller Uwe Klimaschefski, der ab 1986 beim FCSG an der Seitenlinie brüllt.

Überliefert ist, dass «Klima» in Deutschland einst einen seinen Torhüter an einen Pfosten binden liess, die Feldspieler darauf mit ihm Zielübungen veranstalten durften. Huwyler nennt ihn nur «den Anderen». «Der Andere hat es geschafft, dass ich zurzeit am Boden zerstört bin. Das Torwart-Training bringt nur ihm etwas. Da kann er sich totlachen, wenn er mir die Bälle aus kürzester Distanz ins Lattenkreuz drischt. Und dann diese miesen Sprüche...»

Kult-Verteidiger hält Penalty

Dank «Klima»-Nachfolger Markus Frei (Vater von Basels heutigem Leader Fabian Frei) und der Hilfe einer Naturärztin findet der Urner Goalie später wieder zu alter Stärke zurück. Februar 2004. Espen-Goalie Stefano Razzetti, der heutige Trainer von Rasta-Zigi, sieht im Spiel gegen YB Rot. Das Auswechsel-Kontingent ist schon erschöpft. Heisst: Wie schon drei Jahre zuvor (damals gegen Sion erfolglos) muss Kult-Verteidiger Marc Zellweger ran. Er stülpt sich das Trikot von Ersatz-Goalie Flavio Agosti (stand übrigens beim 3:11 gegen Wil im Tor) über. Und hält den Elfer von Gürkan Sermeter.

Auch die Antwort auf die Frage von TV-Legende Beni Thurnheer, ob er beim Elfer spekuliert habe, wird am Fuss des Säntis Kult: «Ich cha nur i dä rächt gumpä, also bini i dä rächt gumped.»

Zigi kann beides, links und rechts. Am Sonntag hechtet er mit seinen Rasta-Zöpfchen im Kybunpark gegen Schlusslicht Thun. Die Fans haben ihn seit dem ersten Spiel Ende Januar 2020 (3:1-Sieg gegen Lugano) ins grün-weisse Herz geschlossen.

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