«Xhaka war schon immer ein Typ. Aber jetzt hat er auch was gezeigt», sagt Experte Thorsten Fink im Blick Kick. Er war es, der Granit ins erste Team des FC Basel holte und zum Debüt verhalf. Vom jungen Mittelfeldmann hat der Ex-Basel-Coach noch eine bestimmte Erinnerung: «Als er 18 war, haben wir gegen Manchester United gespielt und er war auch auf dem Feld. Wir haben 3:3 gespielt und er war so unzufrieden. Er wollte das Spiel unbedingt gewinnen und ist niemals zufrieden.»
Das sei aber auch seine Stärke, fügt Fink hinzu. Doch Xhaka hat einen Lernprozess durchmachen müssen: «Früher hat er es etwas in die falschen Bahnen gelenkt und viele Rote Karten bekommen. Mittlerweile ist er so gereift, dass er das kanalisieren kann. Wenn man so einen Leader hat, muss man das nutzen. Er ist einer, der das Team mit nach oben geführt hat.»
Xhaka im Mittelpunkt
Das steht ausser Frage: Keiner hat während der Euro mehr polarisiert als der Nati-Captain. Er sorgte für Kopfschütteln, ist aber auf dem Platz über sich hinausgewachsen und hat die Nati bis in den Viertelfinal geführt. Dort fehlte der 28-Jährige Gelb gesperrt. Dies hinderte Xhaka aber nicht, sein Team für die Verlängerung gegen die Spanier heisszumachen. Doch die Spanier hatten bekanntlich das bessere Ende. «Mich hat gewundert, dass er nach dem Ausscheiden glücklich war», meint Fink mit einem Lachen.
Die Szene vor der Verlängerung gegen die «Furia roja» hat SRF-Kommentator Sascha Ruefer eines aufgezeigt: «In diesem Team gibt es einen Leader – einen. Und der heisst Granit Xhaka. Das ist zum einen top, man kann sich wohl fühlen. Es birgt aber auch gewisse Gefahren.»
Dem stimmt Blick-Fussballchef a.i. Michael Wegmann zu: «Xhaka hat eine wichtige Rolle innerhalb des Teams. Aber ich sehe es nicht nur positiv, dass er der Zentrumsspieler ist. Ich glaube, andere haben Mühe, sich neben ihm zu entwickeln.»
Gleiche Erfahrungen gemacht?
Eventuell habe Xhaka aber auch die gleichen Erfahrungen mit früheren Führungsspielern der Nati gemacht, wirft Fink in die Runde. «Vielleicht war das ja Problem, dass ihr einen Lichtsteiner und Behrami hattet, die Gegenpole sein wollten. Die nicht akzeptieren wollten, dass Xhaka so dominant war, weil er jünger war. Jetzt hat er das Alter erreicht und alle akzeptieren, dass er ein guter Spieler ist», so der 53-Jährige. Es brauche aber jemanden, der in der Mannschaft dagegenhält.
TV-Mann Ruefer findet die Diskussion um die Personalie Xhaka ohnehin spannend: «Wir diskutieren über ein Aushängeschild, einen Leader, wie ihn dieses Team nie hatte. Ich bin nicht der Meinung, dass man ihn stoppen muss. Den muss man so lassen, wie er ist.» Es müsse aber ein Umfeld geschaffen werden, damit diese Nebenschauplätze vermieden werden könnten. «Ihn in der typischen Schweizer Mentalität zurückhalten zu wollen, wäre kontraproduktiv», zieht der 49-Jährige Fazit. (smi)