Markus, wo erwischen wir Sie grade?
Markus Babbel: Ich bin zuhause in der Nähe von Heidelberg, ich habe gerade mit meiner Mutter telefoniert.
Wie geht es Ihr in dieser schwierigen Zeit?
Ganz gut, sie ist sich seit dem Tod des Vaters gewohnt allein zu sein. Sie nimmt die Situation gut an.
Sie waren zuletzt in Australien als Trainer. Warum sind Sie zurückgekehrt?
Zum einen wurde ich freigestellt, weil man auch in Australien Wasser predigt und Wein trinkt. Man sagte mir, ich könnte bei den Sydney Wanderers etwas mit Jungen aufbauen, ohne Resultat-Druck. Und dann wundert man sich, wenn die Resultate ausbleiben und wird dann doch nervös. Aber Australien war eine fantastische Lebensentscheidung. Meine kleine Tochter und meine Frau durften die schönste Stadt der Welt kennenlernen, meine grösseren Kinder besuchten mich fünf, sechs Mal in Australien. Besonders beeindruckt hat mich dieses Zusammenleben von verschiedenen Mentalitäten und Nationen. Man lebt miteinander, nicht gegeneinander. Als Deutscher keine Neidgesellschaft zu spüren, das war hochgradig neu.
Sie waren über drei Jahre lang Trainer des FC Luzern. Wie betrachten Sie die Zeit im Rückblick?
Ich habe mich sehr wohl gefühlt und tolle Menschen kennengelernt. Der damalige Präsident Ruedi Stäger und seine Frau haben uns sehr geholfen, es ist bis heute eine Freundschaft geblieben. Ich habe die Zeit wahnsinnig genossen, und drei Jahre in diesem Haifischbecken, das ist fast Weltrekord.
Mögen Sie Birchermüesli?
Ja, aber ohne Rosinen, die mag ich nicht.
Vor Ihrem Abgang kanzelte Sie Investor Bernhard Alpstaeg als «Birchermüesli-Trainer» ab.
Ich hatte mit ihm persönlich keine Probleme. Aber bei erfolgreichen Menschen aus der Wirtschaft ist es doch oft so: Kein Mensch kennt sie. Wenn sie sich dann an einem Fussball-Klub beteiligen, bekommen sie ein Gesicht und eine Stimme. Wenn man dann wahrgenommen wird, will man ja auch reden. Sie vergleichen den Fussball-Klub dann mit der Wirtschaft, das ist der grösste Fehler. Und auch in Luzern ist es wie in Australien.
Inwiefern?
Man will Eigengewächse fördern, ausbilden und am liebsten gleichzeitig Meister werden. Das passt nicht zusammen. Und wenn du dann öffentlich permanent Streit in der Klubführung hast, hat der Trainer immer verloren, weil das Team ein Alibi hat.
Die Fans wählten Sie dennoch zum Jahrzehnt-Trainer.
Das freute mich riesig. Auch wenn ich nicht immer alles 100prozentig richtig machte. Ich bin geradeaus, ehrlich und offen. Wenn der FCL ein bisschen mehr investieren würde, könnte er die Rolle von St. Gallen spielen. Und sonst ist man halt zwischen Rang 4 und 9.
Was wollen Sie als Experte in die Diskussionen auf BLICK TV einbringen?
Klare Ansichten, klare Meinungen. Ich denke, ich habe ein ganz gutes Auge für viele Dinge und scheue mich nicht, diese auszusprechen.
Was ist die geilste Boulevard-Geschichte, die Sie als Spieler erlebten?
Nachdem Giovanni Trapattoni den legendären «Flasche leer»-Spruch machte, waren wir in der «BILD»-Zeitung nach einer Pleite mal 11 Flaschen.
Das ist «BLICK Kick» auf BLICK TV
Ab sofort ist es auf BLICK TV jeden Sonntag Zeit für heisse Diskussionen! Jeweils ab 10.30 Uhr gibt’s das neue Format «BLICK Kick – der Fussball-Talk». Als Experten rund um die Themen der Woche figurieren Markus Babbel, Marcel Koller, René Weiler und Thorsten Fink. Ersterer macht diesen Sonntag den Anfang als Gast im Studio und wird sich danach jede Woche aus Deutschland einschalten. Den Schlusspunkt setzt jeweils Carlos Varela mit seiner Rubrik «Heb dä Schlitte». Moderiert wird die Sendung von Andreas Böni (Fussball-Chef) sowie Michael Wegmann (stv. Fussball-Chef).