«Steffen ist für Lugano, was Shaqiri für den FCB ist»
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Frei adelt Schweizer Altstars:«Steffen ist für Lugano, was Shaqiri für den FCB ist»

Alex Frei und der französische Käse-Papst
«Ich kassierte Sprüche wegen meiner Vorliebe»

Blick-Experte Alex Frei erzählt gerne Käse, und das ist nicht sarkastisch gemeint. Der SFV-Rekordtorschütze gehört seit August zu einem erlesenen Sommelier-Kreis und setzt eine neue Business-Idee um.
Publiziert: 29.01.2025 um 14:32 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2025 um 16:43 Uhr
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Alex Frei als Blick-Experte zu Gast im Podcast «FORZA!».
Foto: TOTO MARTI
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Alex Frei als Blick-Experte zu Gast im Podcast «FORZA!».
Foto: TOTO MARTI

Auf einen Blick

  • Alex Frei startet als Käse-Sommelier. Neues Geschäft neben Fussball-Karriere
  • Frei bietet Käse-Verkostungen für Firmen und Gruppen an
  • 42 Tore in 84 Länderspielen: Freis Rekord in der Nationalmannschaft
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven SchochReporter Sport

Alles begann mit einem Blick-Interview. Als Alex Frei (45) im September 2023 gefragt wurde, ob er in zehn Jahren immer noch im Fussball tätig sei, sprach er ganz am Schluss die Worte aus, die den Stein ins Rollen brachten: «Tief in mir schlummert der Gedanke, mir selber zu beweisen, dass ich noch etwas anderes draufhabe als Fussball. Ich würde gerne einen Käseladen eröffnen.»

Die Switzerland Cheese Marketing AG (SCM) las das Blick-Interview und lud Frei ein, eine Ausbildung zum Käse-Sommelier zu absolvieren. Nachdem Frei im März 2024 seine Trainer-Tätigkeit beim FC Aarau beendet und Zeit hatte, packte er die Sache an. Und im vergangenen November war es so weit. Nach dem viermonatigen Kurs mit vier Prüfungen (schriftlich, mündlich, praktisch und sensorisch) durfte sich Frei offiziell zu den Experten zählen.

Noch übt sich der frisch ausgebildete Käse-Sommelier in Zurückhaltung: «Eines nach dem anderen. Ich will zuerst ein bisschen Fuss fassen. Bis jetzt wissen vor allem Leute von meinem neuen Geschäft, die mich persönlich kennen.» Von einer beruflichen Neuorientierung will die Basler Fussball-Ikone momentan nicht sprechen: «Es ist aber schon ein bisschen mehr als ein Hobby.»

Frei bewirbt sein neues Projekt eher defensiv, Kennzahlen veröffentlicht er keine: «Es lebt derzeit ganz bewusst von der Mund-zu-Mund-Propaganda.» Bei der initialen Geschäftsidee gibt es mehrere Teilbereiche. «Die Verkostung des Käses können Firmen auch mit einem Referat verbinden. Bei kleineren Gruppen stehen die Degustation und das Storytelling im Vordergrund.» Der eigene Fromagerie-Laden bleibt vorerst ein Traum. «Ich kann es mir vorstellen. Aber ich sehe das Ganze sehr entspannt und lasse alles auf mich zukommen», sagt er zu Blick. Aktuell arrangiert Frei bestellte Platten mit erlesenen Käsesorten, die er im Fachmarkt einkauft. Der Chef persönlich erledigt den Lieferservice und teilt vor Ort auf Wunsch sein Fachwissen mit der Kundschaft.

Vernetzt mit Maître Antony

Seinen Qualitätsansprüchen wird der Jung-Unternehmer auch auf neuem Parkett gerecht: «Ich habe einen Bezug zu Maître Antony oder Rolf Beeler. Maître Antony ist der Käse-Papst von Frankreich. Meine Eltern kennen ihn schon länger, er wohnt rund 20 Minuten entfernt von Biel-Benken.» Der über 80-jährige Elsässer war einst auch eng mit der Klubleitung des französischen Erstligisten Rennes vernetzt. «Ich beziehe regelmässig Produkte von ihm.»

Alex Frei, der ausnahmslos Ehrgeizige, der permanent Getriebene, der bis zur Schmerzgrenze Kompromisslose, der selbstbewusste Winner. Diese Attribute verbindet die Öffentlichkeit mit dem früheren Top-Stürmer. Auch während seiner bislang teilweise komplizierten Trainerlaufbahn ändert sich an der persönlichen Aussendarstellung wenig. Der Genuss jedenfalls spielt kaum eine Rolle, das alte Korsett sitzt – bis sich Alex Frei im letzten März in Aarau freiwillig «eine nötige Auszeit» nimmt.

«Nach dem Ende in Aarau habe ich bewusst etwas Distanz geschaffen zum Fussball», sagt der Mann mit dem Rekordwert von 42 Toren in 84 Länderspielen. Der Schlussstrich tut ihm gut, der abrupte Ausstieg aus dem intensiven Tagesgeschäft öffnet neue private Freiräume. Frei kann machen, was ihn schon lange fasziniert – seiner Lust frönen, sich in das Käse-Handwerk zu vertiefen.

Kulinarische Horizonterweiterung in Rennes

Für hochwertiges Essen interessiert sich der Ex-Fussballer schon seit seiner Kindheit leidenschaftlich: «Der Vorsatz meines Vaters war immer: Wir sparen nie beim Essen. So entstand meine Affinität zum Essen, generell zur Kochkunst. Ich versuche, dies auch meinen Kindern mitzugeben.» Die Städte seiner früheren Arbeitgeber kommen vereinzelt einer kulinarischen Horizonterweiterung gleich. Während seines mehrjährigen Engagements in der bretonischen Stadt Rennes lernt er die französische Cuisine schätzen und entdeckt dabei seine Vorliebe für exquisiten Weichkäse.

«Ich bestellte zum Dessert meistens keine Süssigkeiten, sondern Früchte mit Käse», erinnert sich Frei an die Restaurant-Besuche während seines Ligue-1-Engagements. «In der Nationalmannschaft kassierte ich Sprüche wegen meiner Vorliebe. Sie machten sich lustig, weil ich Käse bestellte, während die meisten ein Tiramisu verschlungen haben. Ein paar meiner damaligen Mitspieler merkten dann aber irgendwann selber, wie gut Käse doch eigentlich zum Nachtisch passen würde.»

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