Der tödliche Unfall von Dilano van' t Hoff (†18) erschüttert die Motorsportwelt. Zum zweiten Mal innert vier Jahren stirbt ein Nachwuchspilot im Rahmen einer Rennveranstaltung. 2019 war es Formel-2-Pilot Anthoine Hubert (†22), der seine Leidenschaft mit dem Leben bezahlte.
Eau Rouge wird zum Verhängnis
Der Unfallort ist beide Male derselbe. Die berühmte Kurvenkombination Eau Rouge im belgischen Spa, genauer gesagt die Kemmel-Gerade. Jahr für Jahr sorgt dieser Streckenabschnitt für Aufruhr, sogar für die besten Formel-1-Fahrer ist es eine Herausforderung. Der Bereich wurde in der Zwischenzeit zwar umgebaut, nach dem Tod von Van 't Hoff werden die mahnenden Stimmen bei den Piloten aber wieder laut. Aston-Martin-Fahrer Lance Stroll (24) fordert Massnahmen. Und zwar noch vor dem GP in Belgien (28.-30. Juli). Sonst spiele «der Sport mit dem Feuer».
«Die Story des Tages ist nicht das Rennen», lässt der Kanadier nach dem Spielberg-Sprint verlauten. «Wir haben heute in Spa einen jungen Fahrer verloren, und meine Gedanken sind bei ihm und seiner Familie.» Stroll führt aus: «Was passiert ist, ist nicht fair. Man muss sich die Kurve anschauen und ändern, weil wir in vier Jahren zwei junge Talente verloren haben.»
Reagieren jetzt die Verantwortlichen?
Schliesslich wird Stroll nochmals deutlich: «Es macht nie Spass, da durchzufahren. Jedes Mal riskieren wir unser Leben. Und heute haben wir gesehen, dass etwas Schlimmes passiert – und das ist nicht richtig.» Doppelweltmeister Max Verstappen ergänzt: «Er hatte denselben Traum wie wir alle, als wir aufwuchsen. Das, was passiert ist, ist nicht akzeptabel.»
Zwar habe man in Meetings der Fahrervereinigung GPDA zwar schon des Öfteren darüber gesprochen. «Aber das wars dann auch. Sie müssen etwas tun», so Stroll. «Wir spielen weiter mit dem Feuer. Und nicht nur wir, sondern auch die Formel-2-Kids, Formel-3-Kids, einfach jeder, der jedesmal durch diese Kurve fährt.»
Van 't Hoff hatte bei seinem Unfall mit schlechter Sicht und Regen zu kämpfen. Das wirft weitere Fragen auf. Ist es verantwortlich, die Jungfahrer bei so schwierigen Bedingungen überhaupt auf die Strecke zu schicken? 2021 ging der Formel-1-GP von Spa wegen Starkregen nicht über die Bühne. Man fuhr stattdessen bloss ein paar Runden hinter dem Safety Car her.
Doch das Wetter sei nicht das einzige Problem bei dieser Stelle. Stroll: «Selbst wenn es trocken ist und jemandem das Auto ausbricht: Es ist eine blinde Kurve. Du fährst gegen die Wand und kommst zurück auf die Strecke, dann kommt ein Auto mit über 300 km/h an – und dann wars das für dich.»
Gasly und Alonso schliessen sich Stroll an
Diesen Worten schliesst sich Alpine-Pilot Pierre Gasly (27), der ein guter Freund des 2019 verunfallten Hubert war, an: «Wir sollten nie in der Situation sein, dass wir junge Talente verlieren. Es muss eindeutig überprüft werden, was genau passiert ist, und es muss sichergestellt werden, dass solche Szenarien in Zukunft nicht mehr vorkommen. Denn ich denke, es reicht, ein Talent auf diese Art und Weise zu verlieren.»
Die Formel-1-Stars wären bereit dazu, auf die Eau Rouge zu verzichten. Ob die Verantwortlichen auf die Forderungen reagieren, wird man spätestens beim GP in vier Wochen sehen. (mou)