Mercedes hatte darauf gedrängt, die umstrittene Szene nochmals neu zu beurteilen. Dafür legte man «neue» Beweise vor — in Form einer Aufnahme aus der Bordkamera von Verstappen.
Neuer Beweis – ungenügend
Die Kommissare gaben zwar zu, dass hier ein neuer Beweis vorliegt, aber er genügte nicht, um die Meinung der vier Herren mit Fahrersprecher Liuzzi zu ändern. Dass man dazu über einen Tag brauchte, ist ein echter Skandal.
Schafft den Blödsinn dieser Wiederaufnahme eines Falles endlich ab. Und lasst einen Schiedsrichterentscheid (auch wenn er für viele falsch war) eben einen Schiedsrichterentscheid bleiben.
Wolff: «Wollten Klarheit»
Mercedes-Chef Toto Wolff: «Uns ging es nie darum, das Ergebnis zu ändern. Wir wollten nur Klarheit darüber, welche Regeln in Zukunft für Zweikämpfe auf der Strecke gelten!» Jetzt kennt man dank dem unsicheren FIA-Rennleiter Michael Masi (42): Es ist (fast) alles erlaubt.
Red Bull-Boss Christian Horner: “Wenn das durchgegangen wäre, hätte man in Zukunft jeden Zwischenfall nachträglich untersuchen müssen. Es wäre ein gefährlicher Präzedenzfall geworden.»
Komplizierter geht es nicht
Da das Urteil von den vier gleichen Kommissaren wie in Brasilien gefällt werden musste, kam man bei der Videoübertragung zu Zeitproblemen. Der Amerikaner Tim Mayer lebt in Los Angeles, der Brasilianer Roberto Moreno in Miami. Das sind elf und acht Stunden Zeitunterschied.
Und am Ende brauchte man für das vierseitige Urteil, dass man den Fall nicht neu aufrollt, fast drei Stunden. Was für ein Theater in diesem Milliardensport.
2. Training bei Flutlicht
Während das erste Training auf der neuen 75. Formel-1-Strecke in Katar eher harmlos über die 5,3 km lange Piste. Mit viel Wüstensand. Nur am Schluss rutschte Schumi im Haas-Ferrari ins Kiesbett. Vorne lag Verstappen klar vor Gasly, Bottas und Hamilton.
Im zweiten Training, bereits unter Flutlicht (wie am Sonntag beim 20. WM-Lauf um 15 Uhr MEZ), war die Aktion nicht viel grösser. Allerdings demolierte Antonio Giovinazzi (27) bei einem Ausritt etwas den Unterboden des Alfa-Sauber.
Der Italiener und Kimi Räikkönen (42) versuchen – nach dem durchzogenen Freitag – am Samstag in der Qualifikation ab 15 Uhr MEZ (TV live) endlich mal in der Startaufstellung nach vorne zu kommen. Damit man am Sonntag nicht wieder knapp ausserhalb der WM-Punkte landet.
Wer stoppt «Hinwiler» Bottas?
Dafür darf man sich in Hinwil jetzt schon auf Valtteri Bottas (32) freuen. Der Finne ist seit der Vertragsunterzeichnung jedesmal flott unterwegs.
Auch jetzt beim Wüsten-Auftakt. Mit 1:23,148 holte er den Tagessieg vor dem erneut überzeugenden Alpha-Tauri-Star Gasly (WM-Neunter mit bereits 92 Punkten) und dahinter die beiden Titeljäger Verstappen und Hamilton (14 Punkte zurück).
Bilanz: Die 20 Fahrer haben die Strecke langsam im Griff. Aber noch sind die heissen Manöver oder kritischen Situationen 20 Kilometer von Doha ausgeblieben.
Lewis mit Regenbogen-Helm
Das Thema Menschenrechte (Homosexualität) wird von der Formel 1 – wie wohl auch in zwei Wochen in Saudi-Arabien – kaum angerührt. Keiner will sich die Finger verbrennen Obwohl die Katar-Regierung sagt: «Wir sind für alle Diskussionen offen!»
Aber eben: Der Sport (Fussball-WM 2022) und die Politik haben vor diesen umstrittenen Ländern schon lange kapituliert. Hamilton («wir müssen dort fahren, wo sie uns hinschicken») machte wenigstens mit einem Regenbogen-Helm einen stillen Protest.
Was den weltweiten Kampf gegen den Rassismus betrifft, da engagieren sich die Formel 1-Piloten unter der Führung von Lewis Hamilton seit über zwei Jahren bei jedem Rennen. Da kann man auch nichts falsch machen!