Sauber veränderte sein ganzes Leben! Wegen seinem ersten Engagement bei den Hinwilern 2001 zieht Rennfahrer Nick Heidfeld (43) nach Stäfa ZH. Und bleibt. Seine drei Kinder sind hier geboren und reden Schweizerdeutsch. Heidfeld bleibt auch Wahl-Schweizer, weil er in seiner zwölfjährigen Formel-1-Karriere gleich zweimal (2006 und 2010) zu Sauber zurückkehrt. So kommt der Mönchengladbacher auf 125 Sauber-GPs: kein Fahrer hat mehr Rennen für das Jubilaren-Team bestritten.
War er der Lieblingsfahrer von Peter Sauber? Heidfeld: «Mir wurde immer wieder mal erzählt, dass mich Sauber sehr schätzen würde. Es muss eigentlich so sein, da er mich so lange hat fahren lassen. Aber gespürt habe ich das nie. Vielleicht war das seine Art, um mich anzuspornen.»
F1-Bolide als Geschenk
Dabei erlebt Heidfeld den Teamgründer durchaus auch mal emotional. Es ist der BMW-Abschied 2009 in Abu Dhabi. Heidfeld holt Platz 5, dadurch wird in der Konstrukteure-WM noch Williams überholt. «Da schenkte mir Peter Sauber das Auto. Das war eine Riesenehre. Es war wohl wegen des verbesserten WM-Rangs. Aber auch, weil ich viele Jahre beim Team war», schildert der Deutsche. Der einzige F1-Renner in Heidfelds Besitz steht heute bei «Autobau» in Romanshorn TG.
Richtig ausgelassen erlebt der 183-fache GP-Fahrer seinen langjährigen Teamchef aber eines Abends in Japan. «Das Restaurant war voll mit Formel-1-Leuten. Da flog irgendwas durch den Raum», erinnert sich Heidfeld, «so kam Peter auf die Idee, Papierkügelchen zu tränken und eine Schlacht anzufangen. Das Lokal war bald in zwei Lager geteilt. Wir haben uns hinter Tischen und Stühlen verschanzt! So was Verrücktes kam bei ihm selten vor.»
Mehr zu Sauber in der Formel 1
Deutlich weniger zum lachen war Heidfeld zumute an einem Samstagabend in Imola. Es ist eine Anekdote, die er bisher noch nie öffentlich erzählte: «Mir gings extrem schlecht, es lag wohl am Essen. Ich habe mit Jo Leberer (Sauber-Physio, d.Red.) gewartet, bis keiner mehr im Fahrerlager war.» Dann wird der Pilot zu einem Auto getragen und ins Spital gebracht. «Dort hing ich dann am Tropf – und bin am nächsten Tag das Rennen gefahren.»
In acht Saisons fährt der 185-fache GP-Teilnehmer für Sauber. Die erste, 2001 nach seinem Debütjahr im unterlegenen Prost-Team wird zum Volltreffer. Den Indy-GP 2001 nennt Nick als sein fahrerisch wohl bestes Sauber-Rennen. Im Getriebe fällt der 1., 2. und 7. Gang aus, trotzdem rast Heidfeld als Sechster ins Ziel. Zusammen mit Kimi Räikkönen bringt er Sauber in der Team-WM sensationell auf Rang 4. «Mit Kimi hatte ich eine tolle Zeit. Bei vielen Fahrern musst du überlegen: Stimmt, was er erzählt? Kimi hat zwar nicht immer was gesagt (lacht), aber wenn, dann hat er auch so gemeint.»
«Würde Teamorder nicht mehr befolgen»
Heidfelds liebster Sauber-Kollege ist aber Felipe Massa: «Ein ehrlicher, warmherziger Typ.» Und welcher Pilot war der schrecklichste Teamkollege? «Den gebe ich nicht preis.» Die grösste interne Rivalität erlebt Heidfeld jedenfalls mit Robert Kubica, der 2008 den einzigen GP-Sieg für die Hinwiler holt. Heidfeld fügt sich der Stallorder und wird Zweiter. «Aus Teamsicht wars richtig. Aber im Nachhinein wurmt es mich sehr. Wenn ich nochmals in der Situation wäre, würde ich auf mich schauen und das Rennen gewinnen. Damals dachte ich, meine Chance kommt sicher noch», sagt Heidfeld, der nun der F1-Pilot mit den meisten Podestplätzen (13) ist, der nie siegen konnte.
Nun könnte Heidfeld sogar – im Nachhinein – zum ersten Sauber-Piloten mit Schweizer Pass werden: «Es könnte gut sein, dass ich den mal beantrage», sagt der Rekordfahrer.