Rogers Boxenstopp
Alle Mechaniker sind am Anschlag

Nach dem Baku-GP zieht der Formel-1-Zirkus direkt weiter nach Kanada – eine halbe Weltreise. Vor allem die Mechaniker der Teams leiden unter den Strapazen.
Publiziert: 11.06.2022 um 20:42 Uhr
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Die Formel-1-Mechaniker stehen unter Druck. Und nun kommt noch der Reisestress hinzu.
Foto: keystone-sda.ch
Roger Benoit

Für das grösste Problem der Formel 1 braucht es eine Weltkarte. Wenn heute der GP in Baku fertig ist, haben die Teams knapp sechs Stunden Zeit, das ganze Material in Kisten und Container zu verpacken. Denn schon in der Nacht heben die sieben Frachtflugzeuge in Aserbaidschan ab – zum 9000 km langen Trip nach Montreal, wo spätestens am Donnerstag alles aufgebaut werden muss.

Noch schlimmer wird es beim Doppel-Finale in Sao Paulo und Abu Dhabi. Da steigt am 13. November der GP von Brasilien – und dann gehts sofort an den Golf. Das sind dann 12'200 Kilometer!

Bei diesem Formel-1-Kalender gehts nur noch ums Geld

Für die Mechaniker ist das ein Dauerstress. Ein Wahnsinn, der schon bei einem «normalen» Programm Folgen zeigt: Alle Teams verlieren massenweise Leute – und wie will man interessierten Menschen das harte Leben schmackhaft machen? Die Teams brauchen aber für ihre am schlechtesten bezahlten Mitarbeiter schon lange Schlafexperten, Psychologen sowie Mentaltrainer, die gegen die vielen Burnouts ankämpfen.

Wer solche Kalender absegnet, dem geht es nur ums Geld. Monatelang suchte man im September ein Ersatzrennen für den abgesagten GP Russland. Erst als die Alternativen den erwarteten Zuschuss nicht garantierten, sagte man das 23. Rennen endlich ab!

Peter Sauber: «Die Mitarbeiter sind das wertvollste Gut»

Bei den Verantwortlichen verhallen die Hilferufe aus allen Lagern im Leerraum. Selbst der Barcelona-Gast Peter Sauber, der sich über die aktuelle Situation der Leute, die oft bis zu 18 Stunden am Tag arbeiten, informierte, war über die Geschichten hinter den Kulissen entsetzt: «Das darf es nicht geben, dass so viele Arbeiter künden, weil sie sonst ihr Familienleben nicht mehr retten können – oder eben es schon verloren haben. Für mich standen die Mitarbeiter immer im Vordergrund. Sie sind das wertvollste Gut einer Firma.»

Doch für die Verantwortlichen für den Formel-1-Zirkus gibt es ein anderes Hauptproblem. Die hohen Löhne der Fahrer! Klar, dass Fahrer wie Alonso, Hamilton oder Vettel das anders sehen: «Da geht es in der Formel 1 längst um Summen von 14 Milliarden Dollar. Fast alle verdienen in diesem Sport wie seit Jahren nicht mehr – und dann diskutiert man plötzlich über unsere Saläre.» An die Mechaniker denkt dabei keiner.

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