Es waren Szenen, die um die Welt gingen. Hamilton griff im Cockpit immer wieder nach dessen Hand – und Vettel: «Ich musste ihm einfach als erster danken, dass ich bei seiner historischen Stunde mit einer sensationellen Fahrt dabei sein durfte. Solche Leistungen bei solchen Bedingungen sieht man nicht alle Tage!»
Zum 56. Mal als Podest-Duo!
In der vorletzten Kurve schnappte sich Vettel im Chaos von Istanbul noch Ferrari-Kollege Charles Leclerc («ich habe einen Scheissjob gemacht») und zauberte sich an diesem denkwürdigen Tag nach einem Jahr (Mexiko 2019, Hamilton vor Vettel) diesmal als Dritter wieder aufs Podest!
Dort oben hat sich die respektvolle Freundschaft der beiden Superstars jetzt betoniert: Seit der Premiere am 4. Oktober 2009 in Japan (Sieger Vettel, 3. Hamilton) standen die beiden schon zum 56. Mal zusammen auf dem Treppchen. Ein Rekord für die Ewigkeit?
Hamilton kann verzeihen!
Beim Vettel-Rammstoss in Baku 2017 und beim «gestohlenen» Sieg in Montreal 2019 war es jeweils Hamilton, der seinem Kumpel die Hand zum Frieden reichte: «Seb ist mein Lieblingsgegner. Da geht es immer fair zu, auch wenn wir mal Diskussionen hatten. Doch Seb ist weiter einer der besten Fahrer. Als ihn Ferrari vor die Türe setzte, habe ich gehofft, dass er für 2021 wieder ein Cockpit findet!»
«Schumi bleibt emotional vorne!»
Vettel weiss solche seltenen Freundschaften im Grand-Prix-Zirkus sehr zu schätzen. Aber wer ist jetzt der Grösste aller Zeiten? «Das wird mental immer mein Vorbild und Förderer Schumi sein. Doch sportlich hat jetzt Lewis Erfolge gefeiert, die einmalig sind.»
Vettel weiter: «Und zudem bin ich kein Freund von Vergleichen. Viele Strecken, die Autos und auch die Tempi haben sich in den 70 Jahren total geändert. Ich selber wäre gerne vor 40 Jahren schon gefahren!»
«Lewis war korrekter!»
Der beste Vergleich der siebenfachen Champions kam von einem Italo-Kollegen des «Corriere della Sera»: «Schumi war aggressiver und technischer, Hamilton dafür kaltblütiger und korrekter!»
Was beide auszeichnete, ist der totale Ehrgeiz, die Besessenheit im Auto, der unzerstörbare Kampfgeist und der unbändige Arbeitswille. Da lag der Deutsche mit seinen 24-Stunden-Schichten allerdings vor dem Briten. Denn dieser sagt: «Ich gehöre der Formel 1 nur vom Donnerstag bis Sonntag!»
Zehn WM-Titel in elf Jahren!
Hamilton und Vettel. Zwei, die sich einfach mögen. Zwei, die zusammen 518 Rennen fuhren und 147 Mal gewannen. Zwei, die im zweiten Jahrzehnt (2010 bis 2020) zehn der elf Titel holten – mit Ausnahme von 2016 (Rosberg).