Jetzt stehen auch die Fahrer in der Kritik
Wer reisst Alfa-Sauber aus dem Tief?

Der Kampf um den 8. WM-Platz bei den Formel-1-Teams ist im vollen Gang. Nach neun von den geplanten 23 Rennen führt Alfa-Sauber gegen Williams-Mercedes mit 2:0. Aber wie lange?
Publiziert: 05.07.2021 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2021 um 19:16 Uhr
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Die beiden Alfa-Sauber-Fahrer in Spielberg: Antonio Giovinazzi vor Kimi Räikkönen.
Foto: Lukas Gorys
Roger Benoit, Spielberg

Die Hinwiler sind in ein Tief mit vielen Rätseln geraten, die Briten klopfen seit drei Rennen mit George Russell (23) immer vehementer an die Punkte-Türe.

Williams-Chef: «Das Feuer brennt!»

«Wenn wir vor den drei Rennen innert 15 Tagen jemandem gesagt hätten, was wir da erreichen, man hätte uns für verrückt erklärt. Wir freuten uns über Platz 12 in Frankreich, schieden im ersten Spielberg-Rennen an 8. Stelle mit einem weiter unerklärlichen Defekt aus – und jetzt sind wir über den elften Platz am Sonntag alle enttäuscht. Das zeigt das Feuer, das in unserer Mannschaft brennt!»

Das sagt der neue Teamchef Jost Capito (62), der einst bei Sauber CEO war und vor kurzem den langjährigen Technikdirektor in Hinwil, Willy Rampf (68), aus dem Ruhestand zu Williams lockte. Offenbar ein sehr cleverer Schachzug, der jetzt bei Alfa-Sauber einen Albtraum für die kommenden Monate auslöst.

Alonso: «George tut mir leid»

Und was sagt Alonso (Alpine), der kurz vor Schluss Russell noch aus den Punkten drängte: «Als ich realisiert hatte, dass ausgerechnet Russell auf dem zehnten Platz vor mir fährt, hätte ich mir einen anderen Piloten gewünscht. George tut mir jetzt fast ein wenig leid, weil er ein so tolles Weekend hatte!»

Bei Alfa-Sauber hatte niemand Mitleid. Und da sich die Stimmung in einem Team meist nach den erzielten Resultaten richtet, kann man sich die Gefühlslage bei den rund 500 Mitarbeitern jetzt gut vorstellen.

Chef Fred Vasseur (52), natürlich gestresst, hat jetzt den schwierigsten Job. Der Franzose muss die Bande zusammenhalten – und die Fehlerquellen in allen Abteilungen entdecken. Auch bei den Fahrern.

Negativspirale bei Giovinazzi

Antonio Giovinazzi (27), auf eine Runde jetzt meist schneller als Räikkönen, gab am Samstag Rätsel auf: Fünfter im dritten Training, Siebter im ersten Teil der Qualifikation – und dann Absturz auf den 15. Und letzten Platz. Auch wenn ihm eine Runde gestrichen wurde. Was stimmte da nicht?

In den Rennen hat er sich mit den Franzosen angelegt. Im ersten Spielberg-Rennen drehte ihn Gasly (Alpha Tauri Honda) in der ersten Runde um. Am Sonntag kollidierte er – wieder schuldlos – mit Ocon (Alpine), der als einziger ausschied!

Kimi fluchte und crashte

Der finnische «Iceman» Kimi Räikkönen (41) brachte Alfa-Sauber fünf Kurven vor dem Ziel – auf der Jagd nach Russell – sogar noch in die weltweiten Schlagzeilen.

Der mit der ganzen Familie aus Baar ZG angereiste Weltmeister von 2007 übersah rechts den heran stürmenden Vettel, berührte und drehte den Aston Martin ins Aus.

Selbst Mercedes-Chef Toto Wolff konnte sich in der «Kleinen Zeitung» (Graz) eine Bemerkung nicht verkneifen: «Vielleicht hat er auf die Uhr geschaut, wann es endlich aus ist!»

Was die Welt nicht hörte

Vorher hatte der unverwüstliche Kimi bei der TV-Übertragung für einige «Pieps-Töne» gesorgt, die seine Schimpftiraden nicht in den Äther verbreiten sollen.

Räikkönen flippte im Cockpit fast aus, weil ihn sein Ingenieur zu spät über die von der FIA ausgesprochene Verwarnung wegen dreimaligen Verlassens der Strecke (Track limits) orientiert hatte. Es drohte ein Strafe.

Freude nur am Nachwuchs!

Bei Alfa-Sauber werden hinter den Kulissen offenbar die Zukunftsweichen in alle Richtungen gestellt. Und die weltweite Gerüchteküche spricht weiter von einem möglichen Motorenwechsel zu Renault.

Eins ist klar: In der reinen Sauber Academy für den Nachwuchs hat man viel Freude mit allen drei Fahrern: Theo Pourchaire (17, F) in der Formel 2, Juan Manuel Correa (21, USA) in der Formel 3 und Emerson Fittipaldi junior (14, Bras) in der dänischen Formel 4.

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