Das erste Training ging bei Alfa-Sauber richtig in die Hosen: 15. Bottas. 20. Zhou. Als der Chinese auf die Strecke wollte, blieb er am Ende der Boxengasse stehen: «Die Kupplung …» und so liess das Team Bottas im andern Auto gar nicht rausfahren.
Kupplung, Heck oder was?
Das Chaos ging weiter. Nach einer halben Stunde funkte Bottas: «Irgendetwas ist faul im Heck!» Und Zhou doppelte nach: «Das Auto schlägt brutal auf!» Man kann sich Boxengast Peter Sauber (wird in sechs Wochen 80) gut vorstellen, wie er hier unter diesen Umständen vor Ort mitlitt.
Nun, über den Mittag wurde tüchtig gearbeitet, das Set-up des C43 umgebaut und die neue Software für die Kupplung wieder rausgenommen. Diese hatte man ausprobieren wollen, nachdem Zhou in Budapest seinen tollen 5. Startplatz verlor, weil sich sofort das Anti-Stoll-System meldete.
Der Blinddarm von Albon
Im zweiten Training übernahm dann Zhou kurz mal die Führung, weil in den ersten 15 Minuten nur noch Teamkollege Bottas eine gezeitete Runde hinlegte.
Dann war dieser Spuk schnell vorbei. Innert einer Minute waren elf Fahrer schneller als Zhou. Vor allem die beiden Williams-Mercedes von Albon und Sargeant konnten ihre Topspeed-Stärke ausspielten.
Vor einem Jahr hatte es hier Albon mit dem Blinddarm erwischt. Ersatzpilot De Vries wurde darauf sensationelle Neunter – und bekam dafür 2023 vorerst den Stammplatz bei Alpha Tauri-Honda!
Schnelle Fahrerwahl?
Die grosse Frage bei Alfa-Sauber soll noch im September in Hinwil beantwortet werden: Wer fährt den Sauber 2024 (Alfa ist ja dann bei Haas) neben Valtteri Bottas (33)?
Im ersten Training war einer der Kandidaten dabei: Felipe Drugovich (23) im Aston Martin-Mercedes. Der Brasilianer durfte die ersten 60 Minuten Stammpilot Lance Stroll ersetzen. Der Kanadier kam dann auch am Abend fast nicht zum Einsatz: Nach zwei Runden spukte die Benzinzufuhr.
Am Ende war Drugovich als 18. Aber nur 0,092 Sekunden schneller als Schlusslicht Zhou.
Zhou zu optimistisch?
Und der Mann aus dem Reich der Mitte gab sich am Donnerstag bei der Medienkonferenz siegessicher: «Die Entscheidung über meine Zukunft hat sich etwas verzögert. Es dauert länger als erwartet. Das liegt noch an wenigen Details im Vertrag.» Das muss die Finanzen aus China betreffen.
Zhou weiter: «Natürlich ist nichts sicher, bevor der Vertrag unterschrieben ist. Ich glaube nicht, dass meine Leistungen auf der Strecke bedeuten, dass ich keinen Platz in der Formel 1 verdient hätte. Natürlich hätte ich gerne einen längeren Vertrag, dann wäre alles entspannter. Aber das ist alles nicht so einfach – auch wegen der Ankunft vorn Audi.»
Audi jagt für 2026 weiter Sainz
Ebenfalls im Fahrerlager gesehen: Allan McNish (53), der früher erfolglos mit Toyota in der Formel 1 herumturnte. Jetzt ist der Schotte seit Jahren bei Audi fest verankert und für die Fahrerwahl ab 2026 beim GP-Einstieg mit Sauber verantwortlich. Die Nummer 1 auf der Wunschliste bleibt, wie Blick vor Wochen schrieb: Carlos Sainz (Ferrari). Der Monza-Tagessieger.
Pole-Mann Pourchaire Aussenseiter
Interessant, wie Sauber das Problem mit seinem Academy-Fahrer Théo Pourchaire (20) löst. Der Franzose, immer noch Gesamtleader der Formel 2, holte sich in Monza die Pole-Position für das Hauptrennen am Sonntag!
Das Resultat dürfte keine Rolle mehr bei der Fahrerwahl spielen. Er bleibt einfach mit Zhou, Drugovich und einem noch Unbekannten (aber nicht Mike Schumacher) im Rennen um den zweiten Sitz.
Busse für WM-Leader Verstappen
Max Verstappen, im ersten Training noch Schnellster, begnügte sich am Abend mit Platz 5. Und wurde noch bestraft. Weil er mit 84,5 km/h in der Boxengasse geblitzt wurde, muss er 500 Euro bezahlen.