Das Rennen
Was für ein wilder GP zum Saisonstart. Lange sieht es nach einem ungefährdeten McLaren-Doppelsieg aus. Doch dann bricht nach 33 Runden der Wahnsinn los.
Auslöser: Fernando Alonso (43) im Aston Martin. Der Altmeister sorgt mit einem Crash dafür, dass (fast) das komplette Feld von Intermediates auf Trockenreifen wechselt. Ein verhängnisvoller Fehler. Denn direkt danach sagen die Wettermodelle plötzlich heftigen Regen voraus.
Und tatsächlich: Der Himmel öffnet seine Schleusen und erwischt alle auf dem falschen Fuss. Piastri und Norris kommen von der Strecke. Doch während Norris sich sofort retten und neue Intermediates holen kann, braucht Piastri lange, ehe er wieder auf dem Kurs ist – er verliert eine Runde. Holt dann immerhin als Neunter noch Punkte.
Es gibt viele Dreher und zwei Crashs (Lawson und Bortoleto) – und alle wechseln wieder die Reifen. Chaos pur in Melbourne. Nachdem die Ruhe wieder etwas einkehrt, liegt noch immer McLaren-Star Norris an der Spitze, nun vor Verstappen im Red Bull und Russell im Mercedes. Und schon ist der Regen wieder vorbei, hat einmal alles durchgewaschen.
Beim Spitzentrio ändert sich dann nichts mehr, Norris holt seinen fünften Karrieresieg und die WM-Führung. Eine Enttäuschung gibts für Ferrari: Die Ränge 8 für Leclerc und 10 für Hamilton.
Der wilde Start
Was war denn das? Der GP Australien ist noch nicht einmal eine Runde alt und schon sind drei Fahrer gecrasht. Neuling Isack Hadjar schafft die Peinlichkeit, seinen Boliden bereits in der Aufwärmrunde in die Mauer zu setzen, muss darum noch eine Woche auf sein GP-Debüt warten. Nach der dadurch verursachten Startverzögerung glückt zwar der Start, doch noch in der ersten Runde sind Jack Doohan und Carlos Sainz die nächsten Opfer der garstigen Bedingungen. Auf nasser Fahrbahn verlieren sie die Kontrolle über ihre Boliden. Das Safety Car kommt raus.
Sauber
Einmal im Glück, einmal im Pech – Sauber erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Nico Hülkenberg greift in dem verrückten Rennen auf seine ganze Routine zurück. Er behält die Ruhe und den Überblick – kommt nach der dritten Safety-Car-Phase als Siebter aus dem Chaos. Die ersten Punkte der Saison sind für Sauber da. Ganze zehn Positionen macht der Deutsche gut. Zur Erinnerung: In der letzten Saison mussten die Fans bis zum vorletzten Rennen warten.
Weniger gut läuft es Gabriel Bortoleto in seinem ersten GP. Im heftigen Regen verliert er die Kontrolle über seinen Boliden und dreht sich von der Strecke. Out und keine Punkte.
Antonellis wilder Ritt
Nach dem verpatzten Qualifying sind die Augen auf Supertalent Kimi Antonelli gerichtet. Und der 18-Jährige gibt bei seinem Formel-1-Debüt Gas. Im Mercedes startet er von Rang 16, nach 15 Runden schnappt er sich Hülkenberg und ist 12. Jetzt wirds wild: Dreher in Runde 17, dann wieder Überholmanöver gegen Hülkenberg in Runde 18 – Kimi-Show in Down Under. Kurz vor Alonsos Abflug zieht er auch an Alonso vorbei und liegt damit in den Punkterängen. Und auch im Regenchaos behält der Youngster die Nerven. Er beendet den GP auf dem vierten Platz. Und noch immer ist das Auf und Ab nicht vorbei: Wegen eines sogenannten Unsafe Releases wird er bestraft und ist am Ende Fünfter, fällt wieder hinter Albon zurück. Fertig jetzt? Mitnichten! Mercedes legt gegen die Fünf-Sekunden-Strafe Protest ein. Stunden nach dem Rennen die Entscheidung der FIA, dem Protest stattzugeben. Antonelli ist wieder Vierter, machte damit ganze 12 Plätze gut und erlebt einen wilden ersten GP.
Die Stimmen
Hülkenberg: «Das ist ein absolut positives Ergebnis für die Mannschaft. Es zaubert definitiv ein Lächeln auf mein Gesicht. Das hatten wir nach unserer Leistung im Qualifying gestern nicht erwartet. Unter den schwierigen Bedingungen heute haben wir keine Fehler gemacht und hatten ein paar gute Strategieentscheidungen. Auf den Intermediate-Reifen hatte ich in der ersten Hälfte des Rennens ziemlich zu kämpfen. Es ging darum, im Rennen zu bleiben und auf unsere Chance zu warten. Das Safety Car hat uns dann natürlich wieder ins Rennen um die Punkte gebracht, als es gegen Ende zu regnen begann. Wir haben es geschafft, genau im richtigen Moment vor den anderen an die Box zu kommen. Manchmal muss man einfach Glück haben.»
Bortoleto: «Leider endete das Rennen nicht so, wie wir es uns erhofft hatten. Das ist schade, denn bis zu diesem Moment lief es für mich recht gut. Nach dem Ende der Safety-Car-Phase fand ich mich ganz hinten wieder, versuchte mich zu erholen, berührte aber den Randstein und landete schliesslich in der Mauer.Ich freue mich für Nico und das Team, dass sie heute Punkte geholt haben. Alles in allem kann man wohl sagen, dass mein Debüt-Wochenende abgesehen vom Aus gut verlaufen ist, vor allem wenn man mein gestriges Qualifying-Ergebnis bedenkt. Es war ein Wochenende des Lernens.»
Norris: «Das war Stress pur. Ich glaube, alle machten bei diesen tricky Bedingungen Fehler. Vor einem Jahr hatten wir hier das Rennen noch an Ferrari verschenkt. Normalerweise relaxe ich im Cockpit, doch hier war von A bis Z Konzentration angesagt. Wenn du im Finish Max hinter dir hast, dann musst du alles erwarten. Doch diesmal blieb ich cool. Jetzt feiern wir kurz und denken dabei schon an nächste Woche und China.»
Verstappen: «Ein schwieriges Rennen. Norris machte einen Fehler, aber ich konnte nicht profitieren. Ein Start mit einem zweiten Platz ist eine gute Motivation fürs Team. Alle haben hier gepokert – und die Leute hatten sicher ihren Spass. Es sind 18 Punkte mehr als letztes Jahr hier in Melbourne!»
Russell: «Ein grosses Rennen. Lando war sehr gut wie mein Teamkollege Kimi, der sich super schlug. Was für ein Auftakt mit der Verspätung und den dauernd wechselnden Wetterbedingungen.»
Die Bedingungen
Es herrscht Sauwetter in Melbourne. 15 Grad, Regen und viel Wind vor dem Start. So können die F2- und F3-Rennen nicht planmässig durchgeführt werden. Zu Beginn des GPs ist es dann zwar garstig und die Strecke nass, es regnet aber nicht – bis der Himmel dann doch noch seine Schleusen öffnet. Zu Rennende gibts dann übrigens noch Sonnenschein. Alles drin in Melbourne.
So gehts weiter
Schon in einer Woche steht der nächste GP an. Der Formel-1-Tross zieht nach China. Heisst für die Fans in der Schweiz: Erneut früh aufstehen. Am Freitag wird um 8.30 Uhr MEZ ein Sprint-Qualifying stattfinden (Training um 4.30 Uhr), am Samstag steht um 4 Uhr das Sprintrennen und um 8 Uhr das Qualifying an. Der GP soll dann um 8 Uhr losgehen am Sonntag.