«Es war fantastisch, ihm zuzusehen»
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Hier schwärmt Weber von Schumi:«Es war fantastisch, ihm zuzusehen»

Ex-Schumi-Manager Willi Weber
«Ich bin mir sicher: Michael steht wieder auf!»

Obdachloser. Oben-ohne-Bar-Besitzer. Multimillionär. Willi Weber (79) spricht über sein verrücktes Leben. Was er Schumi gerne sagen würde. Warum er 2020 fast gestorben wäre. Wie er Ecclestone einen Maybach abluchste. Und weshalb er einen Sarg mit Schubladen möchte.
Publiziert: 19.09.2021 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 21.09.2021 um 17:46 Uhr
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Waren 20 Jahre lang ein eingespieltes Team: Michael Schumacher und Willi Weber.
Foto: Imago
Daniel Leu

Herr Weber, Sie haben mal gesagt: «Wenn du Trüffel finden willst, musst du ein Schwein sein!» Wie viel Schwein waren Sie?
Willi Weber: Dieses Interview fängt ja gut an (lacht). Sagen wir es so: Auf einer Skala von eins bis zehn war ich gelegentlich schon über der Fünf. Wenn ich gemerkt habe, dass mein Gegenüber ähnlich tickt wie ich, musste ich die Schweinelatte ein bisschen höher legen. Sonst hätte ich viele Deals verloren.

In Ihrem Buch schreiben Sie: «Um in der Formel 1 zu bestehen, brauchst du Haare auf den Zähnen. In meiner Jugend konnte ich sie mir wachsen lassen.» Wie schwierig war Ihre Kindheit?
Sie war nicht einfach, ich kam ja während des Zweiten Weltkriegs zur Welt. Mein Vater steckte danach in russischer Kriegsgefangenschaft. 1947 kehrte er zur Familie zurück. Das war komisch. Er war für mich ein fremder Mann, sehr energisch.

Was heisst das?
Dass es auch mal Schläge gab. Das war damals normal. Auch in der Schule. Da hat der Lehrer mit einem Bambusstock uns auf die Finger geschlagen. Aber wissen Sie, dass mein Leben mit einer Lüge begann?

Nein.
Ich kam am Freitag, dem 13. März 1942 zur Welt. Da meine Mutter sehr abergläubisch war, änderte sie mein Geburtsdatum einfach auf den 11. März um. Das hätte sie aber lieber sein lassen.

Warum?
Der 13. hätte besser zu mir gepasst. Es gibt ja auch in vielen Hotels keine Zimmer mit der Nummer 13. Doch Dinge, die es nicht gibt, wollte ich immer haben.

Als Kind wollten Sie Müllmann werden. Warum?
Der kam nur zweimal pro Woche bei uns vorbei. Deshalb dachte ich, er müsse auch nur zwei Tage pro Woche arbeiten. Das hätte mir sehr gefallen.

Das ist Willi Weber

Wilhelm Friedrich Weber kam 1942 in Regensburg (Bayern) zur Welt. Als Rennfahrer bestritt er in den 80er-Jahren ein DTM-Rennen und nahm an der deutschen Formel 3 teil. Während 20 Jahren war er der Manager von Michael Schumacher. Bekannt wurde Willi Weber unter dem Spitznamen «Mister 20 Prozent», weil er einen Fünftel der Einnahmen als Provision erhielt.

Weber betreute aber nicht nur Schumi, sondern auch dessen Bruder Ralf, Nico Hülkenberg oder das Top-Model Naomi Campbell.

Noch heute arbeitet der 79-Jährige täglich. Weber ist verheiratet und hat eine Tochter.

Wilhelm Friedrich Weber kam 1942 in Regensburg (Bayern) zur Welt. Als Rennfahrer bestritt er in den 80er-Jahren ein DTM-Rennen und nahm an der deutschen Formel 3 teil. Während 20 Jahren war er der Manager von Michael Schumacher. Bekannt wurde Willi Weber unter dem Spitznamen «Mister 20 Prozent», weil er einen Fünftel der Einnahmen als Provision erhielt.

Weber betreute aber nicht nur Schumi, sondern auch dessen Bruder Ralf, Nico Hülkenberg oder das Top-Model Naomi Campbell.

Noch heute arbeitet der 79-Jährige täglich. Weber ist verheiratet und hat eine Tochter.

Sie wurden nicht Müllmann, sondern unter anderem zuerst Autoverkäufer und Besitzer einer Oben-ohne-Bar. Wo wird mehr gelogen – im Rotlichtmilieu oder in der Formel 1?
Ron Dennis sagte immer: «Die Formel 1 ist ein Haifischbecken!» Jeder, der dort reingeht, sollte das wissen. In der Formel 1 tummeln sich tatsächlich nur Haie.

Waren Sie ein grosser Hai?
Naja, ich war sicher nicht der kleinste ...

Und wie wars im Rotlichtmilieu?
Eines muss ich gleich mal klarstellen: Ich war nie Bordellbesitzer, wie es immer wieder geschrieben wird. Ich besass eine Liegenschaft, in der sich ein von der Stadt Böblingen genehmigtes Bordell befand.

Besitzer einer Oben-ohne-Bar waren Sie aber.
Ja, und dort habe ich viel Geld verdient. Die Bar befand sich in Lahr, wo auch die Kanadier stationiert waren. Die standen jeweils schon eine Stunde vor der Öffnung ungeduldig vor der Tür. Das Beste daran: Die tranken unglaublich viel Jägermeister und machten so viel Umsatz. Das Schlechte daran: Die heirateten mir ständig die Mädels weg. Mein Problem war es deshalb immer, neue Mädchen aufzutreiben.

Sie hatten aber nicht immer nur Erfolg. Als Autoverkäufer sollen Sie eine Niete gewesen sein.
Ich möchte betonen, dass es an der Marke lag und nicht an mir. Ich sollte damals Skodas verkaufen, doch damals wollte keiner einen Skoda kaufen.

Wie viele Autos verkauften Sie?
Null!

Sie waren eine Zeit lang auch obdachlos. War Aufgeben mal eine Option?
Nein, dieses Wort gab es nicht bei mir. Auch heute nicht. Und das Wichtigste: Ich habe auch in schwierigen Situationen nie meinen Humor verloren.

Später wurden Sie Rennfahrer. Waren Sie schnell?
Ich dachte, ich wäre gut. Ich war rückblickend sicher nicht schlecht, aber es fehlte halt was. Die Rennfahrerei war ein reines Hobby, wenn auch ein teures. Mein gutes Geld, das ich zuvor verdient hatte, war schnell wieder weg. Irgendwann fragte ich mich: Warum soll ich einem Team Geld bezahlen, um für sie fahren zu dürfen? Das kann ich doch auch selber machen. So kam es, dass ich ein Team gründete, und die Geschichte nahm ihren Lauf.

1987 waren Sie mit Ihrem Team an einem Rennen am Salzburgring. Dort haben Sie Michael Schumacher zum ersten Mal gesehen.
Ein Freund machte mich am Salzburgring auf Michael aufmerksam. Er sagte mir, ich solle mir unbedingt sein Rennen der Formel Ford anschauen.

Was sahen Sie?
Er gewann damals jedes Rennen. Das tun aber viele, das hat mich nicht begeistert. Doch dieses Spiel mit dem Fahrzeug, das hat mich sofort fasziniert. Er hat mit dem Auto gespielt und nicht umgekehrt. Da wusste ich: Das ist der richtige Mann! Auch wenn ich ihn bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ohne Helm gesehen hatte.

Gut ein Jahr später kam es zum mittlerweile legendären Deal zwischen Ihnen:
Er 80 Prozent der Einnahmen, Sie 20.
Soll ich Ihnen was sagen? Er sagte mir zuerst gar, dass ich 80 Prozent haben könne und er nur 20. Doch das wäre juristisch gar nicht erlaubt gewesen. Michael war das Geld damals scheissegal. Er wollte nur Rennen fahren und gewinnen. Ich war der Mann, der das möglich machen konnte.

Der Deal hat Sie später trotzdem reich gemacht. Ahnten Sie das schon damals?
Meine Vorstellung damals: Der Junge fährt in der Formel 1 vielleicht mal in die Top Ten. Das wäre ja für einen Deutschen eine Sensation gewesen. Ich bin zwar ein Visionär, aber ich hatte nicht in meinen kühnsten Träumen damit gerechnet, dass er dereinst siebenfacher Weltmeister werden würde.

Bevor Schumacher in die Formel 1 kam, startete er noch in der Formel 3.
Dort sollen Sie ihn gebeten haben, absichtlich langsamer zu fahren. Warum?
Wäre Michael im ersten Jahr gleich Formel-3-Meister geworden, hätten wir in die nächsthöhere Klasse wechseln müssen, in die Formel 3000. Das wäre gefährlich gewesen, da dort jedes Jahr ein anderes Team das beste Material hatte. Deshalb hatte ich die Idee, dass er im ersten Jahr Formel 3 noch nicht Meister werden sollte, um in dieser Kategorie ein zweites Jahr fahren zu können.

Bewusst langsamer fahren – wie fand er das?
Zuerst wollten wir ihn heimlich mit der Technik langsamer machen. Doch ich war einer, der immer Klartext mit Michael sprach. Ich sagte ihm: «Michael, wenn wir gewinnen, kann das die Endstation sein! Fahr bitte ein bisschen langsamer.»

Ging Ihr Plan auf?
Ja, auch wenn ein Quäntchen Glück mit im Spiel war. Er wurde dann im ersten Jahr tatsächlich nur Vizemeister und im zweiten Jahr gewann er den Titel.

1991 gab er in Spa sein Formel-1-Debüt. Sie beide mussten in einer Jugendherberge übernachten.
Das Jordan-Team hatte vergessen, für uns ein Hotel zu buchen. Doch das war uns völlig egal, wir hätten auch unter einem LKW geschlafen. Vor dem Rennwochenende sassen wir in der Jugendherberge auf der Terrasse und assen Pizza. Ein unglaublich schöner Moment. Was wir damals natürlich noch nicht wissen konnten: Ab Spa veränderte sich unser Leben radikal. Es war auf einen Schlag vorbei mit unserer Anonymität.

Im Rennen lag Schumacher nach einer Kurve bereits auf Platz 6.
Es war unglaublich. Vor ihm lagen nur fünf Weltmeister, und dann kam bereits er.
Wir wollten das zuerst gar nicht glauben, wir fühlten uns wie im falschen Film.

Er fiel dann schon in der 1. Runde aus. Trotzdem war das der Startschuss für eine unglaubliche Karriere.
Ab Spa hatte sich unser Leben komplett verändert. Ich hatte kein Zuhause mehr und musste mich dauernd um den Jungen kümmern.

Wie stressig war das?
Sehr. Rückblickend erscheinen mir die Formel-1-Jahre wie ein Kurzfilm. Es war Stress pur. Packen, fliegen, packen, fliegen. Dazu der Jetlag. Und auf einmal wollten alle etwas von Michael. Das Faszinierende daran: Michael konnte den Stress immer blendend ausschalten. Sobald er im Auto sass, gab er Vollgas.

Was war Ihr Erfolgsrezept?
Ein Formel-1-Pilot braucht genau drei Dinge. Erstens: Talent. Zweitens: Glück. Und drittens einen Manager, der ihm bis auf den Toilettengang und das Naseputzen alles abnimmt. Bei ihm waren alle drei Punkte erfüllt. Ich habe ihm wirklich alles abgenommen, alles. Das war entscheidend für unseren Erfolg.

Die Biografie

Ende August erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch «Benzin im Blut – Auto-Biografie eines Visionärs». Darin redet Willi Weber über seine einzigartige Karriere vom erfolglosen Autoverkäufer zum millionenschweren Unternehmer. Auch wenn Michael Schumacher einen wichtige Part in Webers Leben einnimmt, so ist es kein reines Schumacher-Buch geworden. Warum schreibt der 79-Jährige ausgerechnet jetzt seine Lebensgeschichte auf? «Um ein paar Dinge richtigzustellen.»

PD

Ende August erschien im Bastei-Lübbe-Verlag das Buch «Benzin im Blut – Auto-Biografie eines Visionärs». Darin redet Willi Weber über seine einzigartige Karriere vom erfolglosen Autoverkäufer zum millionenschweren Unternehmer. Auch wenn Michael Schumacher einen wichtige Part in Webers Leben einnimmt, so ist es kein reines Schumacher-Buch geworden. Warum schreibt der 79-Jährige ausgerechnet jetzt seine Lebensgeschichte auf? «Um ein paar Dinge richtigzustellen.»

Später wurde aus Michael Schumacher der Schummel-Schumi. Gab es auch den Schummel-Willi?
Wenn man an die Grenzen geht, geht man auch mal drüber. Das ist halt so. Ich wurde mal verurteilt und habe meine Strafe bezahlt. Bei Michael war es anders, er hat nie etwas Illegales angestellt. Kein Pilot kann, bevor er ins Auto steigt, zuerst mal schauen, ob sein Bolide regelkonform ist.

In der Formel 1 trafen Sie auch auf Bernie Ecclestone. Wie wars?
Ich kann Ihnen zwei Geschichten dazu erzählen. Bernie war ähnlich verrückt wie ich.
Mal spielte ich mit ihm eine Partie Backgammon. Sein Einsatz war sein Maybach. Als ich gewann, warf er mir einfach den Autoschlüssel zu, und schon war ich Besitzer eines Maybachs.

Und die zweite Geschichte?
Früher musste man im Paddock Club immer Pfand für die Gläser bezahlen, damit die Gäste die Gläser artig zurückgaben. Ich hatte dann die Idee, Schumacher-Gläser herzustellen. Der Gedanke dahinter: Die Gäste würden dann die Gläser nicht mehr zurückgeben und für mich wäre dank des hohen Pfands ein Gewinn übrig geblieben. Um diesen Plan umzusetzen, brauchte ich aber von Bernie die Genehmigung.

Gab er die Ihnen?
Ja, er sagte mir, ich solle ihm 200’000 Dollar überweisen und dann hätte ich die Lizenz dafür. Beim nächsten Rennen kam ich mit den Gläsern an und ging hoch zum Paddock. Dort wussten sie nichts davon. Der Chef sagte mir: «Willi, pack deine Gläser wieder ein und hau ab. Du kannst nicht bei Bernie eine Lizenz für den Paddock Club erwerben. Das ist gar nicht möglich.»

Was taten Sie dann?
Ich verkaufte die Gläser an den Souvenirständen. Alle gingen weg. Doch die 200’000 Dollar war ich los.

Haben Sie das Geld nicht von Ecclestone zurückverlangt?
Ich habe es versucht. Er fragte mich dann: «Willi, brauchst du das Geld wirklich?» Ich antwortete: «Ja!» Er dann: «Nein, du brauchst das Geld nicht wirklich. Du hast genug davon.» Heute sage ich mir: Zum Glück habe ich ihm damals nur 200’000 Dollar überwiesen.

Wir machen einen zeitlichen Sprung. Seit 2006 sind Sie nicht mehr Schumachers Manager. Wann haben Sie ihn eigentlich das letzte Mal gesehen?
Das war im Dezember 2013, kurz vor seinem Skiunfall. Wir trafen uns in einem Hotel am Stuttgarter Flughafen zum Mittagessen. Wir beide hatten unsere Töchter dabei. Es war ein tolles Treffen, und er entschuldigte sich dafür, dass er mein Weihnachtsgeschenk zu Hause vergessen hatte. Ich sagte ihm: «Michael, das ist doch kein Problem, wir sind ja keine kleinen Kinder mehr.» Er ist dann weitergeflogen, und ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen.

Wenige Wochen später stürzte er beim Skifahren schwer. Wie haben Sie davon erfahren?
Ich war selber im Skiurlaub in Kitzbühel und erfuhr es aus den Medien. Zuerst dachte ich, die Presse übertreibt mal wieder masslos. Doch dann überschlugen sich die Meldungen.

Der Fall Michael Schumacher

Am 29. Dezember 2013 stürzte Michael Schumacher beim Skifahren im französischen Méribel schwer. Er prallte mit dem Kopf gegen einen Felsen und erlitt dabei ein Schädel-Hirn-Trauma. Im Juni 2014 teilte seine Managerin Sabine Kehm mit, dass Schumacher nicht mehr im Koma liege. Seitdem ist es ruhig geworden um ihn.

Vergangene Woche erschien auf Netflix eine grosse Schumi-Dokumentation. Darin spricht erstmals auch Ehefrau Corinna: «Früher hat Michael uns beschützt, und nun beschützen wir ihn. Ich vermisse Michael jeden Tag, wir alle vermissen ihn. Doch Michael ist ja da.
Er ist da, einfach anders, und das gibt uns alle Kraft.»

Im Film redet auch Sohn Mick, mittlerweile selber Formel-1-Pilot: «Nach dem Unfall war es halt so, dass diese Momente, die andere mit ihren Eltern erleben, nicht da sind. Oder weniger da sind. Das ist ein bisschen unfair.»

Am 29. Dezember 2013 stürzte Michael Schumacher beim Skifahren im französischen Méribel schwer. Er prallte mit dem Kopf gegen einen Felsen und erlitt dabei ein Schädel-Hirn-Trauma. Im Juni 2014 teilte seine Managerin Sabine Kehm mit, dass Schumacher nicht mehr im Koma liege. Seitdem ist es ruhig geworden um ihn.

Vergangene Woche erschien auf Netflix eine grosse Schumi-Dokumentation. Darin spricht erstmals auch Ehefrau Corinna: «Früher hat Michael uns beschützt, und nun beschützen wir ihn. Ich vermisse Michael jeden Tag, wir alle vermissen ihn. Doch Michael ist ja da.
Er ist da, einfach anders, und das gibt uns alle Kraft.»

Im Film redet auch Sohn Mick, mittlerweile selber Formel-1-Pilot: «Nach dem Unfall war es halt so, dass diese Momente, die andere mit ihren Eltern erleben, nicht da sind. Oder weniger da sind. Das ist ein bisschen unfair.»

Sie haben damals entschieden, nicht zu ihm ins Spital nach Grenoble zu fliegen. War das ein Fehler?
Ja, das kann man rückblickend schon sagen. Damals dachte ich, ich warte erst mal ein bisschen ab, bis sich alles beruhigt hat. Das war wohl ein Fehler.

Wie schmerzhaft ist es für Sie, nicht zu wissen, wie es ihm geht?
Michael und ich führten fast eine eheähnliche Beziehung. Ich habe ihn mehr gesehen als meine eigene Frau. Ich hätte gerne einen solchen Sohn gehabt. Deshalb fehlt er mir sehr.

Was würden Sie ihm sagen, wenn Sie könnten?
Ich habe keine Ahnung, ich würde ihm wohl einfach um den Hals fallen und ihn ganz fest und lang drücken.

Wie oft denken Sie an ihn?
Genau das ist das Problem. Wenn ich es mal schaffe, ein paar Tage nicht an ihn zu denken, dann werde ich bestimmt von jemandem auf ihn angesprochen. Dann heisst es: «Sind Sie nicht der ehemalige Manager von Michael Schumacher? Wie geht es ihm?» In solchen Momenten kommt immer alles wieder hoch.

Was glauben Sie: Werden Sie Michael jemals wiedersehen?
Wunder gibt es immer wieder. Man muss nur fest daran glauben. Komischerweise tue ich das, obwohl ich nicht spirituell veranlagt bin. Ich bin mir sicher: Der steht wieder auf!

Im August 2020 hatten Sie einen Schlaganfall. Was ist genau passiert?
Ich wachte in der Nacht auf und wollte etwas trinken. Als ich zum Glas greifen wollte, ging das nicht mehr. Zuerst machte ich mir keine grossen Gedanken darüber und legte mich wieder hin. Um 6 Uhr morgens stand ich erneut auf und wollte wie ein Geist halb benebelt in meinem Pool schwimmen. In dem Moment kam meine Frau runter und fragte mich: «Was machst du um diese Uhrzeit im Pool?» Ich wollte antworten, konnte aber nicht mehr reden.

Wie gings weiter?
Meine Frau rief meine Tochter an, die dann wiederum den Notarzt alarmierte. Zuerst zogen sie mir dann noch eine weisse Jogginghose an.

Ist das wichtig?
Warten Sie ab, nur nicht so ungeduldig, junger Mann. Die wollten mir dann Blut abnehmen, doch ich hatte einen Puls von 240. Deshalb spritzte das Blut hoch – und kam wo wieder runter?

Auf Ihrer weissen Jogginghose?
Genau, dabei war die neu, und ich hatte sie zuvor noch nie an.

Das war aber wohl das kleinste Problem, oder?
Ja, das stimmt. Ich lag dann alleine im Spital, wegen Corona. Der Arzt sagte mir: «Herr Weber, Sie haben unendlich viel Glück gehabt. Wäre der Notarzt ein paar Sekunden später gekommen, hätte man Sie nicht mehr retten können.»

Sind Sie wegen des Schlaganfalls heute ein anderer Mensch?
Ja und nein. Ich war schon vorher ein guter Mensch und habe viel gespendet und versucht, manches Elend zu mindern. Aber ja, im Spital habe ich schon oft darüber nachgedacht, dass mein Ende näher kommt. Deshalb habe ich danach auch ein Beerdigungsinstitut aufgesucht.

Warum?
Ich wollte mir ein paar Särge anschauen.

Haben Sie einen passenden gefunden?
Leider nein, ich wollte einen mit Schubladen, um ein paar Dinge, wie zum Beispiel meine Lieblingsuhr, mitnehmen zu können. Wissen Sie, was die mir gesagt haben?

Nein.
«Was wollen Sie mit Schubladen? Das ist in Deutschland nicht erlaubt.» Ich antwortete: «Aber in Ägypten war das ja auch möglich. Die haben doch auch vieles mitgenommen. Was mach ich dann mit meiner Lieblingsuhr?» Die sagten nur: «Die ziehen Sie sich an und der, der Sie dann links ins Grab runterlässt, nimmt sie Ihnen ab ...»

Was lehrt Sie das?
Man kommt ohne etwas auf die Welt, und man geht auch ohne etwas wieder. Und ja, die Gesundheit ist das Wichtigste. Man kann sich zwar mit Geld gute Ärzte kaufen, aber nicht die Gesundheit.

Trotzdem sagen Sie im Buch: «Geld macht glücklich. Punkt. Alles andere ist eine Lüge.»
Dieser Meinung bin ich noch immer. Wenn Sie Geld haben, sind Sie frei von Zwängen.
Man muss sich keine grossen Gedanken machen. Das ist einfach wunderschön.

Sie sagen auch: «Mein Weg hat mich sehr hart werden lassen.»
Diese Härte hat es gebraucht. Wenn Sie lukrative Verträge abschliessen wollen und ein Weichei sind, funktioniert das nicht. So bin ich auch heute noch. Deshalb will ich auch in Zukunft keine Ruhe geben. Das ist nicht mein Ding, ich denke noch lange nicht ans Aufhören.

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