Auf einen Blick
- Binotto zögert, Fahrerentscheidung soll bald fallen
- Hülkenberg will einen vernünftigen Teamkollegen
- Bortoleto, 19, F2-Gesamtzweiter, will Zweijahresvertrag
Haas-Ferrari (Oliver Bearman, 19), Mercedes (Andrea Kimi Antonelli, 18), Alpine (Jack Doohan, 21) haben sich bereits auf einen jungen Fahrer festgelegt. Bei Williams feierte Franco Colapinto (21) in Monza eine gelungene Premiere (Platz 12). Und bei den zwei Bullen-Teams ist Liam Lawson (22) gesetzt. Es sei denn, die Red-Bull-Führung zieht in zehn Tagen die Option auf den Neuseeländer – und bietet ihn Hinwil an.
Diese eher unwahrscheinliche Variante (um die angeschlagenen Pérez und Ricciardo vor dem Ende der Karriere zu retten) wäre die einzige vernünftige Erklärung, warum Teamchef Mattia Binotto (54) zögert.
In Monza sagte der in Lausanne geborene Italiener (war 27 Jahre bei Ferrari): «Die Entscheidung soll bald fallen, denn es liegt nicht in unserem Interesse, dass hier noch länger spekuliert wird.»
Schumi ist keine Option
Den klaren Worten sollten aber auch Taten folgen. Ausser Lawson steht plötzlich zur Verfügung. Die Fans und Medien diskutieren seit Wochen über den zweiten Mann neben dem Deutschen Nico Hülkenberg (37).
Sein Teamkollege wird kein Landsmann sein: Die Vettel-Gerüchte verpufften schnell. Und Mick Schumacher (25), bei allen Teams durch die Qualitätsprüfung gefallen, kann keine Option sein.
Warum hat man eine Academy?
Offenbar gehören auch das Sauber-Eigengewächs Théo Pourchaire (21, Formel-2-Meister 2023) und der aktuelle Formel-2-Gesamtdritte Zane Maloney (20) in diese Qualitäts-Kategorie. Man kann es noch einfacher sagen: fehlendes Vertrauen. Mutlos. Womit die Hinwiler Academy eigentlich überflüssig wird.
Bortoleto der neue Piastri?
Da wildert man doch lieber in anderen Talentschuppen herum und muss bei der Konkurrenz «betteln», wie jetzt bei McLaren-Mercedes. Dort wächst mit Gabriel Bortoleto (19, F2-Gesamtzweiter) ein «neuer «Piastri» heran.
Doch der Pilot aus São Paulo hat im starken Papaya-Team (Norris, Piastri) für die nächsten Jahre keine Chancen. Sollte er in der Formel 2 in den letzten vier Rennen sogar noch die 10,5 Punkte Rückstand auf Leader Hadjar (Red Bull) gut machen, dürfte der Brasilianer dort 2025 gar nicht mehr fahren.
Kandidaten wollen Zweijahresverträge
Doch Bortoleto, von Fernando Alonso beraten, will einen Zweijahresvertrag. Wie sein grösster Rivale Valtteri Bottas (35). Beide fürchten, dass die nächste Saison kaum besser wird. Die 26 Rennen ohne Punkte in Serie werfen ihre Schatten voraus.
Mit Bortoleto würde ein Mann kommen, der billig zu haben wäre, während der WM-Letzte Bottas wieder Millionen verlangen würde. Ein grosser Teil seines Lohnes wurde in den letzten drei Jahren offenbar von der Mitgift seines Teamkollegen Guanyu Zhou bezahlt. Die Karriere des Chinesen ist allerdings in acht Rennen ziemlich sicher auch vorbei.
Hülk: «Vernünftig muss er sein»
Hülkenberg mischt sich nicht in die Fahrerwahl ein: «Das ist zum Glück nicht meine Aufgabe. Ich will einfach einen vernünftigen Mann neben mir.»
Binotto ist also der verantwortliche Mann bei der Fahrerwahl, bis in zehn Monaten Teamchef Jonathan Wheatley von Red Bull kommt. Schade, dass er in Zandvoort den Einsatz seines geschätzten Ferrari-Academy-Fahrers Robert Shwartzman (24) im freien Training mit dem Sauber-Audi nicht verfolgen konnte. Es regnete. Schon als der Russe neben Schumi bei den Roten war, wurde der in Israel geborene Fahrer höher eingestuft.