Valtteri Bottas (32), die rasende Hinwiler Lebensversicherung, hat 2022 bereits zum siebten Mal im Alfa-Sauber gepunktet. Kurz vor der Geisterstunde in Europa wurde hier im abendlichen Montreal aus seinem 8. noch ein 7. Platz!
Und der Jubel wurde im Team noch grösser, da der erneut fehlerfrei fahrende Chinese Guanyu Zhou (22) plötzlich nicht mehr 9. sondern 8. war.
Oder Kurz: Aus den sechs Punkten waren innert zwei Stunden zehn Punkte geworden. Warum?
Der Finne zu BLICK: «Die FIA-Kommissare hatten eigentlich gar keine andere Wahl, als Alonso zu bestrafen. Er hat mit seinem Alpine vor mir fünfmal die Spur gewechselt – und wir wissen alle, dass dies nur einmal erlaubt ist.» Der Spanier erhielt wie üblich für sein Vergehen eine Strafe von fünf Sekunden und fiel vom siebten auf den neunten Platz.
Alonso angefressen nach missglücktem GP
Alonso und Bottas mussten nach dem GP bei der Rennleitung mit je einem Vertreter antraben. Diesmal dauerte die Anhörung relativ kurz. Denn die Videoaufnahmen waren eindeutig. In der vorletzten Runde des GP von Kanada, zwischen den Kurven 10 und 12, versuchte der alte Fuchs Alonso den ebenfalls erfahrenen Bottas am Überholen zu hindern.
Dabei übertrieb es der Spanier mit seiner Zickzack-Fahrt, so dass der Finne 0,3 Sekunden hinter dem Spanier über die Ziellinie fuhr.
Alonso wollte sich zum Vorfall öffentlich nicht äussern, weil er auch so schon richtig angefressen war. Nach dem Start aus der ersten Reihe ging beim zweifachen Weltmeister alles schief (Safety Car Phasen, verpasster Reifenwechsel usw.) – und dann wurde Teamkollege Ocon noch Sechster. Da passte dann sein verbotenes Manöver gegen Bottas am Ende einfach dazu.
«Ein grosser Tag für die Crew»
Alfa-Sauber-Chef Fred Vasseur trat noch am Sonntag die Heimreise an. Der Franzose zu Blick: «Wir müssen vor dem nächsten Rennen in Silverstone daheim in Hinwil noch einiges erledigen. Aber das ist nach so einem Resultat um einiges einfacher. Die letzten Rennen waren für uns nicht so leicht. Da muss ich allen im Team ein Kompliment machen.»
Vasseur weiter: «Niemand liess den Kopf hängen – und auf die beiden Fahrer konnten wir uns sowieso immer verlassen. Auch sie erlebten schwere Zeiten mit diesen vielen kleinen Defekten. Aber wir zeigten als Einheit unseren grossen Teamgeist. Die zehn Punkte in Montreal sind ein verdienter Lohn für unseren Kampf im Mittelfeld! Ein grosser Tag für die Crew.»
Tiefpunkt in Baku vor einer Woche
Noch vor einer Woche in Baku erlebte Alfa-Sauber den Tiefpunkt der Saison – wie in Jeddah gab es neben einem Ausfall nur einen elften Platz. Jetzt folgt beim GP Kanada die Rückkehr in den Punkte-Zirkus.
Applaus an der Stätte, wo BMW-Sauber im Juni 2008 durch Kubica und Heidfeld sogar einen Doppelsieg gefeiert hatte. Am Sonntag sind es aber zehn goldene Punkte für die Zukunft, für die Moral, es ist der Lohn für den Kampfgeist. In der WM liegt Alfa-Sauber mit 51 Punkten in Reichweite von McLaren (65) und Alpine (57).
Vasseur: «Wir haben ein Auto, das unter normalen Umständen für beide Fahrer in die Punkte reichen müsste. Leider war dies vor Montreal nur beim Saisonstart in Bahrain der Fall.»
Damals wurde der Finne sogar Sechster und der Chinese feierte als 63. Fahrer der Geschichte seine Grand-Prix-Premiere gleich mit dem ersten WM-Punkt.
Drei Safety-Car-Phasen
Das Rennen wurde durch zwei virtuelle und eine echte Safety-Car-Phase entschieden. Hier kamen die Strategen mit oder eben ohne Reifenstopp zum Zuge. Auf der Strecke war dann vieles schon entschieden, auch wenn Sainz im Ziel nahe an Verstappen dran war. Aber der Spanier durfte zum elften Mal aufs Podest – aber noch nie als Sieger!
Verstappen nach seinem 26. Triumph: «Das höhere Tempo auf den Geraden hat uns vor Ferrari gerettet.»
Hamilton: «Mercedes und ich werden nie aufgeben»
Am meisten Applaus bekam aber der Drittplatzierte: Hamilton im Mercedes. Vor einer Woche in Baku wegen Rückenschmerzen noch kaum aus dem Cockpit gekommen, fühlte er sich hier fast als Jungspund: «Mercedes und ich werden nie aufgeben. Wir kommen immer näher an die Spitze. Das ist unsere Herausforderung 2022.» WM-Titel haben sie ja von 2014 bis 2021 mit 15 von 16 (Team- und Fahrerwertung) genug gesammelt.
Nicht unerwartet erlebte Haas-Ferrari ein Debakel. Nach der Qualifikation, nur vom Regen sensationell in die dritte Startreihe gespült, lief bei sonnigen Bedingungen nicht mehr viel. Magnussen schlug sich bald den Frontflügel kaputt. Er wurde 17. und Letzter.
Und Schumi hatte nach 18 Runden an 8. Stelle Feierabend, ein Elektromotor versagte – oder das 30. Rennen des Deutschen ohne Punkte!