Die Disqualifikation von Pole-Mann Hamilton (36) im Mercedes – oder ab in die letzte Reihe – schien klar, als gegen Mitternacht Lokalzeit die «Richter» ihre Koffer (wie den Heckflügel) einpackten. Das Beweisstück sollte eine ruhige Nacht erleben…
Lächerliche Busse für Max
Die Frage: Hatte sich die Spalte zwischen den beiden Heckflügel-Elementen bei einer DRS-Situation um mehr als die erlaubten 85 Millimeter geöffnet? Geschlossen werden 10 Millimeter gemessen.
Und mitten in das stundenlange Chaos tauchte ein Video auf (oben), worauf man sieht, dass WM-Leader Max Verstappen (24) im Parc Fermé, wo alle Autos abgestellt werden müssen, zuerst beim Red Bull-Honda an den Heckflügel greift.
Und danach zum Silberpfeil seines Rivalen spazierte – und auch dort den Heckflügel berührte. Was absolut verboten ist. Nach dem zweiten freien Training ist klar: Der Holländer muss eine lächerliche Busse von 50'000 Euro bezahlen.
Bei der FIA antreten!
Als der GP-Zirkus am Samstagmorgen endlich im sonnigen Sao Paulo an der Interlagos-Strecke etwas ausserhalb der Stadt auftauchte, war noch immer keine Entscheidung gefallen.
Nein, man bestellte um 9.30 Uhr (13.30 MEZ) Verstappen mit einem Teammitglied zu Rennleitung. Um 10.30 Uhr musste dann nochmals Mercedes antreten.
Gelenkte WM-Entscheidung?
Das unsägliche Warten vor dem zweiten Training um 12.00 Uhr ging weiter. Es war eigentlich nur klar, dass beide Titeljäger bestraft werden! Aber eben: Wie?
Denn das Urteil könnte auf den WM-Kampf eine vorentscheidende Rolle spielen. Auch wenn es im Sprintrennen nur für die ersten drei Fahrer Punkte gibt: 3, 2 und 1.
Die heissen 24 Runden
Aber das Resultat nach den 24 Mini-Runden auf dem 4,3 km langen Berg- und Talfahrt entscheiden über die Startaufstellung für den Sonntag (TV live ab 18 Uhr MEZ).
Und für den 19. WM-Lauf kassiert Hamilton (19 Punkte hinter Verstappen) wegen eines Motorwechsels (Nummer fünf, drei sind pro Saison erlaubt) schon mal fünf Strafplätze.
«Schluss mit dem Theater»
Das zweite Training, rund 17 Stunden nach den beiden Vorfällen (!) begann bei 20 Grad und 47 auf dem Asphalt ohne Entscheidung.
Das wäre früher beim GP-Zampano Bernie Ecclestone (91) nie passiert. Der hätte die FIA gebeten, beide Fahrer im Sprintrennen nach hinten zu versetzen. «Damit die WM spannend bleibt, denn beide haben die Regeln gebrochen! Und jetzt Schluss mit dem Theater!»
Während im Fall von Hamilton die Schuld allein beim Team liegt, ist im Fall von Verstappen allein der Holländer verantwortlich.
Keine Zeitenjagd – Alonso vorne
Erst nach 25 der 60 Minuten gingen beide Mercedes auf die Strecke. Da führte Verstappen mit 1:12,102. Also rund vier Sekunden langsamer als bei der Zeitenjagd. Oder es machen eben alle Autos Longruns (Distanzversuche) für das morgige Rennen.
Aussagekräftig waren die Zeiten erwartungsgemäss nicht. Siehe klare Bestzeit von Alonso im Alpine. Und Giovinazzi und Räikkönen (beide Alfa-Sauber), die in die Top Ten fuhren.
Normal war nur, dass am Ende eben Mazepin und Schumi (Haas-Ferrari) wie üblich das Schlusslicht bildeten…
Der Skandal geht weiter…
Immerhin gabs drei Stunden vor dem Start zum Sprintrennen eine Entscheidung im Fall von Verstappen. Und dann, nach rund 18 Stunden kam auch endlich das Hamilton-Urteil.
Der Brite bleibt disqualifiziert und muss im Sprintrennen vom letzten Platz starten. Damit verliert er die am Freitag herausgefahrene Pole an Max Verstappen. Ein echter Skandal, denn da wird wohl nicht mit gleichen Ellen gemessen. Die Diskussionen werden sicherlich nicht abreissen.
Mercedes verzichtet auf Rekurs
Was alle hofften meldet Mercedes eine Stunde vor Sprint-Beginn: «Wir werden die Disqualifikation von Lewis keinen Rekurs einlegen. Wir wollen diese WM auf der Strecke gewinnen!»
Hamilton muss nun versuchen, im Sprintrennen so weit nach vorne wie möglich zu kommen! Würde er beispielsweise Zehnter werden, müsste er mit der Motorstrafe am Sonntag als 15. starten.