Wer Davos, Bern und Zug zu insgesamt sieben Meistertiteln gehext hat und schon eine WM-Silbermedaille zu Hause hat, braucht keinem mehr etwas zu beweisen. Doch Leonardo Genoni ist auch im Alter von 36 Jahren noch heiss darauf, Fortschritte zu machen und enorm ehrgeizig. So war er denn auch nach dem Gruppenspiel gegen die Kanadier (2:3) nicht ganz zufrieden. Die Schweizer hatten zwar gut gespielt, aber doch verloren. Alle drei Gegentreffer kassierte Genoni in Unterzahl.
Nun bekommt es die Nati im Halbfinal wieder mit Kanada zu tun. Und eines ist klar: Wenn er die Stunden bis zum Spiel unbeschadet übersteht, wird das wieder ein Fall für Genoni sein. Denn der Keeper aus Kilchberg ZH ist Patrick Fischers Nummer 1. Eine Pause braucht Genoni auch nicht. Wenn es nach ihm geht, würde er wohl immer spielen. Dafür arbeite er ja auch im Sommer hart, sagt er.
Für den EVZ-Keeper wird es bereits das neunte Mal sein, dass er an einem grossen Turnier auf die Kanadier trifft. Dabei erlebt er einige emotionale Momente – mit Höhen und Tiefen.
«Wenn sie mir sagen, ich soll aufs Eis gehen, gehe ich aufs Eis»
«Vorne genial, hinten Genoni», titelte der Sonntagsblick vor sechs Jahren, als die Schweizer in Kopenhagen mit dem 3:2-Sieg eine Sternstunde erlebten und in den WM-Final einzogen. 45 Schüsse prasselten dabei auf den Schweizer Keeper ein. 95 Prozent wehrte er ab. Und man kann davon ausgehen, dass Genoni auch am Samstag mehr Arbeit haben wird als im Viertelfinal gegen Deutschland, als er lediglich 14 Paraden und eine Probe seiner Nervenstärke abliefern musste. «Das ist es, was wir uns vorgenommen hatten und uns schon das ganze Turnier auszeichnet: die defensiv solide Arbeit», sagt Genoni.
Dass er völlig im Moment lebt, beweist er, als er nach dem Deutschland-Spiel keinen blassen Schimmer hat, auf wen die Nati im Halbfinal treffen kann. «Ich wusste auch nicht, dass wir nach Ostrava fahren müssen. Ich verstehe den Modus nicht. Wenn sie mir sagen, ich soll aufs Eis gehen, gehe ich aufs Eis.»
2018 war nicht das einzige Erfolgserlebnis für Genoni gegen die Ahornblätter. Letztes Jahr stand er beim 3:2 in Riga im Tor, 2022 beim 6:3 in Helsinki und 2017 wurde er in Paris für den glücklosen Jonas Hiller im Stand von 0:2 eingewechselt und hielt den Laden dicht, sodass die Nati noch einen unerwarteten und deshalb umso emotionaleren Sieg (3:2 n.V.) feiern konnte.
Der bittere Last-Second-Gegentreffer 2019
Auch bei seiner ersten WM 2011 spielte Genoni gegen die Kanadier. Und die Nati musste sich in Mannheim erst in der Overtime 3:4 geschlagen geben. In der slowakischen Provinz in Kosice musste Genoni acht Jahre später die wohl bitterste Niederlage seiner Karriere verkraften, als nur 0,4 Sekunden zum Einzug in den Halbfinal fehlten und man dann in der Verlängerung (2:3) verlor.
Mit einem Sieg in Prag könnte Genoni, der mit einer Abwehrquote von 92,6 Prozent die Nummer 3 dieser WM ist, in der persönlichen Bilanz gegen Kanada auf 5:4 Siege stellen.