Revanche für die bittere Viertelfinal-Pleite im Penaltyschiessen (2:3) an der letzten WM, der angepeilte Gruppensieg – und ein möglicher Punkterekord. Für die Schweizer gehts im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland um so viel mehr als Prestige.
Das treibt an. Wie auch die Geste des verletzten Tristan Scherwey, der trotz Knöchelbruch für dieses Duell noch bei der Nati geblieben ist: Er steht im Kabinengang und klatscht jeden Teamkollegen ab. Im Gegenzug hängt Scherweys Tenü am Plexiglas neben der Spielerbank.
Die Schweizer drücken aufs Tempo, und wie. Gleich der erste Schuss sitzt, Rekordmann Ambühl trifft nach nur 97 Sekunden zur Führung. Das schockt die selbstbewussten Deutschen nur bedingt. Sie brauchen für ihre Antwort darauf zwar etwas länger, dafür hat sie es in sich. Mit zwei Toren innert vier Minuten reissen sie das Spiel an sich. Beiden Gegentreffern geht eine Bullyvariante voraus.
Der Ausgleich fällt im Powerplay, in dieser Disziplin sind die Deutschen die Besten des Turniers. Nach einem Fehlpass auf Pföderl leistet sich Verteidiger Egli dann noch eine Strafe. Dann bringt Captain Hischier Gegner Loibl nicht vom Kasten weg, er lenkt den Schuss ab, Goalie Berra hat keine freie Sicht.
Nati lässt sich nicht abbringen
Davon muss sich die Nati kurz erholen, sie kommt dem Ausgleich nie so nahe wie Deutschland dem dritten Treffer. Erkennbar ist aber, dass ihre Gegner hauptsächlich dann gefährliche Chancen haben, wenn sie die Schweizer zulassen. Sobald die Angriffsauslösung sitzt, sind sie es, die dem Duell den Stempel aufdrücken. Und Druck machen. Nach einer Top-Chance von Simion fällt der Ausgleich durch Suter.
Einmal mehr haben sich die Schweizer von einem Rückstand nicht von ihrem Plan abbringen lassen und ihren Fokus so geschärft, dass sie die Wende mit Entschlossenheit und Vehemenz realisieren. Es ist jedoch nur eine zwischenzeitliche. Weil das Abwehrduo Kukan/Siegenthaler diese Vehemenz gegen Plachta vermissen lässt, kann der Deutsche sehenswert ausgleichen.
WM-Punkterekord egalisiert
Die Schlussoffensive gehört klar der Schweiz, doch zahlreiche Möglichkeiten werden ausgelassen. Meier trifft den Pfosten (54.), Herzog verpasst die Entscheidung nur knapp (59.). Schon vor der Verlängerung ist klar, dass sich die Nati den Gruppensieg holt. Im Penaltyschiessen wird entschieden, ob die Schweiz mit einer makellosen Bilanz in die K.o.-Phase einzieht. Weil Goalie Berra, der schon in der Overtime mit einem Big Save (63.) glänzt, ebenfalls makellos bleibt und Hischier sowie Riat treffen, revanchiert sich die Nati und tritt ungeschlagen im Viertelfinal an.
Dort warten die USA. «Es ist sicher keine erfahrene Mannschaft, die Amerikaner sind jung, aber schnell», so Nati-Trainer Patrick Fischer, «sie werden einen gute Einstellung haben, weil sie solche Spiele lieben.» Er betont aber, dass sein Team aus der starken Gruppenphase viel Vertrauen getankt hat. «Wir haben ein gutes Gefühl, nicht mehr und nicht weniger.» Rekordspieler Andres Ambühl sagt gegenüber IIHF, dass seine Mannschaft ihrem Spiel treu bleiben muss, «wenn wir unsere Stärken ausspielen, ist alles möglich».
Mit 20 Zählern egalisiert die Schweiz zudem ihren WM-Punkterekord aus dem Silber-Jahr 2013.
Tore: 2. Ambühl (Corvi, Herzog) 1:0. 12. Wissmann (Reichel/PP) 1:1. 16. Loibl (Seider, M. Müller) 1:2. 22. Suter (Malgin, Kukan) 2:2. 39. Malgin (Moser, Meier/PP) 3:2. 48. Plachta (Wissmann) 3:3. – Penalties: Hischier 1:0, Loibl –; Riat 2:0, Plachta –; Suter –, Nöbels –; Malgin –, Fischbuch –.