Vor der Weltmeisterschaft in Lettland hatte der Deutsche Bundestrainer Toni Söderholm ein Umdenken gefordert. Schluss mit dem Understatement, ran an die Buletten. «Die Spieler wollen in die Weltspitze und damit Weltmeister werden», sagte Söderholm gegenüber der renommierten «Frankfurter Allgemeinen Zeitung». Der ehemalige Verteidiger (von 2005 bis 2007 auch beim SC Bern) hat beim Deutschen Eishockey-Bund eine ähnlich progressive Entwicklung eingeleitet wie Patrick Fischer ein paar Jahre zuvor in der Schweiz.
Auf Anhieb im Viertelfinal
Söderholm ist seit Dezember 2018 für die DEB-Auswahl verantwortlich und hat bei seiner WM-Premiere 2019 auf Anhieb den Viertelfinal erreicht. In Riga sind die Deutschen nach einem traumwandlerisch sicheren Start mit drei Siegen (Italien, Norwegen, Kanada) ins Straucheln geraten, konnten aber das wegweisende Spiel gegen Lettland unter K.o.-Bedingungen für sich entscheiden. Der Star der Mannschaft ist Moritz Seider, ein Erstrunden-Pick (Nummer 6) der Detroit Red Wings. Der 20-jährige wurde in der letzten Saison nach Schweden (Rögle) geschickt und in Öl eingelegt, um für die NHL zu reifen. Eine Schnellbleiche: Seider wurde in Schweden als bester Verteidiger der Liga ausgezeichnet und zum Neuling des Jahres gewählt.
Kompakt, schlagkräftig
Seider ist allerdings nur ein Puzzleteil einer äusserst kompakten, schlagkräftigen Formation, die der Konkurrenz in der Vorrunde stets harte Gegenwehr leistete. «Wir haben immer zu der anderen Gruppe rüber geschielt», sagt Nati-Coach Patrick Fischer. «Die Deutschen kennen wir in und auswendig, eine sehr gute, hartnäckige Mannschaft, aber keine unlösbare Aufgabe.»
Die Schweiz schliesst die Vorrunde mit einem Sieg gegen die Briten ab. Ein Spiel, das die Nati nicht mit der gewohnten Intensität durchziehen muss, aber trotzdem souverän gewinnt. Phasenweise fehlt zwar die gewohnte Stilsicherheit und die leichtfertigen Scheibenverluste nähern sich der kritischen Masse, aber die Mannschaft bügelt diese Mängel mit vier Toren im Mittelabschnitt wieder aus und lässt dann nichts mehr anbrennen. «Da war nicht die letzte Konsequenz drin», sagt Fischer. «Aber das war für mich auch verständlich.«
WM 2010 und Olympia 2018
Die Deutschen sind aber ein anderes Kaliber. Und da sind ein paar offene Rechnungen, die letzte von Olympia 2018: Die Niederlage im Achtelfinal bedeutet für die Schweiz das Aus, die Deutschen holen danach Silber. Und auch das letzte Viertelfinal-Duell anlässlich einer WM ist noch in schmerzhafter Erinnerung: 2010 in Mannheim geht die Nati nach einer starken Vorrunde torlos unter. In K.o.-Spielen steht die Schweiz gegen Deutschland im Zugzwang.