Am Sonntag trifft die Schweiz auf Frankreich – und viele bekannte Gesichter. Wie es so oft der Fall ist. Doch dieses Mal gibt es eine kleine Besonderheit: Nati-Coach Philippe Bozon führt eine Mannschaft, in der seine beiden Söhne spielen. Während Tim Bozon auf der internationalen Bühne bereits ein alter Hase ist, macht sein Bruder Kevin die ersten Schritte auf diesem Niveau.
Seit Beginn des Turniers überrascht die «Tricolore», die in der Schweizer Gruppe die ausgeschlossenen Russen ersetzt – und hat ihr Ziel (nicht absteigen) schon fast erreicht. Die Franzosen können dem Spiel gegen die Schweiz mit Gelassenheit entgegensehen. Blick sprach mit den Bozons, die gerade etwas Einzigartiges erleben.
Philippe Bozon (55): «Nach dem Turnier wird man eher über Golf sprechen»
«Das Wichtigste in dieser Situation ist, die Dinge nicht zu vermischen. Aber im Grunde genommen ist mein Verhältnis zu ihnen ganz normal, so wie mit anderen Spielern auch. Ich habe ehrlich gesagt keine Angst davor, von ihnen mehr zu verlangen als von den anderen. Wenn sie hier sind, dann haben sie es sich auf dem Eis verdient. Die Sicht von aussen ist das, was vielleicht nicht so einfach zu handhaben ist. Der Status als Sprössling des Trainers kann Eifersucht oder Kommentare hervorrufen. Aber sie sind Männer und wissen, was sie zu tun haben.
Tim ist schon länger dabei, also war seine Nominierung eher eine Selbstverständlichkeit. Bei Kevin war es so, dass er belohnt wurde, weil er eine sehr gute Vorbereitung absolviert hat. Als es um ihn ging, habe ich mich ein wenig zurückgezogen und den Trainerstab entscheiden lassen. Ich habe meine Meinung, aber dieser Schritt zurück fühlte sich richtig an. Als es um die Entscheidung ging, ob er dabei sein sollte, dauerte die Diskussion zehn Sekunden.
Diese Erfahrung ist schön zu erleben. Ausserdem kann man so über unser Team sprechen und nette Geschichten erzählen. Das Spiel gegen die Schweiz? Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass dies kein besonderes Spiel ist. Die Schweiz ist ein Teil unserer der Geschichte. Aber wir sind uns bewusst, dass die Schweizer Nati als Favorit in das Spiel gehen wird. Wir werden versuchen, unser Bestes zu geben.
Werden wir bei zukünftigen Familienessen über diese Erfahrung sprechen? Vielleicht werden wir eher über Golf reden. Es ist wichtig, dass man im Alltag auch an andere Dinge denkt» (lacht).
Kevin Bozon (26, Ajoie): «Ein unglaubliches Saisonende»
«Als ich ins Trainingslager eingeladen wurde, habe ich nicht an die Weltmeisterschaft gedacht. Ich habe nur versucht, den nächsten Cut zu überstehen. Ich wusste, dass einige unserer NHL-Spieler nicht kommen würden, und so dachte ich, dass es vielleicht klappen könnte. Ich habe schon bei den Junioren für meinen Vater gespielt. Ehrlich gesagt, ist das für mich wie bei jedem anderen Trainer auch, ich werde meine Spielweise ohnehin nicht ändern, nur weil mein Vater hinter der Bank steht.
Grundsätzlich ist die Weltmeisterschaft für mich der Höhepunkt einer sehr animierte Schlussphase der Saison. Nach ein paar miserablen Jahren in Winterthur kam ich kaum vom Fleck, aber dann hat sich alles gelöst und ich bin explodiert. Zuerst gab es ein paar Spiele bei Ajoie und schliesslich einen Vertrag für die nächste Saison. Ich hoffe schon, dass mir diese Erfahrung mit den besten Spielern der Welt dabei helfen wird, in der National League einen Schub zu bekommen.»
Tim Bozon (28, Lausanne): «Ich lasse Kevin sein Ding machen»
«Ich und Kevin teilen uns ein Zimmer, aber dabei hatten wir kein Mitspracherecht. Ich war vom ersten Tag bei der Vorbereitung mit dabei, zuerst war ich mit Jordann Bougro (wechselt von Fribourg zu Kloten, die Red.) eingeteilt, aber als er ausgeschieden ist, wurde Kevin mein Zimmerkollege. Wir machen es uns einfach, ich lasse Kevin sein Ding durchziehen. Klar, ich bin der ältere Bruder und habe mehr Erfahrung, aber ich gebe ihm höchstens mal einen Tipp.
Das Spiel gegen die Schweiz ist natürlich etwas Besonderes. Ich werfe einen kleinen Bonus in die Mannschaftskasse, um die Jungs zusätzlich heiss zu machen. Ich kenne alle oder fast alle Spieler der Schweizer Nati, im Hotel laufen wir uns über den Weg, aber es gibt kein Gezänk mit den Teamkollegen aus Lausanne. Wir werden uns wahrscheinlich nach der WM gegenseitig etwas aufziehen.»