«Arizona war für mich ein Kulturschock»
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Nati-Verteidiger Janis Moser:«Arizona war für mich ein Kulturschock»

Mit 21 Chef der Verteidigung
Janis Moser verrät: «Ich versuche, bei Roman Josi abzuschauen»

Er ist erst 21, spielt bereits seine dritte WM und ist schon der Chef der Nati-Verteidigung. Die Saison begann für Janis Moser jedoch mit einem Kulturschock.
Publiziert: 22.05.2022 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 22.05.2022 um 10:59 Uhr
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Janis Moser bereitet an der WM in Finnland viel Freude.
Foto: keystone-sda.ch
Marcel Allemann

Blick: Wenn Sie an den Janis Moser der ersten WM 2019 zurückdenken und sich nun den Janis Moser der WM 2022 vor Augen führen – ist das noch der gleiche Spieler?
Janis Moser: Ich hoffe schwer, dass es nicht mehr der gleiche Spieler ist! Zwischen 18 und 21, das sind Jahre, in denen sich ein Hockeyspieler enorm entwickelt. Es sollte so sein, dass man jedes Jahr wieder einen Schritt nach vorne machen kann und bis jetzt geht das bei mir relativ gut auf.

An Ihrer ersten WM waren Sie mit 18 bereits ein erstaunlich reifer und solider Verteidiger, der sich aber in der Offensive noch zurückhielt. Das hat sich geändert. Ihre Auftritte in Helsinki erinnern ein wenig an Roman Josi. Einverstanden?
Roman Josi ist jemand, der sehr viele Sachen richtig macht und bei dem ich auch versuche, zwei, drei Sachen abzuschauen. Von dem her freut es mich sehr, dass es Leute gibt, die da Parallelen sehen.

Sie haben es bei den Arizona Coyotes bereits im ersten Jahr zum Stammspieler in der NHL geschafft. Haben Sie Ihre eigenen Erwartungen übertroffen?
Es ist immer sehr schwierig, wenn man das erste Mal in einem anderen Land spielt und sich das erste Mal in einem komplett anderen Umfeld befindet. So gesehen war es auch sehr schwierig, Erwartungen zu haben, denn mir fehlten schlichtweg die Referenzen. Ich bin einfach sehr glücklich, wie es gelaufen ist. Wenn mir jemand vor der Saison gesagt hätte, dass ich so viele Spiele in der NHL bestreiten kann, dann hätte ich das sofort unterschrieben. Der andere Punkt ist aber auch, dass man menschlich wachsen muss, wenn man plötzlich so weit weg von zu Hause lebt.

Hatten Sie zu Beginn als Berner Seeländer in der Wüste von Arizona einen Kulturschock?
Schon ein wenig. Es gibt dort halt viele Sachen, die ganz anders laufen und die man als Berner Seeländer so noch nicht kennt. Es galt dann einen Weg zu finden, damit umzugehen und sich anzupassen.

Janis Moser Persönlich

Der Berner Seeländer Janis Moser debütierte mit 17 beim EHC Biel in der National League und bestritt bereits mit 18 im Jahr 2019 in der Slowakei seine erste WM. Aktuell in Finnland spielt er seine dritte WM und ist schon zu einem Teamleader gereift. In dieser Saison reüssierte er auf Anhieb in Nordamerika. Nach einer kurzen Reifeprüfung beim Farmteam Tucson Roadrunners in der AHL (18 Spiele), wurde er von den Arizona Coyotes im vergangenen Dezember in die NHL hochgeholt, biss sich dort fest und bestritt 43 Spiele (4 Tore, 11 Assists).

keystone-sda.ch

Der Berner Seeländer Janis Moser debütierte mit 17 beim EHC Biel in der National League und bestritt bereits mit 18 im Jahr 2019 in der Slowakei seine erste WM. Aktuell in Finnland spielt er seine dritte WM und ist schon zu einem Teamleader gereift. In dieser Saison reüssierte er auf Anhieb in Nordamerika. Nach einer kurzen Reifeprüfung beim Farmteam Tucson Roadrunners in der AHL (18 Spiele), wurde er von den Arizona Coyotes im vergangenen Dezember in die NHL hochgeholt, biss sich dort fest und bestritt 43 Spiele (4 Tore, 11 Assists).

Zum Beispiel?
Ein Beispiel war das Essen. Zu Beginn, als ich noch im Hotel lebte und auch noch kein Auto hatte. Da war ich auf den Lieferservice angewiesen und dann hast du da die amerikanischen Restaurants, bei denen du nicht gross Gemüse und Salate bestellen kannst, sondern ausschliesslich Steaks, Burger und Fast-Food. Darauf muss man sich einstellen und nach einer Lösung suchen.

Und wie hiess die Lösung?
Ich habe dann beim Verantwortlichen für die Ernährung im Klub geschaut, dass ich über einen Koch bereits vorpräparierte Mahlzeiten organisieren kann oder aus dem Stadion mehrere Mahlzeiten mitnehme für den Nachmittag und für das Abendessen.

Wie leben Sie eigentlich in Arizona?
In einem Appartement-Complex. Es ist ähnlich wie in einem Hotel, einfach mit einer eigenen Wohnung.

Fühlen Sie sich dort mittlerweile so richtig zu Hause?
Als mein richtiges Zuhause sehe ich schon immer noch die Schweiz. Aber ich habe mich gut eingelebt und fühle mich immer wohler.

Als 18-Jähriger gründeten Sie in Ihrer Wohngemeinde mit Ihrem Bruder eine Sportgruppe, um Jugendliche vom ewigen Handykonsum wegzubringen. Gibt es diese noch?
Die Gruppe gibt es noch, aber das Ziel haben wir nicht wirklich erreicht. Das ging ziemlich in die Hosen (lacht). Wir sind einfach so sechs, sieben Kollegen, die zusammen in der Sporthalle ein wenig spielen gehen.

Demnach sind die Jugendlichen also nicht vom Handy wegzubringen?
Wir haben es auf jeden Fall nicht geschafft.

Wie halten Sie es selbst mit dem Handy und den sozialen Medien?
Auch das Handy und die sozialen Medien haben ihre Vorteile, wenn man sie richtig nutzt. Die Schwierigkeit liegt darin, den richtigen Umgang damit zu pflegen, sodass man sich nicht komplett auf den sozialen Medien verliert oder gar verrückt machen lässt. Wenn man nur noch am Handy hängt, dann ist das nicht der richtige Weg. Mir ist aber bewusst, dass es nicht einfach ist, sich zurückzuhalten. Auch ich selbst stelle immer wieder mal fest, dass ich mehr Zeit am Handy verbracht habe, als ich dies eigentlich wollte.

Als 18-Jähriger verrieten Sie im Blick, dass Sie lieber Bücher lesen. Damals waren Sie von Psychologie-Büchern fasziniert. Was für Bücher haben Sie in Helsinki dabei?
Psychologie interessiert mich weiterhin. Vor allem in Hinblick auf Elemente, denen ich im Eishockey und Teamsport ausgesetzt bin. Wie etwa Psychologie im Bereich von Leadership. Oder wie man es schafft, mental stark zu sein und konstant die beste Leistung abzurufen. Das finde ich spannend. In Helsinki habe ich Bücher dabei, in denen es um Persönlichkeitsentwicklung, mentale Sachen und Trainingslehren geht. Daneben aber auch noch einen Roman zum Abschalten.

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Patrick Fischers WM-Team 2022:
Foto: keystone-sda.ch
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