Erste Begegnung mit dem Nati-Coach
Als Fischer eine Tracht Prügel androhte

Nati-Trainer Patrick Fischer war schon immer ein Typ mit Prinzipien. Das müssen manche auf die harte Tour feststellen.
Publiziert: 28.05.2024 um 18:59 Uhr
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Aktualisiert: 28.05.2024 um 19:15 Uhr
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Patrick Fischer (hintere Reihe, rechts) steht für seine Sache und sein Team ein.
Foto: Getty Images
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Daniel LeuStv. Sportchef

Ich habe bis heute exakt einmal mit Patrick Fischer telefoniert. Das war 2008. Ich war damals Anfang 30, Redaktionsleiter des Sportmagazins und gefühlt ein gestandener Journalist, den scheinbar nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Fischer war damals ebenfalls Anfang 30, liess bei Zug allmählich seine Karriere ausklingen und war ein gestandener Spieler, den scheinbar nichts mehr aus der Ruhe bringen kann.

Ich weiss nicht, ob sich Fischer an jenes Telefongespräch vor 16 Jahren noch erinnern kann. Ich aber schon, denn es war legendär. Am anderen Ende der Leitung hatte ich einen aufgebrachten Fischer am Draht. Er war richtig wütend, schrie, beleidigte mich und drohte mir eine gehörige Tracht Prügel an, sollten wir uns dereinst über den Weg laufen.

Fischer zeigte schon früh seinen Charakter

Warum Fischer damals ausser sich war, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Nur so viel: Er hatte allen Grund, sauer zu sein, denn wir – das Sportmagazin – hatten unter dem Deckmantel des Begriffs Satire eine Grenze überschritten, die es nicht zu überschreiten gilt.

Warum ich hier diese Anekdote erzähle? Weil sie möglicherweise viel über den heutigen Nati-Trainer Patrick Fischer aussagt. Schon damals reagierte er auf den Bericht so, wie er heute ist: geradeaus und gerechtigkeitsliebend. Fischer steht für seine Werte ein und lässt sich nicht verbiegen. Egal, wie das beim Gegenüber, Journalisten oder Schweizer Sport-Fan ankommt.

Den Erfolg aufs Spiel gesetzt

In den letzten Jahren habe ich Fischer fasziniert aus der Ferne und mit Sicherheitsabstand beobachtet. Ich war beeindruckt, wie er die Ziele der Nati – für einen Schweizer völlig atypisch – immer höher geschraubt hat. Wie er für den Erfolg seine eigenen Interessen und wohl auch seinen eigenen Job aufs Spiel gesetzt hat, denn wer hoch fliegen will, kann auch tief fallen.

Wie er mit den Worten «niemand ist grösser als das Team» Lian Bichsel mit einem Nati-Verbot bis 2026 aus seiner Gruppe verstossen hat. Wie er in den letzten Monaten trotz Kritik und einer Pleitenserie unbeirrt seinen Weg ging. Wie er nach der sonntäglichen Finalniederlage – notabene nach einem der besten Schweizer WM-Turniere aller Zeiten – offen und voller Ehrgeiz sagte: «Die Silbermedaille mag ich langsam nicht mehr sehen.»

Danke Patrick Fischer. Und Sorry für 2008.

Apropos Gerechtigkeit: Kurze Zeit nach dem Erscheinen des verunglückten Fischer-Artikels 2008 wurde das Sportmagazin für immer eingestellt …

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