Die Slowakei war lange Zeit der bevorzugte Testgegner der Schweizer Nati. Mangels Alternativen hatte man sich mit den Osteuropäern auf gegenseitige Entwicklungshilfe geeinigt. Das führte – je nach aktuellem Stand der Entwicklung – zu wachsender Unzufriedenheit, mal auf der einen, dann auf der anderen Seite. Den aussagekräftigsten Crash-Test für Topnationen – einen Weltmeistertitel – hat die Slowakei allerdings schon bestanden, auch wenn der Triumph mittlerweile 20 Jahre zurückliegt.
Im Februar 2022 gaben die Slowaken mit der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen von Peking erneut eine Kostprobe ihres Könnens zum Besten – und das nur drei Jahre nach dem Absturz bei der Heim-WM in Bratislava.
Drei slowakische Supertalente
Der slowakische Verband hat diesen Denkzettel genutzt, um zielgerichtet in den Nachwuchs zu investieren – und diesen auch sofort bei Titelkämpfen zu präsentieren. In Finnland stehen mit Simon Nemec (18), dem phänomenalen Juraj Slafkovsky (18, Olympia-MVP) und Adam Sykora (17) gleich drei Supertalente des Jahrgangs 2004 in der Aufstellung.
Den WM-Ernstkampf gegen den ewigen Testgegner beginnt die Schweiz mit viel Tatendrang – grösser ist nur noch die Streuung im Abschluss. Malgin erzielt zwar den fast schon obligatorischen Führungstreffer, danach werden aber zahlreiche Chancen versiebt – und die Slowaken nutzen ihre wenigen konsequent aus.
Ambühls Rekordspiel
Ab Spielmitte entgleitet der Schweiz die Partie etwas. Eine Partie, in der Andres Ambühl mit seinem 119. WM-Einsatz mit dem Rekord der deutschen Legende Udo Kiessling gleichzieht.
Mitverantwortlich für die Kurskorrektur: Strafen à discrétion. Im Schlussabschnitt gelingt Hischier mit dem 4:2 eine scheinbar beruhigende Führung, die von den Slowaken aber sofort beantwortet wird. Dann fliegt Fora für einen unbedachten Körpereinsatz (Check mit dem Knie) vom Eis – fünf Minuten Unterzahl. Weil auch noch Siegenthaler in die Kühlbox muss, drückt der Gegner mit zwei Mann mehr. Allerdings vergeblich. Das Schweizer Unterzahlspiel erweist sich erneut als mustergültig, Tristan Scherwey wird nach einem blockierten Schuss gar gefeiert wie ein Torschütze. Der heisst dann Herzog – sein Abschluss ins leere Tor regelt die Punkteverteilung endgültig.
Schweiz – Slowakei 5:3
Helsinki Ice Hall, SR: Ansons (Lett)/Rekucki (USA), 2504 Fans
Tore: 1. Malgin (Suter/SH) 1:0. 11. Roman (Lantosi, Liska) 1:1. 24. Egli (Scherwey, Bertschy) 2:1. 26. Slafkovsky (Kristof, Tatar) 2:2. 33. Meier (Suter) 3:2. 46. Hischier (Marti) 4:2. 50. Takac (Sykora, Grman) 4:3. 60. Herzog (Malgin, Suter) 5:3 (ins leere Tor).
Schweiz: Genoni; Kukan, Siegenthaler; Moser, Fora; Geisser, Glauser; Marti, Egli; Kurashev, Hischier, Meier; Simion, Malgin, Suter; Ambühl, Corvi, Herzog; Scherwey, Thürkauf, Bertschy.
Slowakei: Tomek; Fehervary, Ceresnak; Nemec, Ivan; Grman, Rosandic; Janosik; Kristof, Pospisil, Tatar; Slafkovsky, Minarik, Regenda; Lantosi, Liska, Roman; Tamasi, Lunter, Takac; Sykora.