Hockey-WM in Belarus steht auf der Kippe
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Diktator ausser Rand und Band
Hockey-WM in Belarus steht auf der Kippe

Der Dauerherrscher Lukaschenko kann sich nur noch mit Gewalt an der Macht halten. Im Mai 2021 soll die Schweiz in Minsk zur WM antreten.
Publiziert: 14.08.2020 um 18:39 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2021 um 15:06 Uhr
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Despot Lukaschenko begibt sich selbst gerne aufs Glatteis.
Foto: keystone-sda.ch
Dino Kessler

Manipulierte Wahlen, Schüsse gegen Demonstranten, festgesetzte Dissidenten, verschleppte Regimekritiker. In Belarus geht der Diktator Alexander Lukaschenko wieder mal mit aller Härte gegen Oppositionelle vor, obwohl er das Land wohl längst verloren hat.

Und ab dem 21. Mai 2021 soll Minsk als Main Host neben Riga (Lettland) die Eishockey-Weltmeisterschaft austragen? Der Eishockey-Weltverband (IIHF) beobachtet die Situation mit wachsender Besorgnis. Der Präsident René Fasel sagt: «Grundsätzlich sind wir keine politische Behörde, der Zustand in Belarus ist für uns aber natürlich ein Thema, das wir verfolgen.» Man habe sich innerhalb des IIHF-Council in einer Videokonferenz beraten und sei in Kontakt mit Vertrauten vor Ort.

Fragezeichen vor Junioren-Weltmeisterschaften im Dezember

Allerdings stellt die andauernde Covid-Pandemie die IIHF aktuell (noch) härter auf die Probe als Lukaschenko, sagt Fasel. Im Dezember stehen zwei IIHF-Anlässe auf dem Programm, die U20-WM in Kanada (Edmonton) und die U20-B-WM in Dänemark. «Aktuell weiss man nicht, wie sich die Lage in vier Monaten präsentieren wird. Kann man dann wieder unbeschränkt reisen? Darf vor Publikum gespielt werden? Die Weltmeisterschaft in Minsk ist noch etwas weiter weg.»

Erstmal wird sich die Politik mit dem Problem Lukaschenko befassen. Die EU berät am Freitag über mögliche Sanktionen. «Wir beobachten natürlich die Lage», sagt Fasel. «Aber es wäre wohl falsch, sich zu diesem Zeitpunkt einzumischen.» Der Covid-Pandemie war Lukaschenko mit Zynismus begegnet und hatte seinen Landsleuten empfohlen, zur Stärkung «Eishockey zu spielen, Wodka zu trinken, Traktor zu fahren und dann in die Sauna zu gehen.» Die nationale Fussball-Meisterschaft liess der Despot per Dekret weiterlaufen, selbst als das übrige Fussball-Europa längst im Covid-Lockdown dämmerte.

Riga könnte übernehmen

Unter den aktuellen Bedingungen ist es aus verschiedenen Gründen kaum denkbar, dass eine nationale Sportbehörde ihre Athleten nach Minsk (wo die Schweiz in der Gruppe A spielen soll) reisen lassen wird. Nicht nur aus der Sicht der Politik ist wenigstens der zweite WM-Host (Riga) vollkommen unverdächtig: Auch der Covid-Pandemie wurde in Lettland mit Pragmatismus begegnet. Traktoren kamen dabei nicht zum Einsatz.

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